Der "Engel des Herrn" wird meist dreimal täglich gebetet

Der Angelus – Gebete erklärt

Veröffentlicht am 17.08.2025 um 12:00 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Engel des Herrn ist eine alte Gebetstradition der katholischen Kirche. Das Gebet betrachtet das Geheimnis der Menschwerdung Gottes aus der Jungfrau Maria und erinnert an die erlösende Passion Jesu Christi. Katholisch.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum Angelus.

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Das Gebet

Deutsch (V = Vorbeter, A = alle):

V: Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft,

A: und sie empfing vom Heiligen Geist.

V: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

A: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

V: Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn;

A: mir geschehe nach Deinem Wort.

V: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade ...

A: Heilige Maria, Mutter Gottes ...

V: Und das Wort ist Fleisch geworden

A: und hat unter uns gewohnt.

V: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade ...

A: Heilige Maria, Mutter Gottes ...

V: Bitte für uns Heilige Gottesmutter,

A: auf dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

V: Lasset uns beten. Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Lass uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

A: Amen.

Zum lateinischen Gebetstext

Woher kommt der Name des Angelus?

Der Angelus ist nach dem ersten lateinischen Text des Gebets benannt: "Angelus Domini nuntiavit Mariae...". Das Wort "Angelus" bedeutet Engel. Auf Deutsch wird das Gebet deshalb auch "Engel des Herrn" genannt.

Wann betet man den Angelus?

Der Angelus wird dreimal am Tag gebetet. Morgens (6 Uhr) wird der Auferstehung Christi gedacht. Am Mittag (12 Uhr) wird an sein Leiden und seinen Tod erinnert. Abends steht Jesu Menschwerdung im Vordergrund.
Jeden Sonntagmittag betet der Papst den Angelus mit den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen. In der Osterzeit wird das Angelus-Gebet durch das "Regina Caeli"ersetzt.

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Wie betet man den Angelus?

Das Angelus-Gebet eignet sich besonders als gemeinsames Gebet. Es ist aufgeteilt zwischen einem Vorbeter (V) und einer Gemeinde, die antwortet (A).

Der Angelus lädt dazu ein, im Alltag innezuhalten und sich auf das Geheimnis der Menschwerdung Jesu zu besinnen. Es schafft eine geistliche Struktur im Alltag.

Woher kommt der Text der drei Verse des Angelus? 

Die drei Verse, nach denen immer das Ave Maria gesprochen wird, stammen direkt aus der Bibel: Die Mutter Jesu erfährt von ihrer Schwangerschaft im Lukasevangelium durch einen Engel. Der erste Vers des Gebets fasst die Bibelstelle (Lk 1,28-35) zusammen. Der zweite Vers zitiert dann die Antwort Marias, die Gottes Plan zustimmt: "Siehe ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Lk 1,38). Der dritte Vers zitiert aus dem Johannesevangelium, was die Geburt Jesu für die Welt bedeutet: " Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt." (Joh 1,14).

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Was ist der Inhalt des Angelus?

Der Angelus erzählt in Kurzform die sogenannte "Menschwerdung". Katholiken glauben, dass Jesus gleichzeitig vollständig Gott und vollständig Mensch war. Dass sich Gott in Jesus so erniedrigt, ein Mensch zu werden, zeigt die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen. Daran soll der Angelus erinnern.

Was hat es mit dem Angelus-Läuten auf sich?

Das Angelus-Läuten soll die Gläubigen zum Gebet rufen. In manchen Regionen, etwa im Rheinland, gibt es zudem die Tradition, den Angelus mit einer bestimmten Schlagfolge – drei Glockenschläge, auf die jeweils eine kurze Pause folgt – zu begleiten. In den kurzen Pausen sollen die Gläubigen den Angelus beten. Zum Abschluss wird für bis zu fünf Minuten mit einer tonhöheren Glocke geläutet.

Papst Leo XIV. beim Mittagsgebet am Fenster des Apostolischen Palastes im Vatikan.
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Der Angelus verdankt seine Berühmtheit dem päpstlichen Mittagsgebet. Das war aber lange nicht so...

Seit wann wird der Angelus gebetet?

Der Angelus in seiner heutigen Form hat sich über mehrere Jahrhunderte hinweg entwickelt. Es entstand vermutlich im 13. Jahrhundert aus dem Franziskanerorden. Das Generalkapitel des Ordens in Pisa empfahl, beim abendlichen Läuten zur Komplet die Gottesmutter zu grüßen und der Menschwerdung Gottes zu gedenken. Im 14. Jahrhundert kam dann das Läuten am Morgen dazu, das ursprünglich ein Gebet um das öffentliche Wohl und den Frieden begleitete. Das Mittagsläuten entstand noch einmal fast ein Jahrhundert später: 1456 ordnete Papst Calixt III. (1455-1458) an, dass Christen beim täglichen Mittagsläuten dreimal das Ave Maria sprechen sollten. Der Angelus in seiner heutigen Form wurde dann 1571 von Papst Pius V. (1566-1572) eingeführt.

Warum ist der Angelus so bekannt?

Die Tradition, dass die Päpste jeden Sonntag um 12 Uhr mit den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen den Angelus beten, gibt es erst seit ein paar Jahrzehnten. Vom Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast beginnt der jeweilige Papst den Angelus meist mit einer kurzen Ansprache und einer Auslegung der Tageslesung. Nach dem eigentlichen Gebet richtet er sich dann mit Grußworten an die Gläubigen.

Der lateinische Gebetstext

V: Angelus Domini nuntiavit Mariae

A: et concepit de Spiritu Sancto.

V: Ave, Maria, gratia plena, Dominus tecum; benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Iesus.

A: Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae. Amen.

V: Ecce, ancilla Domini.

A: Fiat mihi secundum verbum tuum.

V: Ave, Maria ...

A: Sancta Maria, Mater Die ...

V: Et verbum caro factum est.

A: Et habitavit in nobis.

V: Ave, Maria ...

A: Sancta Maria, Mater Die ...

V: Ora pro nobis, Sancta Dei Genetrix,

A: ut digni efficiamur promissionibus Christi.

V: Oremus. Gratiam tuam, quaesumus, Domine, mentibus nostris infunde; ut, qui Angelo nuntiante Christi, Filii tui, incarnationem congnovimus, per passionem Eius et crucem ad resurrectionis gloriam perducamur. Per eundem Christum, Dominum nostrum.

A: Amen.

Von Steffen Zimmermann