Theologin: Alle merken, dass es der Kirche in Europa nicht gut geht
Aus Sicht der Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar steht die Kirche überall in Europa vor Problemen. "Alle merken, dass es der katholischen Kirche in Europa nicht gut geht", sagte Csiszar in einem Interview mit dem Kölner "Domradio" (Dienstag). Das sei ein Ergebnis des Austausches europäischer Weltsynodenteilnehmer bei einem Vortreffen in Linz zur anstehenden Synodensitzung im Oktober im Vatikan gewesen. "Kirche ist immer eindeutiger belanglos. Die Jugend fehlt in Westeuropa genauso wie in Osteuropa", betonte die Theologieprofessorin. Überall gebe es Probleme mit dem Priesternachwuchs und überall seien Frauen nicht oder nur wenig in der Kirche präsent. Für die Gründe für diese Krise gebe es allerdings verschiedene Diagnosen und Deutungen, die man ausgetauscht habe.
Csiszar sprach sich ebenfalls für eine regelmäßige europäische Kirchenversammlung aus. "Das würde unserem Kontinent ganz viel helfen", betonte die Weltsynoden-Teilnehmerin. "Denn das, was wir momentan sehen, diese gesellschaftliche, aber auch kirchliche Spaltung, diese Kluft, das haben nicht einmal die Kommunisten geschafft." Es brauche solche Treffen, um einander besser zu verstehen, betonte die Theologin, die die Tagung in Linz mitorganisiert hatte. "Wir müssen nicht voneinander lernen und immer Bescheid wissen, wie der andere zu denken hätte, sondern miteinander eruieren, wo eigentlich unsere Stärken, Schwächen, Hoffnungen, Ängste und Freuden liegen", so Csiszar. Im Nachgang der Linzer Tagung hatte auch der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, die Idee zu einer solchen europäischen Kirchenversammlung geäußert.
Im Interview hob Csiszar im Hinblick auf die kommende Sitzungsperiode der Weltsynode im Herbst die Bedeutung von Gesprächen jenseits der vorgegebenen Formen, etwa beim Essen oder Kaffeetrinken, auf hervor. Nur so könne Vertrauen aufgebaut werden. "Wenn wir uns nur ganz formal miteinander treffen und eigentlich nicht tiefer gehen können, bringt das nicht viel", sagte die Theologin. "Ich bin überzeugt, dass der Prozess, von einem Ich zum Wir zu kommen, im Gange ist. Wäre das nicht schon spurenhaft in Rom bei der ersten Sitzungsperiode im Raum gewesen, hätten wir diesen Synthesebericht nicht." Dieses Kennenlernen müsse allerdings weitergehen. Wenn man aus der eigenen Blase herauskomme und in die Welt des anderen hineintauche, beeinflusse das auch die eigenen Entscheidungen. "Solange ich die Welt des anderen nicht kenne, berührt es mich auch nicht." (cbr)