Kardinal Schönborn an deutsche Bischöfe: Einheit mit Rom wahren
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ruft die deutschen Bischöfe auf, weiter im Dialog mit dem Vatikan zu bleiben. Im Interview des theologischen Portals "communio.de" (Montag) schließt er sich der römischen Kritik am geplanten Fortgang des deutschen Reformwegs an. Die dabei vorgesehene Beteiligung von Laien an grundlegenden Entscheidungen stehe im Widerspruch zur Verfassung der Kirche.
Aus Schönborns Sicht sollten die deutschen Bischöfe keine Beschlüsse fassen, die zu einer Spaltung führen könnten. Sie müssten sich "ernsthaft fragen, ob sie wirklich aus der Communio mit und unter dem Papst ausscheren oder sie nicht vielmehr loyal annehmen wollen. Die Weigerung einzulenken, wäre obstinatio – klares Anzeichen eines Schismas, das niemand wollen kann." Die Warnungen aus Rom zu ignorieren, wäre aus seiner Sicht fahrlässig.
Hintergrund für die ungewöhnlichen Ratschläge Schönborns an seine deutschen Amtsbrüder ist deren am heutigen Montag in Augsburg beginnende Vollversammlung. Unmittelbar zuvor hatte der Vatikan die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) aufgefordert, nicht wie geplant über die Satzung eines Synodalen Ausschusses abzustimmen. Das Thema wurde deshalb von der Tagesordnung genommen. Reformgruppen und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderten die Bischöfe daraufhin auf, trotzdem an ihrem Reformkurs festzuhalten.
"Geduld" von Papst und Dikasterien "beeindruckt"
Schönborn erinnerte daran, dass der Vatikan schon mehrfach erklärt habe, die Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. "Mich beeindruckt die Geduld, mit der vom Papst und von den römischen Dikasterien versucht wird, mit den deutschen Bischöfen im Gespräch zu bleiben und die Einheit und die Gemeinschaft zu wahren", betonte der Kardinal. Daher sei auch umgekehrt von den deutschen Bischöfen ein Entgegenkommen zu erwarten – "und die deutschen Bischöfe sollten auch vom ZdK erwarten dürfen, den Bogen nicht zu überspannen".
Beim aktuellen Konflikt der deutschen Bischöfe mit Rom gehe es weder um "Machtfragen" noch um Disziplinarfragen, fügte Schönborn hinzu: "Vielmehr nimmt Papst Franziskus seine Kernaufgabe wahr, die Einheit im Glauben zu wahren", weil es um das "Grundverständnis von Kirche" gehe.
Die persönliche Verantwortung für die wichtigen Entscheidungen und die Glaubensweitergabe könne ein Bischof nicht an Gremien delegieren, so der Kardinal: "Daher ist auch die Figur der freiwilligen Selbstbindung der Bischöfe an Beschlüsse von Synodalen Räten mit dem Herzstück der bischöflichen Sendung nicht vereinbar." (KNA)