Friederike Krelaus hatte 2024 den Fernkurs in Liturgie abgeschlossen

Wortgottesdienst-Leiterin: Kinder fragen mich, ob ich Pfarrerin bin

Veröffentlicht am 11.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Mario Trifunovic – Lesedauer: 6 MINUTEN

Bonn ‐ Mehr Wissen und ein Gefühl von Sicherheit in liturgischen Fragen hat Friederike Krelaus für ihre Aufgabe gesucht. Die Juristin und Absolventin des Liturgie-Fernkurses erzählt im katholisch.de-Interview, was sie aus der Ausbildung für sich mitnehmen konnte.

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Seit 1985 bietet das Deutsche Liturgische Institut Fortbildungskurse zum Thema Liturgie an. Am 1. April dieses Jahres startete zum 80. Mal dessen Fernkurs mit dem Ziel, umfassend über den katholischen Gottesdienst zu informieren und die Bedeutung der liturgischen Elemente, der verschiedenen Gottesdienstformen und der besonderen Feiern im Kirchenjahr und im Leben der Menschen zu vermitteln. Seit Beginn hatten 5.650 Personen an rund 460 Studienwochenenden teilgenommen. Eine der Teilnehmerinnen war die Juristin Friederike Krelaus. Sie engagiert sich in der Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus, vor allem in den Kirchorten St. Peter und Paul in Kronberg und St. Alban in Schönberg  mit Fokus auf Familien- und Kinderpastoral. Als sie eines Tages gefragt wurde, ob sie vorübergehend die Aufgabe übernehmen wolle, Schul- und Kindergartengottesdienste zu gestalten und zu feiern, sagte sie zwar zu. Doch in liturgischen Fragen fühlte sie sich noch unsicher. Deshalb belegte sie 2024 den Liturgie-Fernkurs und schloss ihn mit einer Prüfung ab. Im Interview mit katholisch.de erzählt sie, was sie aus dem Kurs mitgenommen hat und was sie von der Öffnung des Diakonats- und Priesteramtes für Frauen hält.

Frage: Frau Krelaus, wie kamen Sie auf die Idee, einen solchen Liturgiekurs zu absolvieren?

Krelaus: Schon vor dem Kurs hatte ich mit Kommunionkindern gearbeitet und ihre Gottesdienste vorbereitet. Dann gab es einen größeren Wechsel im Pastoralteam. Die Pastoralreferentin, die vorher für Familien und Kinder zuständig war, wollte sich beruflich neu orientieren und kam auf mich zu mit der Frage, ob ich mir vorstellen könnte, zunächst vorübergehend die Aufgabe der Kindergarten- und Schulgottesdienste zu übernehmen. Ich habe dann zugesagt und gemerkt, dass es mir sehr viel Freude macht. Gleichzeitig war es aber auch eine Herausforderung. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach einer Möglichkeit gemacht, mehr über Liturgie zu erfahren.

Frage: Warum?

Krelaus: Um mehr Wissen zu haben und um mich sicherer zu fühlen. Aber auch einfach, weil ich es interessant fand. Schließlich bin ich auf den Fernkurs gestoßen. Da gab es Lehrbriefe mit praktischen Aufgaben, die man zu Hause bearbeitet und dann mit einem Mentor bespricht. Außerdem gab es Studienwochenenden und eine Prüfung am Ende des Kurses. 

Frage: Was haben Sie aus dem Kurs für sich mitgenommen?

Krelaus: Zum einen habe ich angefangen, die Liturgie besser zu verstehen und die Hintergründe, warum bestimmte Dinge so und nicht anders gefeiert werden. Für mich persönlich habe ich den Reichtum der Liturgie neu und anders entdeckt. Was die Studienwochenenden betrifft: Ich fand den Austausch mit anderen, die sich mit Liturgie beschäftigen, sehr hilfreich. Für mich waren sie eine Art "Mini-Exerzitien" – nach dem Motto: Ich bin nicht allein!

Kelch mit Messbuch
Bild: ©picture alliance / Godong | Pascal Deloche / Godong

"Beim Hochgebet hat es mir sehr geholfen zu verstehen, wie das Hochgebet überhaupt aufgebaut ist, um noch tiefer eintauchen zu können", sagt Krelaus.

Frage: Wenn Sie heute in einen Gottesdienst gehen, verstehen Sie die Liturgie besser. Wie aber erleben Sie den Gottesdienst dadurch?

