Traditionalismus in der Kirche hat Erfolg – als Randphänomen
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Herzlichen Glückwunsch, Petrusbruderschaft: Erstmals ist die Zahl der Mitglieder auf über 10.000 gestiegen. Mit ihrem Schwerpunkt auf der Alten Messe gelingt der 1988 gegründeten traditionalistischen Gemeinschaft, woran die Volkskirche verzweifelt: Sie wächst stetig, die Priesterseminare sind gut gefüllt, sie spricht auch junge Leute an. Eine Erfolgsgeschichte.
Traditionalismus und die verstärkte Öffnung hin zur Alten Messe als Schlüssel zu sehen, um generell wieder mehr Menschen für die Kirche zu begeistern, wäre aber ein Fehlschluss. So sehr es Gruppen wie der Petrusbruderschaft gelingt, Anhängern bestimmer Positionen – etwa auch mit Blick auf Themen wie das Familienbild oder den Lebensschutz – ein zu Hause zu geben: Es handelt sich um ein absolutes Randphänomen.
Viel mehr Engagement gibt es dagegen noch immer in den klassischen Kirchenstrukturen, die sich an den Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils orientieren: In den knapp 10.000 deutschen Pfarreien werden täglich Gottesdienste gefeiert, dienen unzählige junge Leute als Ministranten. Dazu kommen die großen und starken Verbände: vom Kolpingwerk für Familien (rund 200.000 Mitglieder) über die Frauenverbände bis hin zum Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), in dem rund 660.000 Kinder und Jugendliche organisiert sind.
Sie alle feiern Gottesdienste in der Landessprache, mit tätiger Teilnahme der Gläubigen. Vermehrte Eucharistiefeiern auf Latein und die Betonung strikter traditionalistischer Werte sind da schwer vorstellbar. Das würde Menschen im großen Stil vergraulen, aber keine neuen anwerben. So legitim die Faszination mancher für die alte Messe und längst vergangene Zeiten ist – für die breite Basis ist sie kein Modell und kein Vorbild.
Die Autorin
Gabriele Höfling ist Redakteurin bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.