Bätzing: Weltsynode muss zu Frauenbeteiligung konkrete Schritte finden
Aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, muss die Weltsynode in der Frage nach einer Teilhabe von Frauen in der Kirche "konkrete Schritte" finden. "Dabei braucht die Einbeziehung von Frauen auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens einschließlich der Leitung und der Einbeziehung in Beratungs- und Entscheidungsprozesse auch eine deutliche Absicherung durch das Kirchenrecht", betonte Bätzing am Dienstag bei einer Pressekonferenz bei der Herbstvollversammlung der DBK in Fulda. Dieser Frage dürfe man nicht ausweichen, sonst laufe dies auch gegen die Erwartungen, die Papst Franziskus selbst an die Synode gestellt habe. "Ich wünsche mir sehr, dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe bekommen können", erklärte Bätzing. Er nehme wahr, dass zahlreiche Frauen eine Berufung zu einem diakonischen Dienst verspürten.
Gleichzeitig kritisierte Bätzing in seinem Statement, dass die Themen bei der zweiten und abschließenden Sitzungsperiode der Weltsynode eingegrenzt worden sind. "Das ist zwar verständlich, macht es den Teilnehmenden aber oft nicht leicht, das zur Sprache zu bringen, was ihnen auf den Nägeln brennt und am Herzen liegt." Er selbst gehe mit Freude in diese Phase der Synode, aber auch mit einer "höheren inneren Anspannung, als im vergangenen Jahr". Schließlich gehe es darum, die Ergebnisse des gesamten synodalen Prozesses, der 2021 gestartet sei, zusammenzubringen.
Für den Münsteraner Bischof Felix Genn war der bisherige synodale Prozess der Weltkirche ein "bemerkenswert offener und transparenter Prozess, der dementsprechend viele Herausforderungen und klärende Fragen zutage gefördert hat". Es gehe um Fragen, die teilweise seit Jahrzehnten gestellt und theologisch gründlich bearbeitet worden seien. Viele dieser Fragestellungen seien auch beim Synodalen Weg der Kirche in Deutschland benannt worden. "Es war uns dann eine große Hilfe, im Rahmen der Weltsynode die Erfahrung machen zu dürfen, dass diese Fragen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in der Kirche virulent sind." Da die Weltsynode auf das Thema Synodalität fokussiert bleiben solle, seien einzelne Themen den Beratungen entzogen und in separate Arbeitsgruppen verlagert worden, von denen er selbst eine leite. Diese Entscheidung sei einerseits verständlich und nachvollziehbar. "Andererseits löst es aber auch bei vielen eine Sorge aus, dass hier mit wenig Transparenz Arbeitsgruppen eingesetzt wurden, deren Auftrag über den der jetzigen Synodalphase hinausreicht." Die aufgeworfenen Fragen verlangten jedoch nach Antworten. Genn ist der einzige Vertreter aus Deutschland, der eine Arbeitsgruppe leitet. Thema der Kommission ist die Zukunft des Bischofsamtes. Konkret beschäftigt sich die Gruppe, der auch sechs Kardinäle angehören, mit der Beteiligung des Gottesvolkes bei der Bischofsbestellung, der Qualifikationen, die ein Bischof haben soll und der Frage, wie die Ad-limina-Besuche der Bischöfe in Rom evaluiert und weiterentwickelt werden können.
Genn wünscht Konzentrierung und Konkretisierung in Dokumenten
Genn kritisierte darüber hinaus, dass er sich "in der einen oder anderen Perspektive noch etwas mehr theologische Reflektiertheit, Konkretheit und Griffigkeit der Ausführungen" gewünscht hätte. "Hier kann man sich sicher eine Konzentrierung und Konkretisierung durch die Arbeit der Synode wünschen, um so zu einem Abschlusstext zu gelangen, der nicht hinter die kraftvollen Perspektiven des Syntheseberichts zurückfällt."
Synodalität bedeutet aus Sicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck für die Bischöfe, gegenüber den Gläubigen nicht nur die Universalkirche und das Kollegium der Bischöfe unter dem Primat des Papstes zu vertreten. "Auch umgekehrt müssen sie sich als Vertreter ihrer Gläubigen sehen, an die sie Entscheidungen rückbinden und denen sie sich zur Rechenschaft verpflichtet sehen", erklärte Overbeck in seinem Statement. Daher brauche es kirchenrechtlich verankerte synodale Beratungs- und Entscheidungsprozesse unter Einbeziehung vieler Glieder des Volkes Gottes. Die Weltsynode könne nationalen Bischofskonferenzen zwar den Freiraum dafür geben, Frauen zu Weiheämtern zuzulassen. Gleichzeitig schränkte der Essener Bischof ein: "Wahrscheinlich erst dann, wenn klar wird, dass das nicht einfach nur ein Zankapfel ist, an dem die Einheit der Kirche zerbricht." Diese Einsicht sei aber noch nicht überall angekommen.
