Standpunkt

Die Liebe ist gütig – das scheint dem Trumpismus fremd zu sein

Veröffentlicht am 13.02.2025 um 00:01 Uhr – Von Schwester Gabriela Zinkl – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Uneigennützig und langmütig ist die Liebe. Daran erinnert Schwester Gabriela Zinkl mit Blick auf US-Präsident Trump und seine Politik gegenüber Notleidenden – und kommentiert, dass diese biblischen Adjektive einem Trumpismus fremd zu sein scheinen.

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Post aus dem Vatikan, noch dazu von Papst Franziskus persönlich, bekommt man nicht alle Tage. Da geht es den Bischöfen der katholischen Diözesen in den USA nicht anders als unsereins. Wie so oft bei unerwarteter Post von den Vorgesetzten, stieß der in dieser Woche publizierte Brief von Papst Franziskus an seine Mitbrüder nicht überall auf Begeisterung. Er ist eine herbe Enttäuschung für all jene, die sich in ihren Blogs und Podcasts vor der jüngsten thomistisch angehauchten Wortklauberei des Vizepräsidenten verneigten. Andere sehen im Schreiben aus Rom einen "Brandbrief" für die amerikanischen Katholiken wie Christen. In der Tat reden die Worte des Oberhaupts der katholischen Christenheit all jenen ins Gewissen, die meinen, man dürfe Politikern die Deutung des christlichen Evangeliums ungehindert überlassen.

Womöglich hat man sich nicht nur in Rom die Augen gerieben, als Präsident Trump am Sonntag den Segen seines neu errichteten "Glaubensbüros" auf sich herabkommen ließ. Unter der Leitung einer evangelikalen Predigerin, die Seelsorge als geschäftsmäßigen Segenshandel betreibt, knüpft das "White House Faith Office" nahtlos an das Regierungsmodell des Trumpismus an, bei dem gerade diejenigen das Nachsehen haben und hart abgestraft werden, die anderer Meinung als das Staatsoberhaupt sind.

Auch wenn sich die neue US-amerikanische Führungsriege von Gott auserwählt sieht, ist ihre Amtsführung doch mehr von hegemonialem als vom Heiligem Geist geprägt. Die Spitze der Regierung stellt das seit ihrer Amtseinführung deutlich unter Beweis, etwa durch Allmachtsphantasien in Form von Abkauf, Umbenennung oder Umsiedlung ganzer Regionen und Länder genauso wie durch die Rechtfertigungsrhetorik eines Vizepräsidenten, der feixend meint, sich auf Augustinus und Thomas von Aquin stützen zu können.

Wer den Gedanken des "Ordo amoris" als Mittel zum Zweck missbraucht, um Amerika auf Kosten anderer groß zu machen, Notleidende abzuschieben und faule Deals um Ressourcen zu verschleiern, der hat das wahre Wesen der christlichen Liebe nicht verstanden. Die Liebe ist uneigennützig, langmütig und gütig, heißt es im 1. Korintherbrief, doch das sind lauter biblische Adjektive, die einem Triumphalismus und Trumpismus fremd sind.

Von Schwester Gabriela Zinkl

Die Autorin

Schwester Dr. Gabriela Zinkl SMCB ist Ordensschwester bei den Borromäerinnen, promovierte Theologin (Kirchenrecht) und in der Ordensleitung in Kloster Grafschaft.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.