Lobgesang des Simeon im Stundengebet

Das Nunc dimittis – Gebete erklärt

Veröffentlicht am 14.09.2025 um 12:00 Uhr – Von Mario Trifunovic – Lesedauer: 

Bonn ‐ Mit dem Magnificat und dem Benedictus ist das Nunc dimittis Teil der drei Lobgesänge des Lukasevangeliums. Deshalb gehört es auch zum täglichen Stundengebet. Katholisch.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Nunc dimittis.

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Das Gebet

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Zum lateinischen Gebetstext

Wann betet man das Nunc dimittis?

Das Nunc dimittis wird im Stundengebet täglich gebetet. Es wird täglich in der Komplet, dem Nachtgebet der Kirche, gesprochen. Es kann aber auch als persönliches Gebet gesprochen werden. Es ist ein tröstendes Gebet, dass in schweren Stunden Kraft geben kann.

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Video: © katholisch.de

Pater Philipp Meyer von der Benediktinerabtei Maria Laach erklärt das Gebet "Nunc dimittis" und seine Bedeutung.

Was ist die Komplet?

Vor allem Ordensleute, aber auch alle anderen Gläubigen können ihren Tag nach dem Stundengebet ausrichten. Dann gibt es fünf feste Gebetszeiten am Tag. Die vorletzte ist die Vesper, das traditionelle Abendgebet.

Im 6. Jahrhundert wurde dann die Komplet eingeführt. Nach der Vesper wurde in der Regel noch zu Abend gegessen und notwendige Arbeiten verrichtet. Deshalb ergänzte man die Komplet unmittelbar vor der Nachtruhe. Ursprünglich wurde das Nunc dimittis in der Vesper gesungen und ging später in die Komplet über.

Wie betet man das Nunc dimittis?

Das Gebet ist ein alleinstehendes Gebet und kann einzeln oder gemeinsam gebetet werden. Es wird gesprochen oder gesungen (Gotteslob Nr. 665, 3).

Darstellung des Herrn.
Bild: ©Renáta Sedmáková / Fotolia.com

Darstellung des Herrn.

Woher kommt der Text des Nunc dimittis?

Das Gebet ist aus der Bibel und steht im Lukasevangelium (Lk 2,29–32).

Im Jerusalemer Tempel treffen Maria und Josef einen alten Mann mit Namen Simeon. Er wird als fromm und gerecht beschrieben. Er erkennt in Jesus den erwarteten Messias. Ihm wurde vom Heiligen Geist versprochen, dass er nicht sterben werde, bevor er den Messias mit eigenen Augen gesehen hat.

Was ist der Inhalt des Nunc dimittis?

Simeon versteht : Dieses Jesuskind ist wirklich der Retter, den Gott versprochen hat – nicht nur für das Volk Israel, sondern für alle Menschen auf der Welt. Darum bedankt er sich bei Gott und sagt, dass er nun in Frieden sterben kann, weil er das Heil mit eigenen Augen gesehen hat.

Für Simeon ist Jesus wie ein helles Licht, das Hoffnung und Freude bringt. Er weiß aber auch, dass nicht jeder dieses Licht annehmen wird. Auch das sieht Simeon und sagt Maria, der Mutter Jesu: Dein Sohn wird Schreckliches erleiden.  Doch Simeon weiß: am Ende wird alles gut, das sieht er kurz vor seinem Tod im Jesuskind. Deshalb kann er im Jubel sterben.

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Video: © Stephan Dominikus Grau

"Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden"..

Welche Bedeutung hat das Nunc dimittis im Lukasevangelium?

Der Lobgesang des Simeon, das Nunc dimittis, gehört zusammen mit dem Magnificat (Lobgesang Mariens) und dem Benedictus (Lobgesang des Zacharias) zu den drei großen Lobgesängen des Lukasevangeliums, die auch Cantica genannt werden. Als Hymnen bilden sie den Kern der Kindheitsgeschichte Jesu, die ausschließlich bei Lukas überliefert ist.

Wie hat sich das Nunc dimittis in Kunst und Musik niedergeschlagen?

Ausgehend vom Nunc dimittis schuf Martin Luther den Choral „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“. Ebenso fand der aus der Reformationszeit stammende Choral „Im Frieden dein, o Herre mein“ weite ökumenische Verbreitung. Johann Sebastian Bach komponierte den Actus Tragicus, ein Werk, das aus verschiedenen Bibelworten des Alten und Neuen Testaments besteht. In der bildenden Kunst stellte Giovanni Bellini Jesus im Tempel dar.

Der lateinische Gebetstext

Nunc dimittis servum tuum Domine, secundum verbum tuum in pace: quia viderunt oculi mei salutare tuum, quod parasti ante faciem omnium populorum: lumen ad revelationem gentium, et gloriam plebis tuæ Israel.

Von Mario Trifunovic