Standpunkt

Papst zwischen Leben und Tod? Wenn es geschmacklos wird

Veröffentlicht am 20.03.2025 um 00:01 Uhr – Von Tobias Glenz – Lesedauer: 4 MINUTEN

Bonn ‐ Ein Kardinal erklärt Franziskus quasi vorab für tot, ein Mediziner versucht sich an einer Ferndiagnose und sieht kaum Chancen für eine weitere Amtsausübung. Für Tobias Glenz werden in Sachen Papst-Gesundheit gerade Grenzen überschritten.

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Zurzeit ist sie in aller Munde: die Gesundheit von Papst Franziskus. Seit mehr als einem Monat berichten säkulare wie kirchliche Medien über den (schwer-)kranken Pontifex in der Klinik; täglich kommen aus Vatikankreisen kürzere oder längere Updates, wie es ihm ganz aktuell geht. Das öffentliche Interesse am Zustand des Papstes ist einerseits verständlich, überrascht in dieser Intensität aber doch. Während die Kirche selbst den Menschen immer weniger zu bedeuten scheint, tut es ihr Oberhaupt sehr wohl noch.

Wo allerdings über eine Sache viel geschrieben und gesagt wird, da kommt es auch zu Grenzüberschreitungen. Beispiel 1: Ein Kardinal erklärt Franziskus nach wenigen Tagen im Krankenhaus für "dem Tod nahe" und verschickt ein umstrittenes Memo an seine Priester und Bistumsmitarbeiter, um sich auf das Ableben des Papstes vorzubereiten. Taktgefühl, wie man es vor allem von einem Geistlichen erwarten sollte, sieht anders aus.

Beispiel 2: Ein in Italien bekannter Mediziner versucht sich an einer Ferndiagnose zum Zustand von Franziskus. Grundlage ist dabei vor allem das einzige bislang vom Vatikan veröffentlichte Foto (oben), das den Papst in der Gemelli-Klinik zeigt. Auch wenn auf diesem herzlich wenig zu erkennen ist, glaubt er einen Pontifex zu sehen, der "um mindestens fünf Jahre gealtert" ist. Seine Prognose: Franziskus werde nicht weiter in der Lage sein, seine Aufgaben noch in vollem Umfang zu erfüllen. Das alles ist also anhand eines einzelnen Bildes mit päpstlicher Rückenansicht festzustellen? Interessant.

Der Papst ist eine Person des öffentlichen Lebens, er ist das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. Und natürlich ist das Interesse an seiner Gesundheit berechtigt. Problematisch und bisweilen geschmacklos wird es aber, wenn wild darüber spekuliert wird. Auch für katholisch.de ist die Berichterstattung daher ein nicht immer unproblematischer Balanceakt. Aber: Nach den aktuellen Informationen steht kein Rücktritt im Raum, geschweige denn ein baldiges Ableben und ein neues Konklave. Zurzeit sollte die Devise daher für alle lauten: Abwarten, an die Fakten halten und sich mit Spekulationen und Theorien bitte zurückhalten.

Von Tobias Glenz

Der Autor

Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.