Standpunkt

Gegen Priester-Überforderung sollte die Weltsynode etwas tun

Veröffentlicht am 23.07.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Immer wieder beklagen Geistliche, Theologen und Psychologen die Überforderung von Priestern. Schuld daran ist auch der Vatikan, kommentiert Christoph Brüwer. Bei der Weltsynode braucht es daher Reformen, um diesen Zustand zu verbessern.

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"Bei Eurer Weihe wurden Eure Hände gesalbt, nicht Euer Sitzfleisch! Ihr wurdet nicht zum Priester geweiht, um Eure Zeit in endlosen Sitzungen zu verbringen." Mit deutlichen Worten hat der Augsburger Bischof Bertram Meier sich in einer Predigt an Priesterjubilare gewandt und sie dazu ermutigt, Menschen zu begegnen und sie zu Gott zu begleiten. Damit dürfte Meier vielen Priestern aus der Seele sprechen: Aufgrund ihrer Berufung zum Seelsorger haben viele sich für ein Leben als Priester entschieden – und finden sich jetzt immer in der Rolle eines Verwalters und Managers wieder. Immer wieder kritisieren Priester selbst, aber auch Theologen und Psychologinnen, dass Priester so systematisch in eine Überforderung geraten. Depressive Krisen und Suchterkrankungen sind nicht selten die Folge.

Das gilt nicht nur für Deutschland. Das kürzlich veröffentlichte Instrumentum laboris zur zweiten Sitzungsperiode der Weltsynode bringt diese Überlastung ebenfalls ins Wort und spricht von einer "gewissen Müdigkeit" bei Bischöfen, Priestern und Diakonen. Dabei ist der Vatikan nicht ganz unschuldig an dieser Situation: Mit der Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde" hat die Kleruskongregation zuletzt 2020 klargemacht: Nur ein Priester darf eine Gemeinde leiten. Beim nicht nur in Deutschland herrschenden Priestermangel bedeutet das zwangsläufig, dass die wenigen Priester immer häufiger in Sitzungen gebunden sind und sich deswegen mit den von Meier genannten "Debatten über Umsatzsteuer oder Datenschutz" befassen müssen.

Nachdem die Beratungen über die Weihe von Frauen für die abschließende Sitzung der Weltsynode ausgeklammert wurden, wäre es dringend an der Zeit, wenigstens auf dem Gebiet der Pfarreiverwaltung für eine Entlastung der Priester zu sorgen. Ein synodaleres Verständnis von Gemeindeleitung könnte so helfen, amtsmüde und überforderte Priester zu vermeiden und Klerikalismus abzubauen. Dass das funktioniert, zeigen schon jetzt Beispiele von Leitungsteams in Deutschland. Das sollte weiter ermöglicht werden, um der Realität zu begegnen, ohne das Kirchenrecht dehnen zu müssen. Vielleicht wäre es ein Anfang, wenn Bischof Meier seine Predigt bei der Weltsynode im Herbst wiederholt.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.