Die Ministranten müssen sich auf Hitze in Rom einstellen
Botschaftsempfang im sommerlich heißen Rom. Ein Bediensteter in Livree reicht einen Korb mit länglichen Objekten herum. Pralinees? Kugelschreiber? Nein: Fächer! Sofort beginnt ein allgemeines Wedeln. Denn der Fächer ("Ventaglio") ist ein wichtiges Frischluft-Accessoire gegen die gefühlt ewige Hitze in der Ewigen Stadt. Vielleicht auch für die 50.000 Jugendlichen, die ab Montag zur Internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom sein werden. Allein aus Deutschland reisen gut 36.000 Messdiener und Messdienerinnen an, um zusammen mit Jugendlichen aus rund 20 anderen Ländern bis 3. August Rom unsicher zu machen. Höhepunkt ist für viele die Audienz mit Papst Franziskus am Dienstagnachmittag auf dem Petersplatz – bei voraussichtlich 37 Grad.
Doch viele Jugendliche sehen dem schweißtreibenden Wetter gelassen entgegen: "Hitze finde ich auch mal ganz gut. Aktuell ist ja auch nicht so gutes Wetter in Deutschland", sagt Til (17), Messdiener aus Dülmen im Bistum Münster. "Ich habe auf jeden Fall Bock auf ein paar Tage richtig heiß." Für Rom hat er sich einen Schatten spendenden Fischerhut gekauft. Anna, Ministrantin aus dem Bistum Trier, ist etwas nachdenklicher: "Ich hoffe, wir werden es auf dem Petersplatz bei der Hitze aushalten." Aber: "Die Gemeinschaft wäre es auf jeden Fall wert!" Große Trinkflasche, Kappe und Sonnencreme, Faktor 50, gehören zur Standardausstattung für die Wallfahrt.
Die Bistümer schicken eigene Sanitäter für die Gesundheitsbetreuung, etwa von den Maltesern. Einen sicheren Hafen für zwischendurch bietet das Pilgerzentrum, das die deutschen Diözesen erstmals organisieren: wenige Gehminuten vom Petersplatz, gut klimatisiert, mit einem abwechslungsreichen Programm aus Musik und Filmen und viel Raum zum Abschalten und Kennenlernen.
"Leichte, kirchenkompatible Kleidung"
Bei der Papstaudienz werden zusätzlich 50.000 Wasserflaschen ausgegeben. Trumpf sind auch die "Nasoni": Trinkwasserbrunnen auf dem Petersplatz und überall in der Stadt – auffindbar natürlich auch per App. Die hat zum Beispiel Diakon Oskar Ehehalt aus dem Erzbistum München und Freising seiner Gruppe ans Herz gelegt. Die 21 Minis und 5 Begleitpersonen haben in Rom volles Programm: "Nix muss – alles kann", so Ehehalts Devise: "Parks, kühle Kirchen, leichte, kirchenkompatible Kleidung." Denn für den Besuch in Kirchen, aber auch bei der Papstaudienz müssen aus Respekt vor dem sakralen Ort Schultern und Knie bedeckt sein.
Worauf sich die Jugendlichen freuen? Das Gemeinschaftserlebnis mit Tausenden Gleichgesinnten aus vielen Nationen; Rom kennenzulernen: Spanische Treppe, Piazza Navona, Kolosseum, Petersdom, Sixtinische Kapelle, Katakomben, Pantheon, vielleicht ein Abstecher ans Meer oder nach Castelgandolfo. Vor allem: auf die vermutlich einmalige Gelegenheit, den Papst zu sehen. "Wir haben eigene Armbändchen und Kappen bedrucken lassen", sagt Maria aus dem Bistum Trier. "Vielleicht tauschen wir die aus oder können sogar dem Papst eine Kappe von uns schenken, sollte er an uns vorbeifahren!" Lukas würde sich freuen, "wenn er uns in unserer Aufgabe ermutigt und vielleicht sogar etwas auf Deutsch sagt".
Beim Warten auf dem Petersplatz können sich die Minis mit den farbenfrohen Fächern etwas kühle Luft verschaffen, die es bei jedem Souvenirhändler in Rom gibt. Viele Hitzegeplagte setzen auf Mini-Ventilatoren mit Batterien oder USB-Lademöglichkeit. Gegen die brennende Sonne helfen auch die bei Touristen beliebten Schirme mit japanisch angehauchtem Design aus Holz und Pergament. Ansonsten ist Schatten auf dem Petersplatz nachmittags Mangelware und ein Bad in den beiden Brunnen von Bernini und Maderna streng verboten. Wer sich aber neben sie postiert, kann auf leichten Wassernebel hoffen. Und hinterher wartet dann eine Abkühlung, sicher nicht nur auf die Gruppe von Pfarrer Adrian Sasmaz aus Betzdorf im Bistum Trier: "Durch zahlreiche Spendenaktionen in der Pfarrei können wir definitiv mehrmals die Woche mit allen Eisessen gehen."