Eucharistie-Kongress in den USA: Einheit und Synodalität im Fokus
Wunder, Heilungen und Bekehrungen: Neben hohen Erwartungen einzelner Bischöfe beim Nationalen Eucharistischen Kongress in den USA lenkten einige hochrangige Kirchenvertreter den Blick auf Synodalität und die Sorge um jene, die am Rande des kirchlichen Lebens stehen. Darunter der Apostolische Nuntius in den USA, Kardinal Christophe Pierre, der in seiner Ansprache vor Zehntausenden die Einheit in der katholischen Kirche – vor allem in den USA – betonte.
Pierre, der erste Hauptredner der fünftägigen Veranstaltung, die am vergangenen Mittwoch begann und am Sonntag endete, betonte in seiner Ansprache, dass die Gegenwart Jesu über Brot und Wein hinausgehe. Christus sei auch in der Versammlung seines gläubigen Volkes gegenwärtig, so der Nuntius. Pierre war 2016 von Papst Franziskus zum Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten ernannt und 2023 zum Kardinal kreiert worden. Er betonte mehrere Themen, die für Papst Franziskus Priorität haben, wie die Begleitung der Menschen am Rande des kirchlichen Lebens und das synodale Zuhören als wichtigstes Instrument der Unterscheidung. Der Nuntius äußerte sich auch zur eucharistischen Anbetung, einer traditionellen Andacht, die im Mittelpunkt des Treffens der US-Bischöfe steht. Pierre forderte die Katholiken auf, ihren Glauben über religiöse Übungen hinaus zu praktizieren. "Wenn wir im Akt der Anbetung das Sakrament nur als ein zu bewunderndes Objekt betrachten würden, dann würden wir außen vor bleiben", sagte Pierre.
Auf dem Weg zu einer synodaleren Kirche
Der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, sagte in seiner Predigt am Freitag, der Glaube an die Gegenwart Christi in der Eucharistie müsse dazu führen, sich der Armen und Unglücklichen anzunehmen. "Die längsten und tiefsten Momente der Anbetung sind unzureichend, wenn sie uns nicht zu Taten der Nächstenliebe führen", so Gregory. Der Glaube an die Realpräsenz müsse die Gläubigen auch zu einem entschlossenen Streben nach sozialer Gerechtigkeit und zu aufrichtigem Mitgefühl mit den Armen und Vernachlässigten führen.
In seinem Vortrag am Freitag betonte der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, dass die Eucharistie eine Schule auf dem Weg zu einer synodaleren Kirche sei. "Jedes Mal, wenn wir die Eucharistie empfangen, werden wir Schritt für Schritt freier, den Auftrag Christi anzunehmen", so der Kardinal. Dieser bestehe darin, die Kirche synodaler zu machen. Cupich, Delegierter der Weltsynode, die im kommenden Herbst in die zweite Runde geht, beschrieb das Konzept der Synodalität als ein Modell, in dem Laien und Kleriker in Dialog treten, einander zuhören und sich in der gemeinsamen Urteilsfindung engagieren, um den Weg der Kirche durch die Geschichte zu lenken. Er erinnerte die Zuhörer unter anderem daran, dass die Weltsynode versucht habe, die Diskussion über sensible Themen zu fördern. Dies habe jedoch bei einigen konservativen Katholiken die Befürchtung geweckt, dass die Weltsynode die Lehre der Kirche zu Themen wie Zölibat, Frauenordination, Homosexualität oder Empfängnisverhütung untergraben könnte, so der Kardinal.
Beim Abschlussgottesdienst des Kongresses übermittelte Kurienkardinal Luis Antonio Tagle den Teilnehmern den Segen und die Gebete des Papstes. Der Sondergesandte von Papst Franziskus für den Kongress rief die Gläubigen dazu auf, dafür zu sorgen, dass sich arme und alte Menschen sowie Migranten nicht ausgegrenzt, sondern als Teil der kirchlichen Gemeinschaft fühlen. Ebenso müsse jeder Katholik bereit sein, sich von Jesus senden zu lassen. Die Gläubigen sollten die Liebe und Barmherzigkeit, die sie von Jesus empfangen hätten, mit den Erschöpften und Verlassenen teilen, forderte Tagle.
Der Nationale Eucharistische Kongress fand in einem Football-Stadion in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana statt und wurde von der US-Bischofskonferenz organisiert. Mit dem Kongress wollten die Bischöfe das Verständnis der Eucharistie unter den Gläubigen erneuern und vertiefen. An dem fünftägigen Kongress, zu dem die katholischen Bischöfe der USA eingeladen hatten, nahmen den Angaben zufolge rund 50.000 Menschen teil. Medienberichten zufolge soll das Großevent rund 14 Millionen Dollar gekostet haben.
Der Vorsitzende des Organisationskomitees des Kongresses, Bischof Andrew Cozzens, hatte bereits am Mittwoch seine Erwartungen an die Veranstaltung formuliert. "Wir erwarten Wunder – denn wenn Menschen im Namen Jesu zusammenkommen, zeigt er sich so kraftvoll", sagte Cozzens in einem Interview. "Wir erwarten also tiefe Bekehrungen, Heilungen und vor allem ein echtes Wachstum des missionarischen Geistes", so der Bischof von Crookston. (mtr)