Kardinal sieht keine Gefahren bei "Alter Messe"

Weder Risiken noch Gefahren sieht der ehemalige Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, in der "Alten Messe". Wenn die Dinge ruhig und in wohlwollender Haltung aller angegangen würden, sollte es keine weiteren Probleme geben, erklärte der frühere Erzbischof von Genua in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung "Roma" (Samstag). Er selbst habe mehrere Jahre im Dikasterium für die Orientalischen Kirchen gearbeitet und festgestellt, dass es in der katholischen Kirche über dreißig verschiedene Riten gebe. "Ich habe nie gesehen und sehe auch heute nicht, dass die außerordentliche Form des römischen Ritus, die – wie Papst Benedikt XVI. klargestellt hat – einzigartig ist, wie der ambrosianische Ritus Probleme verursachen könnte", so Bagnasco.
Kritik an den Äußerungen des Kardinals kam vom italienischen Theologen Andrea Grillo. Die Konstruktion "zweier paralleler Formen" sei ein Trick, um die Liturgiereform und das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) irrelevant erscheinen zu lassen. "Wie kann ein Kardinal nicht verstanden haben, dass dieser perspektivische Fehler in jeder Pfarrei und jeder Diözese Spaltungen hervorruft?", kritisierte Grillo, Professor für Liturgie am Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo.
Katholizismus ohne Zweites Vatikanum ist Illusion
Die außerordentliche Form sei als abstraktes Konzept entstanden, so der Liturgiker weiter – "als Widerspruch gegen die Liturgiereform". Beide Formen auf dieselbe Ebene zu stellen bedeute, jene Geschichte zu leugnen, die die Kirche erst zum Konzil und dann zur Reform geführt habe. "Es kann kein Wohlwollen gegenüber denen geben, die den Weg der Kirche untergraben und das, was zentral ist, für nebensächlich erklären wollen." Der Theologe betonte zudem, ein Katholizismus des Jahres 2025 ohne das Zweite Vatikanische Konzil sei eine Illusion, die sich vor allem ein Kardinal niemals leisten dürfe.
Mit dem 2007 in Kraft gesetzten Motu proprio "Summorum Pontificum" hatte Papst Benedikt XVI. (2005–2013) die Feier der Liturgie nach den Messbüchern von 1962 deutlich erleichtert. Diese Liberalisierung wurde 2021 durch das Motu proprio "Traditionis custodes" von Papst Franziskus (2013–2025) weitgehend wieder aufgehoben. Wie sich Papst Leo XIV. in dieser Frage positionieren wird, ist bislang offen. Jüngst wurde bekannt, dass einer der prominentesten Wortführer der Traditionalisten in der katholischen Kirche, der US-Kardinal Raymond Leo Burke, vom Papst die Erlaubnis erhalten hat, die vorkonziliare Liturgie im Petersdom zu feiern. Die Feier soll Teil der Pilgerfahrt der Anhänger der "Alten Messe" sein, die vom 24. bis 26. Oktober geplant ist und von der Vereinigung "Coetus Internationalis Summorum Pontificum" organisiert wird. Zuvor hatte Burke seine Idee während einer Audienz bei Papst Leo vorgestellt. (mtr)