Overbeck sprach sich zudem dafür aus, dass kirchliche Einzelfragen auch unterschiedlich beantwortet und pastoral gelebt werden müssten. "Hier müssen den Bischofskonferenzen deutlich mehr Kompetenzen zuerkannt werden", sagte der Essener Bischof. Die Kirche synodaler zu gestalten bedeute, eine Balance zwischen Zentralität und dezentralen Spielräumen im pastoralen Handeln zu finden. "An eine solche Sichtweise von Kirche knüpfen sich viele Hoffnungen, und die Tatsache, dass gerade solche weltweiten Zusammenkünfte wie die bevorstehende Synode ihre eigene Dynamik zu entfalten vermögen, bestärkt einen grundlegenden Optimismus", so Overbeck. Mit Blick auf das Motto des Heiligen Jahres 2025 – "Pilger der Hoffnung" – sagte Overbeck: "Wir pilgern weiter und wir haben weiter Hoffnung." Angesprochen auf seine Sicht zum von Papst Franziskus angekündigten Bußakt wegen der Verfehlungen der Kirche unter anderem im Umgang mit Missbrauchsbetroffenen, erklärte er, dass ein solcher liturgischer Akt nicht ausreiche. Dieser Schritt müsse getan werden, aber es gehe auch um theologische, ekklesiologische und spirituelle Änderungen.
Aus Sicht des Passauer Bischofs Stefan Oster kommt gerade der Mission eine wichtige Rolle im synodalen Prozess zu. "Wenn die Beschäftigung mit Synodalität mehr ist als ein Kreisen um sich selbst, dann deshalb, weil uns der Geist drängt, das Evangelium zu leben und zu verkünden, vor allem auch denen, die Christus noch nicht kennen", sagte Oster. Miteinander gehen bedeute für Papst Franziskus auch hinausgehen. Die Befassung mit Synodalität sieht Oster nicht als Selbstbespiegelung. "Vielmehr geht es um einen neuen Aufbruch, um einen neuen Stil, miteinander Kirche zu sein."
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Der Augsburger Bischof Bertram Meier betonte in seinem Statement, dass die Kirche nicht in einem "Top-down-Modell" von oben nach unten geleitet und getragen werden könne. "Teilhabe, Transparenz, Offenheit, Rechenschaft, Einheit in Verschiedenheit, Inkulturation und Hinwendung zu den 'Rändern' sind daher wichtige Stichworte für die Beratungen dieser Synode", so Meier. Zur Evangelisierung gehöre aus seiner Sicht auch die Aufarbeitung der Missbrauchskrise der Kirche. "Wir sind gebeutelt seit 14 Jahren vom Missbrauchsskandal", so der Augsburger Bischof. Daher müsse ein Umfeld geschaffen werden, in dem das Evangelium bezeugt und verkündet werden könne.
An der Frage, ob Frauen eine Eucharistiefeier leiten könnten, sei derzeit nicht zu rütteln, betonte Meier: "Wir haben emotionale Wünsche, wir haben aber auch die Aussagen des Lehramtes." Die Frage, ob das Apostolische Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" (1994) von Papst Johannes Paul II. auch auf den Diakonat der Frau bezogen werden müsse, sei allerdings zu diskutieren. Er selbst versuche in seinem Bistum in Augsburg alles, um Frauen in Leitungspositionen zu berufen. "Aber bei der Weihe bin ich ehrlichgesagt noch ein wenig skeptisch." Auch Meier sprach sich für mehr Dezentralisierung aus. "Es muss, denke ich, nicht alles in der Zentrale entschieden werden", betonte er. Er fahre gerne zur Weltsynode nach Rom. Es gehe dabei nicht nur um Debatten, sondern auch um Begegnungen.
Bätzing, Overbeck und Meier wurden von der Deutschen Bischofskonferenz gewählt, um an den Sitzungen der Weltsynode in Rom teilzunehmen. Als weitere bischöfliche Vertreter hat Papst Franziskus Bischof Oster und Bischof Genn berufen. Die zweite und abschließende Sitzungsperiode der Weltsynode beginnt am 2. Oktober in Rom und dauert bis zu 27. Oktober. Die Herbstvollversammlung der DBK in Fulda dauert noch bis Donnerstag. (cbr)
24.09.2024, 15 Uhr: Ergänzt um weitere Aussagen der Bischöfe bei der Pressekonferenz.