Krelaus: Ich höre den Texten viel intensiver zu. Als Juristin habe ich mich schon immer gerne und viel mit Texten beschäftigt und genauer nachgeschaut, was in den Texten steht. Zum Beispiel beim Tagesgebet und wie viel in so einem kurzen Text drin ist. Beim Hochgebet hat es mir sehr geholfen zu verstehen, wie das Hochgebet überhaupt aufgebaut ist, um noch tiefer eintauchen zu können. Das heißt aber nicht, dass ich nur noch mit dem Verstand im Gottesdienst bin und mich nicht mehr in die Liturgie "hineinfallen" lasse und einfach mitfeiere – mit der Musik, dem Weihrauch und allem, was dazu gehört. Trotzdem nehme ich von jedem Gottesdienst auch intellektuell mehr mit.

Frage: Feiern Sie denn heute auch Wortgottesdienste für die "normale" Gemeinde in der Kirche?

Krelaus: Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt nach wie vor bei den Kindern. Ich halte also keine Wortgottesdienste für Erwachsene, die die eigentliche sonntägliche Eucharistiefeier ersetzen. Trotzdem habe ich schon mal ausgeholfen, wenn in der Pfarrei ein hoher Krankenstand herrschte. In der Corona-Zeit gab es beispielsweise wegen der Einschränkungen mehr Gottesdienste. In diesem Zusammenhang habe ich mit anderen zusammen eine Vesper gestaltet. Aber das ist nicht der Schwerpunkt meiner Arbeit. Im Moment interessiere ich mich für die Tagzeitenliturgie. Das ist zum Beispiel etwas, das ich gerne auch mal in der "normalen" Gemeinde für Erwachsene perspektivisch anbieten und ausprobieren würde.

Frage: In letzter Zeit ist durch den Synodalen Weg in Deutschland und die Weltsynode immer wieder die Rede von der Rolle der Frau in der Kirche – konkret von der Öffnung des Diakonats oder des Priesteramtes für Frauen. Haben Sie sich nach solchen Wortgottesfeiern schon einmal gefragt, warum Sie keine Eucharistiefeier leiten dürfen?

Krelaus: Für mich persönlich ist das keine Frage. Ich empfinde es als ein großes Geschenk, Wortgottesdienste feiern zu dürfen und für andere Menschen zu gestalten. Deshalb leide ich nicht darunter. Aber ich erlebe viele Anfragen, die mich sehr nachdenklich machen. Vor allem aber erlebe ich, dass es immer weniger Hauptamtliche und Priester gibt und dass unsere Gemeinden darauf eine Antwort brauchen.

Bild: ©Deutsches Liturgisches Institut

Im Kurs gibt es Lehrbriefe mit praktischen Aufgaben, die man zu Hause bearbeitet und dann mit einem Mentor bespricht, erzählt Krelaus. Außerdem gab es Studienwochenenden, die sie als "Mini- Exerzitien" empfand.

Frage: Um welche Anfragen geht es?

Krelaus: Meistens von den Kindern, mit denen ich zu tun habe. Dann kommt die Frage: Bist du jetzt Pfarrerin oder nicht? Wobei ich dann immer ganz klar sage, dass ich das nicht bin und dass ich eine andere Rolle habe. Zugleich weiß ich, dass es viele Menschen gibt, die sich in diesen Zeiten mehr Offenheit und eine Öffnung des Weiheamtes wünschen.

Frage: Dennoch wird es eine wichtige Frage für die Kirche sein…

Krelaus: Ja, deshalb schätze ich das Angebot des Liturgie-Fernkurses sehr. Gerade in der heutigen Zeit und in Zukunft wird es immer weniger Priester und hauptamtliche Mitarbeiter in der Kirche geben, die das kirchliche und liturgische Leben aufrechterhalten. Dennoch ist kirchliches Leben mehr als der sonntägliche Gottesdienst in einer mehr oder weniger zentralen Pfarrkirche. Die Vielfalt der Orte kirchlichen Lebens – beispielsweise in Kindergärten, Schulen, Senioreneinrichtungen – muss wieder stärker in den Blick genommen werden. Kirche bei den Menschen zu sein, auch im liturgischen Sinn, ist ganz wichtig. Deshalb ist es auch wichtig, Angebote für Ehrenamtliche zu haben, wie den Fernkurs Liturgie, damit die Menschen, die sicher mehr in den Gemeinden übernehmen müssen, auch eine entsprechende Ausbildung bekommen. Und dementsprechend Sicherheit haben in dem, was sie tun.

Frage: Haben Sie dieses Gefühl?

Krelaus: In meinem Fall kann ich begründen, warum ich den Wortgottesdienst so und nicht anders gestalte und feiere. Es tut der Kirche insgesamt gut, wenn sie darauf achtet, dass das, was sie tut, eine gewisse Qualität hat. Das zentrale Fortbildungsangebot etwa können Gemeinden oder auch kleinere Diözesen kaum selbst leisten. Deshalb ist ein solches überdiözesanes Angebot wie Liturgie im Fernkurs für die Zukunft der Kirche sehr wichtig.

Von Mario Trifunovic