Bamberger Oberhirte spricht auch über AfD-Mitglieder in kirchlichen Gremien

Erzbischof Gössl für ökumenische statt konfessionelle Kirchentage

Veröffentlicht am 17.09.2024 um 11:00 Uhr – Lesedauer: 

Nürnberg ‐ Statt Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen künftig regelmäßige Ökumenische Kirchentage in Deutschland? Das kann sich der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl "gut vorstellen". Aber...

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Erstmals hat sich ein führender Kirchenvertreter in Deutschland für regelmäßige Ökumenische Kirchentage (ÖKT) anstelle der bisherigen konfessionellen Großtreffen ausgesprochen. "Ich könnte mir gut vorstellen, alle zwei Jahre einen ÖKT zu veranstalten", sagte der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl am Montagabend im Nürnberger Presseclub. Er sei aber nicht derjenige, der das zu entscheiden habe. – Evangelische Kirchentage beziehungsweise Katholikentage werden von den christlichen Laienbewegungen organisiert.

Ökumenische Kirchentage gab es bisher in Berlin (2003), München (2010) und Frankfurt am Main (2021). Evangelische und katholische Treffen finden bisher im jährlichen Wechsel statt. Ein Großteil der dortigen Veranstaltungen könne auch ökumenisch gestaltet werden, betonte Gössl: "Die Vielfalt der Konfessionen ist ein großer Schatz." Er verwies zugleich auf die wachsende Zahl orthodoxer Christen in Deutschland.

Gössl verteidigt politische Mitsprache der Kirche

katholische Kirche zudem auch weiterhin in politische und gesellschaftliche Fragen einmischen. "Wir sind erdverbunden, wir leben hier", sagte der Erzbischof. "Wir haben zu den aktuellen Fragen Meinungen, damit sind wir politisch." Die Kirche solle sich allerdings nicht parteipolitisch engagieren, sondern aus dem Glauben heraus, ergänzte Gössl. Das sei schon schwierig genug, denn die Fragestellungen, etwa zur Ökologie, könnten sehr unterschiedlich beantwortet werden.

Zurückhaltend äußerte sich der Erzbischof zur Mitwirkung von AfD-Mitgliedern in kirchlichen Gremien. Es handele sich um eine erlaubte Partei, "das ist juristisch schwierig", sagte er. Wenn die Menschen allerdings Haltungen verträten, die nicht christlich seien, könnten sie nicht an verantwortlicher Stelle in der Kirche tätig sein. Als Beispiele nannte er Antisemitismus, Rassismus sowie das Eintreten für Abtreibung. "Es geht nicht um eine Partei", fügte Gössl hinzu. "Es geht um Haltungen von Menschen, die bei uns tätig sind." (tmg/KNA)