Standpunkt

Welche Vision hat die DBK für die Zukunft der Theologie?

Veröffentlicht am 23.09.2024 um 00:01 Uhr – Von Simon Linder – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein Thema der DBK-Vollversammlung ist die Zukunft der Theologie in Deutschland. Simon Linder erklärt, warum die Bischöfe über neue Visionen nachdenken müssen und wie sie eine freie Theologie fördern können, die auch junge Menschen begeistern kann.

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Heute beginnt in Fulda die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Eines der Themen: die Zukunft der Theologie in Deutschland. Es ist wichtig, dass die Bischöfe darüber sprechen – denn sie und die Institution Kirche sind eng mit dem Fach verbunden. Im kirchlichen Hochschulrecht wird formuliert, dass es sich "bei der Theologie von ihrem Wesen her um eine kirchenbezogene und kirchengebundene Wissenschaft handelt". Deshalb werden Bischöfe bei Nihil-obstat-Verfahren beteiligt, entsenden Vertreter*innen in Abschlussprüfungen für angehende Lehrkräfte. Es ist nicht einfach, sich unter diesen Voraussetzungen als Theologie an staatlichen Universitäten zu behaupten und Interesse an diesem Studienfach zu wecken – vor allem in Zeiten, in denen sich nur noch wenige junge Menschen einen Job in der Kirche vorstellen können.

Die Bischöfe können auf dieses Phänomen auf verschiedene Weisen reagieren: Erstens könnten sie einen Rückzug von den staatlichen Unis in kirchliche Hochschulen antreten. Manche sehen Kardinal Woelki auf diesem Weg, weil er mit seinem Projekt, der KHKT, die staatliche Fakultät in Bonn schwächen würde.

Zweitens könnten sie die Priesterausbildung auf wenige staatliche Fakultäten konzentrieren. In diesem Fall müssten langfristig viele andere Fakultäten schließen, weil deren Finanzierung durch die Länder nur als Standort der Priesterausbildung gesichert ist.

Drittens könnten sie eine neue Vision entwickeln, welche Rolle die Kirche für die Theologie und die Theologie für die Kirche im 21. Jahrhundert spielen können. Würden die Bischöfe auf ihre alten Rechte verzichten, könnten sie ein echtes Gegenüber gewinnen: eine ehrliche Theologie, in der Wissenschaftler*innen in Qualifikationsarbeiten und Studierende in Abschlussprüfungen ihre Positionen mit ihren Argumenten offen und frei vertreten könnten. Unter solchen Voraussetzungen die zentralen Fragen nach Gott und dem Menschen zu stellen – das wäre ein spannendes Unterfangen, für das sich sicher auch in Zukunft junge Menschen motivieren würden.

Von Simon Linder

Der Autor

Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.