Robert Prevost ist der neue Pontifex

Zwischen Jubel und Gerangel: Wie Gläubige auf Papst Leo XIV. reagieren

Veröffentlicht am 09.05.2025 um 00:01 Uhr – Von Mario Trifunovic – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Als er sich auf der Loggia des Petersdoms zeigte, jubelte die Menschenmasse ununterbrochen – Robert Francis Prevost ist als Leo XIV. das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Was sich die Gläubigen von ihm erhoffen? Katholisch.de hat sich auf dem Petersplatz umgehört.

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Kurz vor 18 Uhr auf dem Petersplatz, Zehntausende haben sich versammelt. Doch der erste Jubel und Applaus gilt nicht dem neuen Pontifex (den man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kennt), sondern einem ungewöhnlichen Star auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle, direkt neben dem berühmtesten Schornstein der Welt  einer Möwe. Und dann, um 18.07 Uhr, ein noch lauterer, ununterbrochener Jubel, als der weiße Rauch minutenlang aufstieg.

Als eine Stunde später Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti auf der Loggia des Petersdoms erschien, die legendären Worte "Habemus papam" sprach und den Namen des amerikanischen Kardinals Robert Francis Prevost verkündete, wurde der Jubel noch lauter. Die Menschen applaudierten, sangen und riefen immer wieder "Viva il papa". Mit der Bekanntgabe seines Papstnamens  Leo XIV. erreichte die Begeisterung ihren Höhepunkt. "Papa Leone, Papa Leone" skandierten die Menschen, besonders als sich der neue Papst schließlich auf der Loggia zeigte und allen unter Tränen zuwinkte.

Die Gläubigen und Pilger auf dem Petersplatz reagierten überwiegend erfreut auf die Wahl des ersten Papstes aus den Vereinigten Staaten – vor allem jene Pilger aus den USA. Eine Ordensfrau sagte gegenüber katholisch.de, sie wisse zwar nicht viel über ihn, werde aber für den neuen Papst beten: "Was anderes bleibt uns nicht übrig, es ist aber auch unsere Aufgabe, für ihn zu beten." Eine andere Frau bemerkte: "Viele Namen wurden in diesen Tagen in den Raum geworfen, aber keiner hat mit ihm gerechnet."

Der Petersplatz, als alles vorbei war
Bild: ©katholisch.de/Mario Trifunovic

Der Petersplatz, nachdem Prevost zu Papst Leo XIV. geworden ist.

Ein Geistlicher betonte nur wenige Meter entfernt: "Die katholische Kirche braucht einen selbstbewussten Papst. Er wird die Kirche in eine neue Ära führen." Sein Priesterkollege äußerte die Hoffnung, dass Leo XIV. auf der Linie seines Vorgängers Franziskus bleibe: "Das muss er sein, schließlich hat Franziskus ihn zum Kardinal erhoben", ergänzte er. Andere, mit denen katholisch.de auf dem Platz sprach, hoben hervor, wie sehr Papst Leo XIV. in seiner ersten Ansprache seinen Vorgänger erwähnte, von Frieden sprach und schließlich auch die Synodalität betont habe.

Ein Papstname mit Signalwirkung

Mit Robert Francis Prevost als Leo XIV. steht erstmals ein US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Unter Papst Franziskus leitete der 69-Jährige das vatikanische Dikasterium für Bischöfe – so etwas wie die Personalabteilung der Weltkirche. In dieser Schlüsselposition war er in den vergangenen zwei Jahren weltweit für Bischofsernennungen zuständig. Zuvor war er der Bischof von Chiclayo in Peru und zweiter Vizepräsident der kirchenpolitisch polarisierten Peruanischen Bischofskonferenz, ehe Franziskus ihn in den Vatikan holte.

Eindrücklich sprach Leo XIV. bei dem Auftakt am Donnerstagabend von Frieden, als er sich an die Menschenmenge wandte. "Der Friede sei mit euch allen", so seine Worte. "Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht." Immer wieder, wenn Papst Leo XIV. in seiner Ansprache auf den kürzlich verstorbenen Franziskus Bezug nahm, brandeten Applaus und Jubel auf. Die Hoffnung auf einen Papst, der in der Linie seines Vorgängers steht, war spürbar. Man erhoffe mit Leo XIV. einen Papst, der Franziskus-ähnlich sei, sagte ein älterer Herr, der mitten in der Menge versuchte, ein Foto zu machen – bis sein Smartphone letztlich den Geist aufgab. Schulterzuckend deutete er auf seine Enkelin, die eifrig Fotos geschossen hatte – genug für die ganze Familie.

Leo XIV.
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Papst Leo XIV. steht am Abend des 8. Mai 2025 auf dem Balkon der Loggia des Petersdoms im Vatikan. Die Kardinäle haben Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst gewählt.

Dass der Name eines Papstes durchaus programmatisch für die Kirche sein könnte, hatte der US-Jesuit James Martin bereits vor einigen Tagen gegenüber katholisch.de erklärt. Denn Leo XIII., dessen Namensnachfolger Prevost nun ist, war für die Kirche und das Zeitalter der Massenmedien eine herausragende Gestalt. Mit seiner Enzyklika "Rerum Novarum" begründete er die katholische Soziallehre. Und er verstand die Bedeutung der technischen Neuerungen seiner Zeit, vor allem die Medien: Leo XIII. war der erste Papst, dessen Stimme auf Tonband überliefert ist – und der sich filmen ließ.

Auf den bewegten Bildern von 1896 sieht man den betagten, gegenüber der Kamera etwas unsicher wirkenden Papst bei einer Kutschfahrt durch die Vatikanischen Gärten, immer wieder von seiner Entourage aufgefordert, Segenszeichen in Richtung der Kamera zu geben. Er ging als der erste "Medienpapst" in die Geschichte ein. Ob Leo XIV. einen ähnlichen Weg beschreiten wird? Wenn er das fortsetzt, was Franziskus begonnen hat, könnte er tatsächlich an das Erbe seines Namensgebers und Vorgängers anknüpfen. Beim Auftakt wirkte er zumindest nicht unsicher.

Von Mario Trifunovic

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