Auch Kritik an Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Gesellschaft

Bischof Bätzing: "Wir wollen keine Sekte werden"

Veröffentlicht am 23.02.2024 um 15:09 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Sich abzuschotten, ist aus Sicht von Bischof Georg Bätzing keine Option für die katholische Kirche. In einem Interview hat er sich auch erneut zum Rechtsextremismus-Papier der Vollversammlung geäußert: Die Gesellschaft brauche solche Signale.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, hat davor gewarnt, sich angesichts der weniger werdenden Kirchenmitglieder zurückzuziehen. "Wir wollen keine Sekte werden, die sich abschottet von anderen und sagt: 'Wir sind die Besseren'", sagte Bätzing am Donnerstagabend in einem RTL-Interview. Beim Katholikentag in Erfurt wolle man von den dortigen Christinnen und Christen lernen, was es bedeute, trotz einer Minderheitenrolle inklusiv und kreativ zu sein und so die Gesellschaft zu tragen und zu prägen. "Ich glaube, darin liegt die Zukunft", betonte Bätzing.

Der DBK-Vorsitzende betonte zudem erneut die Einheit mit Rom. "Wir sind eine Familie. Wir gehören zusammen. Wir könnten nicht katholische Kirche sein ohne den Papst. Das ist für mich undenkbar", so Bätzing. Beim Synodalen Weg gebe es derzeit eine "Auseinandersetzung" zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan darüber, wie die Verantwortung von Bischöfen so ausgeübt werden könne, dass sie verbindliche Beratungen durch Laien integriere, transparent sei und Rechenschaft ablege. "Hier müssen wir ringen miteinander."

AfD fahre "kluge Strategien"

Bätzing wiederholte im Interview zudem seine Kritik an der AfD und anderen rechten Parteien. Die AfD fahre "kluge Strategien" und nutze das demokratische Instrumentarium, um am Ende die Demokratie auszuhöhlen und zu unterwandern. Die Bischöfe hätten sich bei ihrer Vollversammlung in Augsburg dazu entschlossen, die AfD auch explizit in ihrer Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" zu nennen, da rechtsextreme und rechtspopulistische Ideen auch von der Partei vertreten würden.

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In der am Donnerstag präsentierten und einstimmig beschlossenen Erklärung betonen die Bischöfe unter anderem: "Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar." Wer solche Parolen verbreite, könne zudem kein haupt- oder ehrenamtliches Amt in der Kirche übernehmen. Die Parteimitgliedschaft oder das Wählen einer solchen Partei seien aber kein Ausschlusskriterium für Ämter, präzisierte Bätzing im RTL-Interview.

Die Erklärung könne in ihrer Klarheit "ein Weckruf an die Gewissen von Katholikinnen und Katholiken" sein, sagte Bätzing. Die Erklärung sei aber auch ein Signal in die Gesellschaft als Ganze: "Ich glaube, unsere Gesellschaft braucht solche Signale", so der DBK-Vorsitzende. "Wir haben die Wahlentscheidung von Menschen ja nicht in der Hand. Wir können nur Orientierung geben."

"Man kann nicht Christ sein und gleichzeitig Antisemit"

Auf die Frage, ob Kirchenvertreter auf Demos gegen Rechtsextremismus auftreten sollten, sagte Bätzing: "Ich finde, das steht ihnen gut zu Gesicht." Auch für andere Demonstrierende sei das wichtig, so der Limburger Bischof. Daher habe auch er selbst sich an solchen Demos beteiligt.

Bätzing sprach sich zudem klar gegen Antisemitismus aus allen politischen Richtungen aus. "Wir haben bisher immer gesagt: Antisemitismus hat in unserem Land keinen Platz. Wir müssen aber wahrnehmen: Er nimmt sich diesen Platz, unverhohlen." Gerade seit dem Angriff der Hamas auf Bürger Israels trete Antisemitismus in Deutschland verstärkt auf. "Was sich da geäußert hat, das darf in unserem Land nicht ungeschoren bleiben und das müssen wir ausbremsen." Es sei die Pflicht der katholischen Kirche, vor Antisemitismus zu warnen und die rote Linie zu benennen, da Jüdinnen und Juden die älteren Geschwister der Christenheit seien. "Man kann nicht Christ sein und gleichzeitig Antisemit." (cbr)