Nihil obstat: Vatikan erlaubt öffentliche Verehrung in Medjugorje
Das vatikanische Glaubensdikasterium hat sich positiv über den bekannten Marienwallfahrtsort Medjugorje und die dortigen Erscheinungen der Muttergottes geäußert. Am Donnerstag veröffentlichte das Dikasterium seine Einschätzung, in der Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández dem Phänomen ein "nihil obstat" (nichts steht der Verehrung entgegen) erteilt und damit die öffentliche Verehrung erlaubt. Obwohl dies keine Erklärung des übernatürlichen Charakters bedeute und die Gläubigen nicht verpflichtet seien, daran zu glauben, zeige die Entscheidung, dass die Gläubigen "durch dieses geistliche Angebot einen positiven Ansporn für ihr christliches Leben erhalten können". Es gibt aber auch Klarstellungen des Glaubensdikasteriums zu den Botschaften.
In der Note wird mehrfach betont, dass die positive Bewertung der meisten Botschaften von Medjugorje nicht bedeutet, dass sie einen direkten übernatürlichen Ursprung haben. "Wenn man also von 'Botschaften' der Muttergottes spricht, muss immer 'mutmaßliche Botschaften' verstanden werden", heißt es. Es sei lediglich darauf hinzuweisen, dass inmitten dieses Phänomens "der Heilige Geist fruchtbar zum Wohl der Gläubigen wirkt; daher die Einladung, den pastoralen Wert dieses geistlichen Zeugnisses zu schätzen".
Klarstellungen notwendig
Obwohl die Botschaften nach Ansicht des Glaubensdikasteriums insgesamt von großem Wert sind und "die beständigen Lehren des Evangeliums in verschiedenen Worten zum Ausdruck bringen", weichen einige von ihnen von den positiven Inhalten ab und "scheinen ihnen sogar zu widersprechen". Daher bedürfen einige Botschaften der Klärung, betont das Glaubensdikasterium und ruft die Gläubigen zur Vorsicht und Umsicht bei der Interpretation und Verbreitung der vermeintlichen Botschaften auf. Dies gilt insbesondere für einige Botschaften, die mit Tadel und Drohungen verbunden sind. Dazu schreibt das Dikasterium: "In einigen Fällen scheint die Muttergottes eine gewisse Verstimmung zu zeigen, weil einige ihrer Anweisungen nicht befolgt wurden; sie weist auf bedrohlichen Zeichen hin und die Möglichkeit, nicht mehr zu erscheinen, auch wenn die Botschaften danach unvermindert weitergehen." Ebenso problematisch seien Botschaften, die sich auf die Arbeit in der Pfarrei beziehen: "Es gibt andere Äußerungen, welche falsch interpretiert werden könnten, wie es bei den Botschaften für die Pfarrei der Fall ist. In diesen scheint die Muttergottes Einzelheiten des geistlichen und pastoralen Weges kontrollieren zu wollen." Die Botschaften, so das Dikasterium, können "nicht gewöhnlich an die Stelle des Pfarrers, Pastoralrats und der synodalen Arbeit der Gemeinde treten, wenn es um Entscheidungen geht, die Gegenstand gemeinschaftlicher Unterscheidungsprozesse sind."
Ein weiteres Problem scheinen die häufigen Ermahnungen und das Beharren auf dem Hören der Botschaften zu sein: "Über die häufigen Ermahnungen an die Gläubigen der Pfarrei hinaus scheint die Muttergottes im Allgemeinen das Hören ihrer Botschaften so beharrlich zu fordern, dass diese Aufforderung manchmal mehr hervortritt als der Inhalt der Botschaften selbst." Dieses Beharren sei nach Ansicht des Glaubensdikasteriums noch problematischer, wenn sich "die Botschaften auf Bitten beziehen, deren übernatürlicher Ursprung unwahrscheinlich ist, wie z. B. wenn die Muttergottes Anordnungen über Daten, Orte und praktische Dinge gibt und Entscheidungen über gewöhnliche Angelegenheiten trifft." Dazu gehören auch jene Botschaften, die der Gottesmutter die Formulierungen "mein Plan", "mein Vorhaben", "mein Heilsplan" zuschreiben, die im Licht der Christologie verwirrend sein können. Ebenso betont das Dikasterium Aussagen über die Dreifaltigkeit, die bereits in früheren Entscheidungen des Vatikans kritisiert wurden, wie im Fall des Sehers Gioacchino Genovese in der Nähe von Como über die Barmherzigkeit der Dreifaltigkeit.
Papst-Gesandter bleibt weiterhin in Medjugorje
Gleichzeitig erließ der Diözesanbischof von Mostar-Duvno, Petar Palic, ein entsprechendes Dekret. Darin betonte er, dass die Gläubigen die Marienverehrung in Medjugorje frei ausüben können. Ebenso seien mögliche künftige Entscheidungen des Papst-Gesandten für Medjugorje, Aldo Cavalli, zu respektieren. Cavalli wird weiterhin die ihm anvertrauten Aufgaben wahrnehmen und die künftigen Botschaften sowie die noch nicht veröffentlichten prüfen und ihre eventuelle Veröffentlichung unter Berücksichtigung der Klarstellungen des Vatikans genehmigen. "Ebenso wird er die Maßnahmen ergreifen, die er für notwendig erachtet; er wird die pastorale Entscheidungsfindung angesichts neuer Situationen, die sich ergeben können, leiten und das Dikasterium auf dem Laufenden halten", heißt es weiter. Der Text besagt unter anderem, dass "Pilgerfahrten nicht wegen der Begegnung mit den mutmaßlichen Sehern stattfinden, sondern um Maria, der Königin des Friedens, zu begegnen und, getreu der Liebe Marias zu ihrem Sohn, Christus, zu begegnen".
Die Pfarrei Medjugorje wollte sich auf Anfrage von katholisch.de nicht äußern. Sie verwies lediglich, wie auch der Bischof von Mostar, auf die Internetseite des Vatikans und die dortigen Verlautbarungen. Medjugorje liegt 100 Kilometer südwestlich von Sarajevo und ist seit 1981 für seine Berichte über Marienerscheinungen bekannt. Diese wurden vom Vatikan mehrfach untersucht, aber bisher nicht anerkannt. Papst Franziskus entsandte 2017 einen Bischof als Vertreter vor Ort, einen Apostolischen Visitator. Cavalli übt dieses Amt seit 2022 aus. Seit 2019 sind auch bischöflich geleitete Wallfahrten möglich. Mit mehreren Millionen Pilgern jährlich ist der Ort längst einer der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte weltweit. (mtr)
19.9., 14:20 Uhr: Ergänzt um Dekret des Bischofs von Mostar-Duvno.