"Fiducia supplicans"-Debatte verheißt nichts Gutes für Weltsynode
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Man stelle sich nicht gegen den Papst, sondern "entschieden und radikal gegen eine Häresie, die die Kirche, den Leib Christi, ernsthaft untergräbt, weil sie im Widerspruch zum katholischen Glauben und zur katholischen Tradition steht". So begründete der ehemalige Kurienkardinal Sarah jüngst seinen Widerstand gegen "Fiducia supplicans" (FS). Dass diese Worte nur wenige Tage nach der Pressemitteilung des Glaubensdikasteriums zur Rezeption eben dieser Erklärung veröffentlich wurden, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn dort wiederholt Glaubenspräfekt Fernández nicht nur gebetsmühlenartig, dass FS die gültige Lehre zu Ehe und Sexualität nicht verändert. Er betont auch, dass die Erklärung keinen Rahmen biete, um sie als "häretisch, der kirchlichen Tradition zuwiderlaufend oder blasphemisch zu betrachten".
Tatsächlich wird an der Frage der Segnung homosexueller Paare deutlich, dass die Weltkirche längst gespalten ist. Denn während die einen FS ablehnen, geht anderen die Erklärung nicht weit genug. Dass ein bei Lichte betrachtet so geringes pastorales Zugeständnis – spontane Segnungen von Paaren in "irregulären Beziehungen" in 10 bis 15 Sekunden – einen derartigen Widerstand auslöst, bedeutet mit Blick auf die anstehende zweite Sitzungsphase der Weltsynode nichts Gutes.
Schon nach der ersten Periode kritisierte etwa der US-Jesuit James Martin, das Synthesedokument entspreche nicht den vielen Tischdiskussionen und Wortmeldungen zu queeren Menschen. In der Synthese wurden diese Menschen explizit erst gar nicht erwähnt. Dass es bei diesen oder anderen Themen im kommenden Herbst konkrete Aussagen in die eine oder andere Richtung oder gar handfeste Reformen geben könnte, dürfte nach den jüngsten Debatten um FS mehr als unwahrscheinlich sein – und erneut für Enttäuschung in allen Lagern sorgen.
Was Fernández am Ende seiner jüngsten Klarstellung schreibt, gilt daher auch für andere Bereiche: "Wir werden uns alle daran gewöhnen müssen, die Tatsache zu akzeptieren, dass ein Priester, der diese Art von einfachen Segnungen erteilt, kein Häretiker ist, nichts ratifiziert und die katholische Lehre nicht leugnet." Diese Gewöhnungsphase könnte noch sehr lange dauern.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
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