Synodalität gehöre zur DNA der Kirche

Söding: Zeit der einsamen Entscheidungen in der Kirche ist vorbei

Veröffentlicht am 13.10.2024 um 14:40 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In der zweiten Woche der Weltsynode ging es auch um kirchliche Entscheidungsprozesse. Der Bochumer Theologe Thomas Söding sieht hier einen Sinneswandel in Rom. In einem Interview sprach er sich auch für größere Souveränität der Ortskirchen aus.

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Aus Sicht des Bochumer Bibelwissenschaftlers und Synodenberaters Thomas Söding ist auch auf Ebene der Weltsynode angekommen, dass es gemeinsame Beratungen und Entscheidungsfindungen in der Kirche braucht. "Die Zeit der einsamen Entscheidungen in der katholischen Kirche ist vorbei. Wir brauchen Gemeinsamkeit", sagte Söding in einem Interview mit "Vatican News" (Samstag). Vor allem der Prozesscharakter werde bei den Beratungen in Rom betont. Dies entspreche Überlegungen, die auch in Deutschland beim Synodalen Weg angestellt würden. "Für uns gehören Beraten und Entscheiden zusammen. Für uns gehört auch Gemeinsamkeit in den Entscheidungen dazu", sagte Söding, der selbst Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Auch in Deutschland wisse man aber, dass es unterschiedliche Rollen zwischen Bischöfen, Pfarrern und den Vertretungen des Kirchenvolks gebe.

Söding betonte in seinem Interview außerdem, dass der Vatikan sich bei der Synode nicht dafür einsetzen sollte, "möglichst viele Einzelvorschriften für möglichst viele einzelne Länder zu entwickeln". Synodalität gehöre zur DNA der katholischen Kirche. "Partizipation, gemeinsam beraten, gemeinsam entscheiden 'auf katholisch' – das ist die Tradition, die wir jetzt fortschreiben wollen", so der Theologieprofessor. Die katholische Kirche wolle zusammenbleiben. "Aber wir brauchen auch eine größere Souveränität darin, die jeweiligen Kontexte vor Ort zu bespielen, sodass Einheit und Vielfalt auf eine ganz neue Weise auch in eine gute Balance zueinander gebracht werden können."

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Durch die Entscheidung von Papst Franziskus, nicht nur Bischöfe, sondern auch andere Männer und Frauen zur Bischofssynode einzuladen, habe sich die Atmosphäre verändert, so Söding. "Es kommen neue Stimmen zur Sprache. Man redet anders miteinander, auch wenn man als Bischof spricht." Er hoffe, dass es diese Form der "Welt-Bischofssynode plus" auch weiterhin geben werde. Dass bei der Weltsynode auch Menschen aus der südlichen Hemisphäre zu Wort kommen, bezeichnete Söding als "ein großes Pfund für die katholische Kirche, auch in Europa". Gerade aus Deutschland würden diese Entwicklungen in der katholischen Kirche in anderen Teilen der Welt unterstützt. Das europäische Erbe, dass Glaube und Vernunft zueinander kämen, sei aus seiner Sicht aber "die eigentliche Idee hinter dem, was wir Synode nennen", sagte Söding.

Als theologischer Experte nimmt Thomas Söding an der Weltsynode in Rom teil, hat dort aber selbst kein Stimmrecht. Der Bochumer Theologieprofessor ist Vizepräsident des ZdK. Bei den Beratungen der Weltsynode ging es in den vergangenen Tagen um den zweiten Teil des Instrumentum laboris zum Thema "Wege". Dazu gehörte auch die Frage nach der künftigen Gestaltung von Entscheidungsprozessen in der katholischen Kirche. (cbr)