Oster: Synodaler Ausschuss aus Papst-Sicht auf verbotenem Terrain
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat seine Kritik am Synodalem Ausschuss erneuert und Zweifel daran geäußert, dass die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) als Träger des Gremiums fungieren kann. In der Satzung werde die DBK zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Träger des Synodalen Ausschusses genannt. "Ob das rechtlich korrekt ist, möchte ich zumindest anfragen, da in der Vergangenheit die Deutsche Bischofskonferenz erst dann Träger einer gemeinsamen Sache war, wenn sie es im Verbund mit dem VDD [Verband der Diözesen Deutschlands, Anm. d. Red.] war, der personelle und finanzielle Ressourcen bereitstellt", schreibt Oster in einem Beitrag auf seiner Homepage. "Wenn also vier Bistümer nicht an der Trägerschaft des Synodalen Ausschusses mitwirken und damit auch der VDD nicht sein Träger ist, wie kann dann die 'Deutsche Bischofskonferenz' als Ganze der Träger sein? Auf welcher rechtlichen Grundlage?"
Oster hatte zusammen mit den Bischöfen Rudolf Voderholzer (Regensburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) im Juni eine Finanzierung des Synodalen Ausschusses über den VDD mit einem Veto blockiert. Dabei sei es ihm nicht ums Geld gegangen, sondern darum, dass er insgesamt der römischen Linie folgen und in der Einheit mit dem Papst bleiben wolle. "Ich bin den Synodalen Weg bis dahin mitgegangen – wie zuvor auch zugesagt – und jetzt war die Zäsur da und die Möglichkeit zu pausieren und unsere Ergebnisse in die Weltsynode einzubringen", so Oster. Derzeit werde ein Verein als Trägerstruktur für das Gremium gegründet, der von den vier Bistümern Würzburg, Münster, München-Freising und Limburg getragen werde, so der Passauer Bischof.
Teilnahmerecht scheine eher eine Vereinnahmung zu sein
Ihm sei zudem immer wieder mitgeteilt worden, dass er als Diözesanbischof qua Amt ein automatisches Recht auf Mitgliedschaft im Synodalen Ausschuss habe. "Dieses zugesprochene 'Recht' scheint mir daher eher eine Vereinnahmung zu sein, um den Anspruch aufrecht erhalten zu können, die Deutsche Bischofskonferenz als Ganze sei tatsächlich Träger des Synodalen Ausschusses. Sie ist es nach meiner Auffassung nicht, wenn nicht wenigstens alle Diözesanbischöfe zu dieser Trägerschaft bereit sind."
In seinem Beitrag kritisierte Oster, dass die Verantwortlichen des Synodalen Wegs zahlreiche Mahnungen aus dem Vatikan missachtet und dennoch den Synodalen Ausschuss eingerichtet hätten. "Und obwohl in der Satzung des Synodalen Weges festgehalten ist, dass dessen Beschlüsse aus sich 'keine Rechtskraft' hätten, und die 'Vollmacht' der Bischöfe, 'im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben', 'durch die Beschlüsse unberührt' bleibe, und obwohl ich dem Beschluss zur Einrichtung eines Synodalen Rates nicht zugestimmt hatte, bin ich nach der Beschlussfassung zum Synodalen Ausschuss nicht einmal gefragt worden, ob ich nicht dennoch Mitglied sein oder werden wolle", klagte Oster. "Es wurde einfach vorausgesetzt und damit die eigene Satzung aus meiner Sicht nicht korrekt beachtet." Oster bekräftigte, in den kommenden drei Jahren nicht am Synodalen Ausschuss teilnehmen zu wollen. "Ich sehe die Gefahren, die Papst Franziskus und die Kurie schon mehrfach formuliert haben. Ich teile weitgehend ihre Diagnose – und habe mich daher bewusst für das Gehen mit der Weltkirche entschieden – wie ich früher schon geschrieben habe, aus Gewissensgründen und verbunden damit eben auch als Weise, mein Treueversprechen zu leben."
DBK-Reaktion habe Kommunikation mit Rom nicht verbessert
Im Hinblick auf den Brief von Papst Franziskus auf vier konservative Kritikerinnen des Synodalen Wegs bezeichnete Oster es als erstaunlich, dass eine so zügige Antwort des Papstes in einer so wichtigen Sache nicht direkt an den DBK-Vorsitzenden gegangen sei. "Eine Mutmaßung: womöglich, weil die bisherigen Antworten auf römische Interventionen nicht als angemessen betrachtet wurden?" Der Papst lasse keinen Zweifel daran, dass er den Synodalen Ausschuss als einen der Schritte sehe, mit denen sich "große Teile" der Kirche in Deutschland "immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen" drohten und mache damit auch deutlich, dass er die bislang beigebrachte Argumentation zur Rechtfertigung des Synodalen Rates, dass sich dieser nämlich im Rahmen des geltenden Kirchenrechts befinde, nicht teile und annehme. "Wenn ich den Brief also in dieser Ausdrücklichkeit lese, befindet sich der Synodale Ausschuss von Rom und vom Papst her betrachtet auf verbotenem Terrain." Die Reaktion der DBK, den Brief nicht zu kommentieren, halte er für nicht dienlich, um die Kommunikation zwischen Rom und der Kirche in Deutschland zu verbessern. "Zugleich räume ich aber auch ein: Solche Fragen könnte man natürlich auch von Deutschland aus an die Adresse der römischen Kommunikationsverantwortlichen stellen."
Oster betonte zudem erneut, dass er in wesentlichen Fragen zur Anthropologie und zur Ekklesiologie grundsätzlich anderer theologischer Auffassung sei als die vom Synodalen Weg vorgelegten Grund- und Handlungstexte. "Und ich bin – anders als viele andere – auch der Meinung, dass genau diese Themen die größte Sprengkraft für eine sich weiter beschleunigende Polarisierung in der Weltkirche, unter den Gläubigen, unter den Bischöfen und im Verhältnis der Kirche in Deutschland zum Heiligen Stuhl haben." Die drängende Aufgabe der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals scheine für jene Themen gerade recht gekommen zu sein, um die seit Jahrzehnten auf der Agenda einschlägiger Reformwünsche stünden. Als Beispiel nannte er das Thema "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche", das kein Thema der MHG-Studie war und nachträglich in den Synodalen Weg aufgenommen worden sei. "Das 'Frauenthema' wurde zusätzlich vom ZdK eingebracht und war Bedingung dafür, dass das Zentralkomitee überhaupt Mitträger des Synodalen Weges sein würde", so Oster. (cbr)