Beratungen über die Zukunft der Kirche müssen öffentlich sein
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In wenigen Tagen, am 8. November, wird in Berlin wieder der Katholische Medienpreis verliehen. Seit 2003 würdigt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) zusammen mit den Fachverbänden GKP und km. exzellenten, kritischen Journalismus. Doch wie weit reicht eigentlich die Wertschätzung, nachdem die letzte Laudatio gesprochen, die letzte Urkunde überreicht ist?
Zweifel kommen auf, wenn die mediale Begleitung kirchlicher Geschehnisse – wie jüngst geschehen – ganz offen zu einer Gefahr erklärt wird. Bei der Weltsynode in Rom mussten Pressevertreterinnen und -vertreter deshalb draußen bleiben. Der Passauer Bischof Stefan Oster sprach lobend von einem "geschützten Raum für alle, damit keine Polarisierungen entstehen und durch Berichterstattung noch einmal verstärkt werden".
Der Denkfehler ist ein doppelter: Erstens sind synodale Gesprächsformate keine gruppentherapeutischen Versuchsanordnungen, um Beziehungskrisen oder persönliche Konflikte zu klären. Hier soll vielmehr um den künftigen Weg der Kirche gerungen werden. Zweitens "entstehen" Gegensätze in Fragen kirchlicher Lehre und Praxis nicht etwa durch Öffentlichkeit – sie sind längst vorhanden. Und deshalb gehören sie ausgetragen.
"Ich habe offen vor aller Welt gesprochen. Ich habe immer in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen. Nichts habe ich im Geheimen gesprochen." (Joh 18,20) Mit der Antwort Jesu auf Fragen über seine Jünger und über seine Lehre ist das Öffentlichkeitsprinzip mustergültig formuliert.
Öffentlichkeit hat mit Transparenz zu tun, mit Verantwortung und mit Rechenschaft. Öffentlichkeit beugt Legendenbildungen vor, falschen Gerüchten, gezielten Indiskretionen. Damit schützt sie die Integrität von Beratungen. Fraglos stellen Öffentlichkeit und damit die mediale Begleitung aber auch Ansprüche an die Qualität der Redebeiträge und die Debattenkultur.
Der Synodale Ausschuss, Frucht und Folge der Beratungen auf dem Synodalen Weg in Deutschland, wird sich dem stellen und in seiner konstituierenden Sitzung am 10./11. November beschließen müssen, wie das neue Gremium tagen soll. Gut, dass gewichtige Stimmen auch aus den Reihen der Bischöfe für die Öffnung und gegen eine Fortsetzung des römischen Closed-shop-Verfahrens plädieren. Wer in der Kirche etwas zu entscheiden haben will, der sollte schon beim Beraten dafür einstehen, was er zu sagen hat.
Der Autor
Joachim Frank ist "DuMont"-Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion des "Kölner Stadt-Anzeiger". Außerdem ist er Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.