Fundamentaltheologe Hoff: Weltsynode war fast schon revolutionär
Aus Sicht des Salzburger Fundamentaltheologen Gregor Maria Hoff war die erste Phase der Weltsynode "fast schon revolutionär". In Rom hätten Laien und damit auch Frauen mitentschieden und auch über die Segnung homosexueller Partnerschaften oder die Frauenordination sei diskutiert worden, schreibt Hoff in einem Gastbeitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Die Päpste vor Franziskus hätten gerade auf die Frage der Frauenweihe mit einem verbindlichen Nein geantwortet. "Auch der amtierende Papst zeigt sich skeptisch bis ablehnend, aber diskutieren lässt er trotzdem. Das ist schon ein Schritt", so Hoff.
Die Weltsynode zeige zudem, dass der vom Vatikan kritisch verfolgte Synodale Weg der Kirche in Deutschland keineswegs isoliert dastehe. "Er hat Spuren hinterlassen", schreibt der Theologie-Professor. Wenn es jedoch geltende Kirchenlehre sei, dass Frauen nicht geweiht werden dürften, dann könne auch eine Synode daran nichts ändern. Dafür brauche es ein Konzil und immer auch die Zustimmung des Papstes. "Und doch bewegt sich in Rom etwas, indem man berät. Denn das bedeutet, dass es Spielraum gibt", so Hoff.
Es brauche Richtungsentscheidungen
Im kommenden Jahr tage die Weltsynode erneut. Ob und welche Weichen dann gestellt würden, lasse sich noch nicht absehen. "Doch die Sorge der Konservativen, es könnte ans katholische Eingemachte gehen, hat sich unter einem Gesichtspunkt bestätigt: Das synodale Kommunikationsmodell des Papstes führt tatsächlich auf katholisches Neuland." In den 1960er Jahren habe das Zweite Vatikanische Konzil zu Veränderungen der kirchlichen Lehre geführt, die vorher undenkbar schienen. "Franziskus ist genau der richtige Papst für Überraschungen", so Hoff. Franziskus setze darauf, erst den innerkirchlichen Stimmen synodalen Raum zu geben, bevor es zu Entscheidungen komme, was der Unterscheidung der Geister dienen sollte. "Doch es braucht irgendwann Richtungsentscheidungen. Und wer entscheidet, wo der Geist Gottes war, den man je unterschiedlich beansprucht?", fragt der Fundamentaltheologe.
Hier zeige sich "ein unaufhebbares Konstruktionsproblem der Synode", denn der Papst berufe die Synode ein und sei frei in den Konsequenzen, die er ziehe. Ob dies anders gehe, werde sich an der Reaktion des Papstes auf mögliche Mehrheitsentscheidungen der Synode zeigen. "Das wäre dann tatsächlich ein Schritt hin zu einer wirklich synodalen Kirche." (cbr)