Nicht alle Bistümer gleich betroffen

2023 sanken Kirchensteuern in Bayern um 160 Millionen Euro

Veröffentlicht am 21.07.2024 um 12:12 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Jahrelang nur prognostiziert, jetzt Realität auch in Bayern: Die Kirchen nehmen weniger Steuern ein. Eine Folge hoher Austrittszahlen und der Überalterung ihrer Mitglieder. Die Bistümer sind jedoch nicht im selben Ausmaß betroffen.

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Die beiden großen Kirchen in Bayern haben 2023 auf breiter Front Einbußen bei ihrer Haupteinnahmequelle hinnehmen müssen. Das Kirchensteueraufkommen sank um fast 160 Millionen Euro auf rund 2,606 Milliarden Euro, wie eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) ergab. Der Rückgang fiel anteilig um einiges höher aus als im Bundesdurchschnitt. Dies gilt vor allem für die sieben katholischen Bistümer im Freistaat. Zusammen genommen verbuchten sie 5,9 Prozent weniger Kirchensteuer, insgesamt 116 Millionen Euro, das sind fast ein Prozent mehr als im Schnitt aller 27 deutschen Diözesen. Dazu muss man wissen, dass bundesweit mehr als jeder vierte Euro der katholischen Kirchensteuereinkünfte in Bayern aufgebracht wird.

Der Rückgang betraf alle bayerischen Bistümer, aber nicht im selben Ausmaß. Passau kam mit 3,8 Prozent weniger deutlich glimpflicher davon als Würzburg, wo der Effekt doppelt so stark ausfiel. In allen Diözesen und auch bei der Landeskirche haben bereits Sparprozesse eingesetzt. Auf der katholischen Seite wird die Herausforderung durch einen Vergleich deutlich: Der Fehlbetrag von 116 Millionen Euro bei der Kirchensteuer 2023 ist fast dreimal so hoch wie die Summe, die für Gemeinschaftsaufgaben in Bayern ausgegeben wird. Größter Posten ist hier die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die sich die Bistümer jährlich mehr als 21 Millionen Euro kosten lassen.

Keine Trendumkehr erwartet

Für die Zukunft erwarten die kirchlichen Finanzexperten keine Trendumkehr, sondern weiter rückläufige Einnahmen. Einigkeit besteht darin, dass der hohe Gebäudebestand reduziert werden muss. Auch der Verkauf oder Abriss von Kirchen ist nicht mehr tabu.

Das Kirchensteueraufkommen für 2023 im Einzelnen (gerundete Beträge in Millionen Euro): Evangelisch-Lutherische Landeskirche 758,34 (minus 43,52 gegenüber 2022), Erzbistum München-Freising 617 (minus 41), Augsburg 370,41 (minus 21,5), Regensburg 310,59 (minus 18,05), Würzburg 172,10 (minus 14,19), Bamberg 161,69 (minus 11), Passau 113,26 (minus 4,46), Eichstätt 102,58 (minus 5,45).

Das Erzbistum München und Freising hatte in dem Zuge bereits angekündigt, in der Finanzplanung Prioritäten setzen zu müssen. Man werde künftig nicht mehr alles machen können, sagte der Chef der Bistumsverwaltung, Generalvikar Christoph Klingan: "Aber was wir machen, das wollen wir wirkungsvoll machen, auf bairisch gesagt 'gscheid'." Dazu gehörten Projekte, die allen in der Gesellschaft zugute kämen. Auch deutschlandweit nahm die katholische Kirche weniger Kirchensteuern ein als in den beiden Vorjahren. 2023 beliefen sich die Einnahmen der 27 (Erz-)Bistümer auf 6,51 Milliarden Euro. Das waren gut 330 Millionen Euro und damit etwa 5 Prozent weniger als 2022. Im Vorjahr gab es noch einen Rekordwert von mehr als 6,84 Milliarden Euro, 2021 waren es 6,73 Milliarden Euro. (mpl/KNA)