Pfarrer hatte gegen "Gender-Wahn" gewettert und Trump gelobt

Nach Wut-Predigt: Bistum und Laien distanzieren sich von Priester

Veröffentlicht am 20.03.2025 um 12:43 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Graz/Pöllauberg ‐ Mit scharfen Worten hat ein Pfarrer in Österreich gegen einen angeblichen "Gender-Wahn" in Europa gewettert und zugleich Lobeshymnen auf US-Präsident Trump gesungen. Das zuständige Bistum und eine Laienorganisation haben sich nun distanziert.

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Das österreichische Bistum Graz-Seckau und die Katholische Aktion Steiermark haben sich von der Predigt eines Pfarrers aus dem oststeirischen Pöllauberg distanziert. Der Inhalt der Predigt habe "viele Menschen schwer gekränkt und persönlich verletzt", heißt es in einer am Mittwoch auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Erklärung der Laienorganisation Katholischen Aktion, die die Diözese "uneingeschränkt" teile. Und weiter: "Wir können gesagte Worte nicht ungeschehen machen, betonen aber ausdrücklich, dass eine freie Meinungsäußerung nur so weit gehen darf, dass dadurch niemand in seinen Rechten und seiner Haltung verletzt oder diffamiert wird."

Anlass der Erklärung ist eine bereits Ende Februar gehaltene Predigt des Pöllauberger Pfarrers Roger Ibounigg. Darin hatte der Geistliche unter anderem einen angeblichen "Gender-Wahn" sowie "Angriffe auf das ungeborene Leben" in Europa beklagt und im Gegenzug den neuen US-Präsidenten Donald Trump für dessen Dekrete gegen Diversitätsprogramme und Schwangerschaftsabbrüche gelobt. Es habe ihn "unglaublich beeindruckt", so Ibounigg, dass Trump in seiner Rede zum Amtsantritt am 20. Januar erklärt habe, dass es offizielle Politik seiner Regierung seien werde, dass es nur zwei Geschlechter gebe. "Es ist unglaublich, ich habe innerlich gejubelt, als ich diese Inaugurationsrede gehört habe", sagte der Geistliche. Man solle beten, dass Trump ein "Werkzeug Gottes" sein könne.

"Mir ist ein Trump lieber als diese komischen Leute in der EU"

Bezugnehmend auf den US-Präsidenten wetterte Ibounigg zudem gegen "die sechsfarbige Fahne – ich sage nicht Regenbogenfahne, das Wort ist zu schön, das gehört uns". Die Regenbogenfahne sei eine "satanische Fahne", die dank Trump in den USA – anders als etwa in Deutschland und Österreich – nun nicht mehr an Regierungsgebäuden hängen dürfe. Er habe, so der Geistliche weiter, außerdem gejubelt, dass der US-Präsident Organisationen, die für Abtreibungen würben, die finanzielle Unterstützung gestrichen habe. "Mir ist ein Trump lieber als diese komischen Leute in der EU – diese EU, die ja wirklich am kippen ist."

Scharfe Kritik äußerte Ibounigg in seiner Predigt auch an der eigenen Kirche. Selbst auf der Internetseite des Bistums Graz-Seckau könne man bei der Anmeldung einer Taufe zwischen zahlreichen Geschlechtern wählen, kritisierte der Geistliche. "'Männlich', 'weiblich' – es geht noch weiter –, 'inter', 'divers', 'unbestimmt'. Auf der diözesanen Homepage. Es ist unglaublich." Wer keinen klaren Blick auf Jesus habe, verfalle dem "Gender-Wahn". "Ich glaube, wir müssen viel beten, dass unsere Bischöfe diesen Mut des Heiligen Geistes haben, nicht hier mitzurennen. Und wir müssen beten um Regierungen, die nicht ganz verrückt geworden sind."

Nicht die erste Diskussion um den Pfarrer

Die Katholische Aktion Steiermark betonte in ihrer Stellungnahme unter Bezugnahme auf den Theologen Paul Zulehner, dass Homosexualität weder "göttlicher Pfusch" noch Sünde sei; auch Papst Franziskus sei eine "Barmherzigkeitspastoral" wichtiger als eine "Buchstabengerechtigkeit". Man distanziere sich zudem "ganz entschieden von der Machtpolitik, die Donald Trump als Präsident der USA derzeit betreibt", so die Organisation weiter. Dessen Politik sei mit christlichen Grundsätzen nicht vereinbar.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Diskussionen um Pfarrer Ibounigg gibt. 2019 gab es laut dem Bistum Graz-Seckau "spürbar gewordene und drohende Spannungen". Unter anderem wurde dem Geistlichen damals vorgeworfen, den Volksaltar aus einer Kirche entfernt und Gläubige willkürlich aus der Kirche geworfen zu haben. Als Konsequenz gab Ibounigg damals in einem Kompromiss die Leitung der Pfarrei Pöllau ab, die Leitung der Pfarrei Pöllauberg behielt er aber. (stz)