Neues Buch thematisiert Reformwillen

Theologe: Papst Franziskus ist Seelsorger und kein großer Reformer

Veröffentlicht am 20.04.2024 um 14:30 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel "Der Papst der Enttäuschungen". In einem Interview erklärt der Theologe und Religionsjournalist Michael Meier nun, woran er das festmacht und sagt auch, was Franziskus aus seiner Sicht vor allem ist.

  • Teilen:

Papst Franziskus ist aus Sicht des Theologen Michael Meier in erster Linie ein Seelsorger, der an der bestehenden Lehre nicht rütteln möchte. Es habe "große Gesten und Aussagen" gegeben, die viele Menschen zu der Hoffnung verleitet hätten, dass jetzt Reformen kämen, so der Religionsjournalist gegenüber dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Samstag) zu seinem Buch "Der Papst der Enttäuschungen". Aber das stimme so nicht. "Er ist ein Seelsorger, der Barmherzigkeit walten lassen und einen neuen pastoralen Zugang zu den Menschen will. Aber daraus zu schließen, dass er große Reformen vornimmt, ist falsch."

Der Papst zaudere und wage nicht, die Lehre anzutasten. "Er ist Seelsorger, das ist seine Domäne  und nicht die Theologie. Er will die Lehre nicht neu ausloten, und ich glaube auch, es lebt sich ganz gut mit dem Image des verhinderten Reformers. So bleibt er für seine Anhänger eine Lichtgestalt", sagte Meier. Man sehe einen pastoralen Zugang im Einzelfall, "aber dann scheut er sich, die Konsequenzen in Bezug auf die Lehre zu ziehen".

Mit Blick etwa auf die Möglichkeit von Segnungen für homosexuelle Paare sagte Meier, das sei zwar ein Wandel. "Aber ich kann trotzdem keinen Fortschritt darin erkennen. Für mich ist das eine Mogelpackung. Wenn ich jemanden segne, dann würde ich meinen, dass dieser Segen diese Beziehung als gut und in Ordnung qualifiziert. Und das tut es ja gerade nicht. Es ist ein Verständnis von Segen, der mir sehr fremd ist." Der Papst wolle die Lehre nicht verändern und schaue nach pastoralen Spielräumen, "um die Hartherzigkeit dieser Lehre ein bisschen abzumildern". Meier betonte: "Man hört immer wieder von diesem Papst, was er Tolles gesagt hat und gemacht hat, aber letztlich zählt für ein späteres Pontifikat, was in den Lehrschreiben steht." (KNA)