Pfarrer: Kassel hat Spitzenplatz als glücklichste Großstadt verdient
Der Kasseler Pfarrer André Lemmer kann laut eigener Aussage gut verstehen, dass Kassel in dem am Dienstag veröffentlichten "Glücksatlas" der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) als glücklichste Großstadt Deutschlands prämiert wurde. Kassel habe einen Spitzenplatz verdient, er selbst fühle sich in der Stadt wohl, sagte Lemmer am Mittwoch auf Anfrage von katholisch.de. Zwar habe die nordhessische Großstadt natürlich auch soziale Probleme. Er denke aber, dass der Umgang damit einen Unterschied mache. "Viele Akteure, auch unsere Pfarrei St. Elisabeth, versuchen, diesen Problemen offen und ehrlich zu begegnen und Abhilfe zu schaffen", so der Geistliche, der seit 2022 in St. Elisabeth tätig ist. Beispielhaft nannte er die Sozialkirche St. Joseph, die Menschen in Not mit Essen und Kleidung helfe.
Die Lebensqualität der einzelnen Stadtteile in Kassel möge variieren, aber die Stadtgesellschaft versuche immer wieder, gemeinsam daran zu arbeiten. "Das liegt vielleicht auch an der Größe: Viele Menschen hier sagen immer wieder 'Kassel ist ein Dorf mit Straßenbahn'. Und in Bezug auf den Zusammenhalt oder das Bewusstsein, dass es nur gemeinsam geht, ist das tatsächlich oft spürbar", sagte Lemmer weiter. Er erlebe auch in seiner Kirchengemeinde Menschen, die anpackten, mutig Neuland begehen wollten und sich nicht vor Herausforderungen versteckten. "Das macht mich übrigens noch zufriedener mit Kassel, weil ich weiß, dass mein Team von hauptamtlichen Mitarbeitern nicht alleine steht, sondern von wirklich vielen, sehr engagierten Ehrenamtlichen getragen wird."
Pfarrer schwärmt von Fuldaauen, Herkules und Kultur
Ihn persönlich beeindrucke unter anderem die Vielfalt der Nationen in Kassel. "Natürlich empfinde ich auch die Fuldaauen, den Bergpark am Herkules und das wirklich schöne und vielfältige Angebot von Kulturschaffenden – nicht nur zur Documenta – als einen großen Faktor, der zu einer Zufriedenheit beiträgt", so der Geistliche. Als positiv stellte er auch den Wächterdienst vor der Synagoge in der Stadt heraus. Bei diesem stünden Kasseler Bürger der jüdischen Gemeinde seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober vor der Synagoge bei, wenn die Gemeinde in dem Gotteshaus zum Gebet zusammenkomme.
Kassel war im "Glücksatlas" der SKL zur glücklichsten Großstadt Deutschland gewählt worden. Für die Rangliste von 40 Städten wurden den Angaben zufolge vom Institut für Demoskopie Allensbach zwischen Januar 2021 und April 2024 mehr als 25.000 Menschen befragt. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten Erfurt, die Gastgeberstadt des an diesem Mittwoch beginnenden 103. Deutschen Katholikentags, und Aachen. Auf den letzten Plätzen lagen Wiesbaden, Karlsruhe und das Schlusslicht Rostock. Neben der subjektiven Lebenszufriedenheit der Befragten habe die Untersuchung auch die objektiv messbare Lebensqualität jeder Stadt gemessen. Dabei habe sich gezeigt, dass die Einwohner in kleineren Städten glücklicher seien als es die objektiven Wohlfahrtsindikatoren erwarten ließen. (stz)