Für echte Ökumene muss der Papst auch in seiner Kirche aufräumen
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Was das Papstamt für die Ökumene bedeutet, haben auch Päpste schon realistisch eingeschätzt. Paul VI. bezeichnete sein Amt als "größtes Hindernis" auf dem Weg zur Kircheneinheit. Das Erste Vatikanische Konzil hat mit dem Jurisdiktionsprimat und der Unfehlbarkeit Pflöcke eingerammt, die kaum hintergehbar sind, und die aufgrund ihres Status als Dogma zementiert haben, was vorher schon ziemlich festgefahren war.
Bereits unterhalb dieser höchsten Ebene des formal verkündeten Dogmas ist aber nicht nur das Papstamt allgemein, sondern sind auch viele Entscheidungen des amtierenden Papstes Hindernisse für die Ökumene – trotz aller Zeichen, vom herzlichen Dialog mit Orthodoxen und Anglikanern über die Aufnahme koptischer Märtyrer in den katholischen Heiligenkalender bis hin zur Wiederaufnahme des Titels eines Patriarchs des Abendlandes. An der mit Blick auf die Ostkirchen längst überwundenen Rückkehrökumene wird mit den Anglikaner-Ordinariaten weiter festgehalten. Eine Anerkennung der anglikanischen Weihen steht nicht zur Debatte. Anlass dafür, sie im 19. Jahrhundert für nichtig zu erklären, waren Fragen des Weiheritus – heute macht das Glaubensdikasterium den Wortlaut von Sakramentenspendungen so stark, dass die Gültigkeit der Sakramente in getrennten Kirchen in Frage gestellt wird.
Am schwersten wiegt: Der Papst redet viel von Synodalität, im Vergleich zu orthodoxen Synoden sind die katholische Bischofssynode und der Kardinalsrat aber kaum Schwundstufen von Synodalität, die "heilsame Dezentralisierung" aus der Anfangszeit ist ein uneingelöstes Schlagwort geblieben, einsame Entscheidungen an den zuständigen Dikasterien der Kurie vorbei prägen die Amtsführung. Wer sollte von außen einen Papst als Ehrenoberhaupt und Mediator wollen, der nach innen autokratisch und erratisch agiert?
Diesen letzten Punkt gehen die Vorschläge des Einheitsdikasteriums an und mahnen Synodalität nach innen an, um das Papstamt in der Ökumene nach außen glaubhaft annehmbar zu machen. Vielleicht hört Papst Franziskus auf seinen Chefökumeniker mehr als auf renitente deutsche Katholiken – die katholische Kirche und die Ökumene würden dadurch gewinnen.
Der Autor
Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP).
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.