Casey Cole hat Auftritt bei US-Talentshow nachgespielt

Talent Transsubstantiation? Franziskaner sorgt mit Video für Aufregung

Veröffentlicht am 11.07.2024 um 13:19 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ist die Wandlung von Brot und Wein in der Eucharistiefeier ein priesterliches Talent? So sieht es jedenfalls in einem Video aus, das Franziskaner Casey Cole kürzlich geteilt hat. Mit dem Clip hat er für Verwirrung gesorgt – in mehrfacher Hinsicht.

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Ein katholischer Priester bei der bekannten US-Talentshow "America's Got Talent" – noch dazu am Altar und in liturgischer Kleidung? Das allein lässt schon aufhorchen. Und auch Bruder Casey Cole selbst scheint ziemlich aufgeregt zu sein. Auf die Frage des Jurors Simon Cowell, wie es ihm gehe, antwortet Cole: "Mir ist so schlecht, ich könnte mich übergeben." Als er kurz darauf erklärt, dass er Franziskanerbruder und katholischer Priester ist, jubelt das Publikum. "Das ist eigentlich keine große Sache", meint Cole beiläufig. Noch größer werden die Augen in Publikum und Jury dann aber, als Cole sein Talent zeigt: Er spricht die Wandlungsworte und hebt die Priesterhostie. Die Zuschauerinnen und Zuschauer hält es nicht mehr auf ihren Sitzen. Chef-Juror Cowell ist überzeugt genug, um Cole mit einem Druck auf den goldenen Buzzer direkt in die Liveshows des Formats zu schicken.

Dieses kurze Video auf den Social-Media-Kanälen des jungen Franziskaners ging viral. Bei Instagram hat der Clip mittlerweile 9,7 Millionen Aufrufe, auf TikTok 1,1 Millionen. Obwohl die Sequenz nur etwas über eine Minute lang ist, sorgt sie bei vielen Userinnen und Usern für Kopfschütteln. Denn nicht alle verstehen, dass es sich dabei um einen Scherz Coles handelt. "Ich wünschte, wir hätten das Ganze sehen können, ohne dass die Kamera auf das Panel statt auf Pater Casey gerichtet gewesen wäre!", schreibt etwa eine Userin bei TikTok. Ein anderer kommentiert: "Wow, wow, wow. So großartig! Simon erkannte die Kraft Christi und des Evangeliums."

Aufgrund der Verwirrung sah Cole sich gezwungen, wenig später ein Erklärvideo zu veröffentlichen. "Ich habe mich in eine alte Episode von 'America' Got Talent' eingefügt", gibt der Ordensmann darin freimütig zu. Er habe gedacht, dass dies offensichtlich gewesen sei. Das sei es für viele offenbar jedoch nicht gewesen. "Aber es war als Scherz gemeint."

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Doch damit nicht genug der Unklarheit: Denn zahlreiche andere Plattform-Nutzerinnen und -Nutzer erkannten zwar den Fake – aber nicht den beabsichtigten Witz. "Sorry, aber ich verstehe nicht, was er getan hat", fasst eine Instagram-Kommentatorin zusammen. Ein TikTok-Kommentar lautet: "Ich habe es über 20 Mal gesehen und es immer noch nicht verstanden." In seinem Folgevideo versucht Cole daher, die Transsubstantiationslehre zu erklären. Denn nach katholischem Verständnis verwandelt sich das Wesen von Brot und Wein in der Eucharistiefeier und wird zu Leib und Blut Christi. "Unser Herr und Erlöser Jesus kommt zu uns nicht nur in Wort und Geist, sondern in Fleisch und Blut, sodass wir ihn in uns selbst aufnehmen können", formuliert Cole. Das sei "die größte Sache", die überhaupt passieren könne.

In den Kommentarspalten äußert sich aber auch der Unmut vieler Userinnen und User, die mit dem humoristisch gemeinten Video des Franziskaners an sich nicht einverstanden sind. "Kein katholischer Priester würde jemals die Eucharistie missachten und das Brot nur für Entertainment brechen. Es ist ein Sakrileg", schreibt eine Userin bei Instagram. Eine andere kommentiert: "Das ist überhaupt nicht lustig. Ich sehe die gute Absicht hier, aber bitte TU das NICHT, verspotte nicht das Opfer unseres Herrn, nur um ein paar Likes zu bekommen. Das ist nicht richtig."

Und Cole? Er erklärt, er habe sich nicht über die Eucharistie lustig machen wollen, sondern sie mit seinem Video im Gegenteil sogar preisen wollen. Bei "America's Got Talent" würden zahlreiche menschliche Fähigkeiten gelobt. "Aber was wir loben sollten, ist, was der Herr für uns tut: Er kommt zu uns, um uns zu retten." Die Eucharistie sei daher das, was eigentlich gelobt werden sollte.

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Die meisten Kommentatorinnen und Kommentatoren scheinen mit dieser Absicht und Botschaft Coles einverstanden zu sein. "Vater, ich verstehe vollkommen deine Absicht, dieses Video zu produzieren. Wir sollten jeden Sonntag bei der Messe so aufgeregt und voller Ehrfurcht sein", heißt es in einem Instagram-Kommentar. "Ich liebe Ihre Botschaft und ich liebe Ihren Humor!" Ein anderer schreibt: "Es hat in mir den Wunsch geweckt, zur Messe zu gehen! Ich liebe Jesus!!"

Neben seinen Social-Media-Kanälen betreibt Cole auch einen Internetblog namens "Breaking In The Habit". Die Mission dahinter sei es, im franziskanischen Geist zu evangelisieren, den Glauben zu fördern und Berufungen zum geistlichen Leben anzuregen. Ob ihm das mit seinem Video geglückt ist, lässt sich schwer überprüfen. Vielleicht haben aber ein paar Zuschauerinnen und Zuschauer nun etwas mehr Ahnung davon, was "Transsubstantiation" bedeutet und was in der Eucharistie gefeiert wird.

Am Ende seines Erklärvideos räumt Cole übrigens mit einer dritten Unklarheit auf: Hat er die Hostie versehentlich tatsächlich gewandelt, weil er als Priester die richtigen Worte gesprochen habe? "Nein, wir glauben nicht an Magie", sagt der Franziskaner. Der Priester müsse den Glauben und die Intention haben, die gesamte Messe zu feiern, damit aus der Hostie die wirkliche Eucharistie werde. "Du kannst nicht an einer Bäckerei vorbeilaufen, die Einsetzungsworte sprechen und Jesus im gesamten Geschäft präsent machen."

Von Christoph Brüwer