Versammlung habe einen Wandel in der Kirche angestoßen

Vorsichtige Zuversicht nach Ende von Synoden-Beratungen

Veröffentlicht am 30.10.2023 um 12:19 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Die erste Vollversammlung der Weltsynode ist zu Ende gegangen, ein Dokument verabschiedet – und viele Stimmen sind zufrieden mit dem Endergebnis. Doch einige mahnen auch, dass die Synode noch mutiger hätte sein dürfen.

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Der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, hat die Dynamik der zu Ende gegangenen Beratungen der Vollversammlung der Weltsynode gelobt. Sie sei ein "großes geistliche Bemühen" gewesen, "das Ganze der Kirche sichtbar zu werden zu lassen" und nicht viele Einzelheiten, sagte der "Vatican News" am Sonntag. "Wir sind mit anderen unterwegs, auch wenn sie nicht direkt dabei sind. Das ist ein geistliches Geschehen."

Er blickte zudem positiv auf das von den Synodalen verabschiedete Dokument. "Der Bericht hat zwar nicht fertige Antworten, aber er hat Ansatzpunkte – und es geht ja noch weiter", sagte er. Er könne allerdings verstehen, wenn manche von dem Dokument enttäuscht seien.

Die Schweizer Synodale Helena Jeppesen-Spuhler nannte das Abschlussdokument dagegen mutlos. "Aber die Versammlung war nicht mutlos in den Diskussionen", sagte sie am Sonntag dem SRF. Es sei schön gewesen, sehr starke Frauen und Männer, Kardinäle zu sehen, die sich für die Frauen und für Gleichberechtigung eingesetzt hätten. "Ich wäre natürlich froh gewesen, vor allem für die Kirche in der Schweiz, dass wir klarere Zeichen gehabt hätten", etwa bei der Frauenweihe. "Aber was wir haben, ist nicht wenig."

"Mühlen mahlen langsam"

Ähnlich argumentierte der Basler Bischof Felix Gmür: "Die Mühlen mahlen langsam", sagte er dem SRF. Um zu guten Ergebnissen zu kommen, müsse man sich im Synodenkollegium gegenseitig kennen, was Zeit brauche. "Für mich ist es manchmal ein bisschen zu langsam, aber ich sehe, man will alle mitnehmen."

Den Prozess des Zusammenkommens unterschiedlicher Perspektiven bezeichnete die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar als große Herausforderung der Synode. Wesentlich sei, auch die Anliegen anderer, die man nicht teile, dennoch wahrzunehmen und zu respektieren, sagte sie der Nachrichtenagentur Kathpress am Sonntag. Das gelte auch für die Kirche in Europa. Sie sieht im Abschlussdokument auch eine Botschaft an die theologische Wissenschaft, sich mehr einzubringen. Da die Theologie nicht überall den gleichen Stellenwert habe wie etwa in Deutschland, habe sie bei der Synode lediglich eine untergeordnete Rolle gespielt. Das solle sich in Zukunft ändern.

Jean-Claude Hollerich und Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Jean-Claude Hollerich betonte, dass die Arbeit nun erst beginne.

Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich zeigte sich überzeugt, dass "die Freiheit und Offenheit die Kirche verändern" werde. "Die Kirche wird Antworten finden, aber wahrscheinlich nicht genau jene, die eine einzelne Gruppe haben möchte. Aber welche, mit denen die meisten Menschen sich gut fühlen", so Hollerich gegenüber dem US-Pressedienst CNA am Samstag.

Bericht lediglich Zwischenschritt

Den Synodenbericht sieht er lediglich als Zwischenschritt, die eigentliche Arbeit beginne jetzt. "Nächstes Jahr wird es hoffentlich ein wirkliches Dokument geben, bei dem auch einige theologische Fragen zur Synodalität behandelt werden", so der Kardinal mit Blick auf die nächste geplante Synodenetappe im Herbst 2024. Doch auch dieses Dokument werde lediglich ein Schritt einer Kirche auf dem Weg sein.

Einen ähnlichen Gedanken formulierte der Chicagoer Kardinal Blaise Cupich am Sonntag. "Das Dokument ist nicht so wichtig wie die Erfahrung, die wir gemacht haben", sagte er dem US-Jesuitenmagain "America". Es sei wichtig, dass die Teilnehmenden ihre Synodalitätserfahrungen mit nach Hause nähmen, das sei ein neuer Weg des Kircheseins.

Beratungen bei Weltsynode
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Erstmals waren auch Frauen bei einer Synode stimmberechtigt.

Lobende Worte fand er für die nichtgeweihten Synodalen. Ihr Blickwinkel habe sich "frisch, herausfordernd, in einer Art, wie ein Bischof es nicht hätte ausdrücken können" in der Synode bemerkbar gemacht. Es habe nur vereinzelt ablehnende Stimmen gegen sie gegeben, im Großen und Ganzen hätten die Bischöfe "wirklich gut" mit den Laien zusammengearbeitet. Inhaltlich betonte er vor allem die Relevanz der Frauenfrage. "Wir sprechen hier über einen Paradigmenwechsel." Es gehe darum, Frauen in die Entscheidungsfindung und -umsetzung einzubinden. Ihre Leitungsrolle müsse "gesehen, respektiert und geschützt" werden. Das gehe über die Frage des Frauendiakonats hinaus. "Es geht um eine andere Art des Respekts gegenüber dem Geschenk, das Frauen der Kirche machen." Wie das genau aussehen solle, sei noch nicht zu Ende diskutiert.

Am Sonntag war die erste Vollversammlung der Weltsynode in Rom zu Ende gegangen. Zum Abschluss hatten die 364 Synodalen, darunter erstmals auch Laien und als deren Teil Frauen, ein Dokument verabschiedet, in dem die Prüfung theologischer und kirchenrechtlicher Veränderungen angeregt wird, wodurch Reformen in der Kirche möglich werden sollen. (cph)