Vatikan-Journalist: Papst Leo setzt Kurs seines Vorgängers fort
Papst Leo XIV. hat sich nach Ansicht des italienischen Vatikanisten Marco Politi bewusst für das Projekt Weltsynode entschieden. Im italienischen Internetportal "ilfattoquotidiano.it" kommentierte Politi am Dienstag, der neue Papst hätte das Projekt Synodalität seines Vorgängers Papst Franziskus fallen lassen können. Stattdessen habe er aber beschlossen, "es zu seinem eigenen zu machen".
Die von Franziskus angedachte kirchliche Versammlung im Jahr 2028 werde also stattfinden – nach Politi "eine Art Minikonzil". Der Journalist wertet das als "wichtigen Schritt im Prozess des Übergangs der katholischen Kirche von einer absolutistischen Monarchie zu einer partizipativen Gemeinschaft", die die ganze Vielfalt des Weltkatholizismus widerspiegele.
Schutz vor Missbrauch
Einen weiteren Schwerpunkt setze Papst Leo im Kampf gegen Missbrauch, so Politi. Das zeige eine kürzlich getroffene Personalentscheidung: Der Papst habe den französischen Bischof Thibault Verny zum Präsidenten der Kommission für den Schutz von Minderjährigen gemacht. "Eine sehr bezeichnende Wahl", meint der Journalist. Denn der französische Episkopat sei einer der wenigen Episkopate der Welt, die eine unabhängige Kommission zur Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche zwischen 1950 und 2020 wollten.
Außerdem bringe der neue Präsident der vatikanischen Kommission Erfahrung aus der Leitung der französischen bischöflichen Kommission zur Bekämpfung des Missbrauchs mit. Mit der Wahl von Verny sende Papst Leo ein klares Signal im Hinblick auf die Universellen Leitlinien, die die vatikanische Kommission ausarbeite, um die Bischöfe weltweit zu einem einheitlichen Verhalten zu führen.
Laut Politi versucht Leo XIV. auch, die Eröffnung des kanonischen Prozesses gegen den Mosaikkünstler Marko Rupnik zu beschleunigen. Außerdem habe er angeordnet, dass alle Bilder von Rupniks Mosaiken von den Webseiten des Vatikans entfernt werden. "Ein klares Signal", so der Journalist. Gegen den früheren Jesuiten Rupnik hatten mehrere Ordensfrauen schwere Vorwürfe erhoben. Im Kern ging es um die Ausnutzung des geistlichen Amts für sexuelle Verführung. (KNA)
