Nach Treffen der Synodalteams in Rom

Mara Klein: Sehr viel Rückenwind für synodales Gremium in Deutschland

Veröffentlicht am 04.11.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Rom/Münster ‐ Das Treffen der Synodalteams in Rom hat Mara Klein "nachhaltig beeindruckt". Das Mitglied im Präsidium des Synodalen Ausschusses spricht im katholisch.de-Interview über die Form der Synodalität in Deutschland und die Antwort von Papst Leo XIV. auf die Frauen-Frage.

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Als delegierte Person für die Gruppe der Unter-30-Jährigen nahm Mara Klein am Synodalen Weg teil. Beim Synodalen Ausschuss gehört Klein dem Präsidium an – und reiste zum Heilig-Jahr-Treffen der Synodalteams in Rom. Im katholisch.de-Interview spricht Klein über Unterschiede zwischen Weltsynode und Synodalem Weg und Ideen für neue Formate.

Frage: Welche Eindrücke haben Sie von dem Treffen der Synodalteams in Rom mitgenommen, Mara Klein?

Klein: Nachhaltig beeindruckt und bewegt hat mich die Atmosphäre: diese riesige Menge an Menschen, die verbunden ist durch das Anliegen der Synodalität. Dieses Gefühl davon, ein gemeinsames Anliegen zu haben, gemeinsam zu gehen und aufeinander zu hören, war überwältigend. Und aus meiner Sicht ist das im Vergleich zur Synodalität in Deutschland eine andere Ebene des Zuhörens.

Frage: Inwiefern?

Klein: Es ist ein Unterschied, ob ich auf dem Synodalem Weg in einem Synodalforum mit Bischöfen diskutiere, von denen abhängt, ob sich etwas konkret für Minderheiten verändern könnte, oder ob ich Geschwistern aus der Weltkirche zuhöre, wenn sie über die Debatten in ihren Kontexten sprechen. Das fühlt sich mehr nach einem machtfreien Raum an – ohne das positiv oder negativ bewerten zu wollen.

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Frage: Sie gehören dem Präsidium des Synodalen Ausschusses an. Wie oft wurden Sie in Rom auf den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland angesprochen?

Klein: So gut wie gar nicht. Ich habe in den Gesprächsrunden davon erzählt, welchen Weg wir gegangen sind und selbst von den Erfahrungen gesprochen, die ich auf dem Synodalen Weg in Deutschland gemacht habe. Wenn dabei Nachfragen kamen, dann war das eher in Bezug auf meine Minderheitenposition. Gerade im Gespräch mit Frauen, die selbst über Widerstände vor allem aus dem Klerus gesprochen haben, ging es oft um die Frage: Wie hast du das als trans* Person ausgehalten?

Frage: Was konnten Sie darauf antworten?

Klein: Dass es schwierig und anstrengend ist, dass wir aber in Deutschland eine privilegierte Position haben, gerade was Offenheit angeht. Es gehört auch zur spezifischen Form der Synodalität in Deutschland, dass sie es schafft, trans* Personen sprechen zu lassen.

Frage: Viele Menschen, die weitreichende Reformen in der katholischen Kirche ablehnen, sagen oft, dass die Themen, die den Synodalen Weg in Deutschland beschäftigen, gar nicht die Themen der Weltkirche seien. Haben Sie das in Rom auch so wahrgenommen?

Klein: Nein, ganz im Gegenteil. Gerade die Frage nach Rechten von Lai:innen, von Frauen, war ja tatsächlich eine Frage, die im Kontext des Podiums mit Papst Leo XIV. gestellt wurde. Der Papst hat die Frage aufgenommen und versucht sie zu beantworten. Das Thema Sexualität habe ich weniger wahrgenommen. Aber von anderen Mitgliedern unserer Delegation habe ich gehört, dass gerade das Sprechen über sexuellen Missbrauch als Auslöser für den Synodalen Weg in Deutschland etwas Befreiendes hatte und Gesprächspartner:innen dann über die Erfahrungen in ihren Kontexten gesprochen haben.

„Es gehört auch zur spezifischen Form der Synodalität in Deutschland, dass sie es schafft, trans* Personen sprechen zu lassen.“

—  Zitat: Mara Klein

Frage: Sie haben die Antwort von Papst Leo XIV. auf die Frage nach Ämtern für Frauen in der Kirche angesprochen. Hat die Antwort des Papstes Sie enttäuscht?

Klein: Sie hat mich nicht wirklich enttäuscht, weil ich nicht erwartet habe, dass da etwas Offeneres, Progressiveres kommt. In seiner Antwort hat er auf mich nicht wirklich eloquent gewirkt – so, als ob er selbst hadert. Auf mich hat er den Eindruck gemacht, dass das eine Frage ist, auf die die Menschen eine Antwort brauchen. Er konnte aber auch nichts sagen, was wirklich Mut macht.

Frage: Die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt sind für Sie schon aus biographischen Gründen ein wichtiges Thema. War das auch in den Gesprächen, die Sie in Rom geführt haben, ein Thema, dass Sie dort als trans* Person, als non-binäre Person auftreten?

Klein: Mehr oder weniger. Ich habe mich nicht in jeder Gesprächsrunde geoutet und hatte auch kein Schild vor der Stirn. Das waren also vor allem Randgespräche, in denen das zum Tragen kam, oder wenn es um unsere eigenen Erfahrungen mit Synodalität ging. Da ging es oft um das Thema Sichtbarkeit.

Frage: Haben Sie dabei auch negative Erfahrungen gemacht, weil Synodale aus anderen Kontexten vielleicht pikiert über Ihre Anwesenheit waren?

Klein: Nein, das habe ich nicht. Ich habe eigentlich durchweg positives Feedback bekommen, dass es gut ist, dass wir diese Sichtbarkeit leisten können. Man sollte dabei nicht vergessen, dass sehr viele vor Ort waren, die wirklich an Bewegung und Dialog interessiert waren. Das Treffen der Synoden-Teams war sehr stark geprägt vom Geist des Gemeinsamen. Ich kann mir daher vorstellen, dass – ähnlich wie bei uns im Synodalen Ausschuss – Menschen gar nicht da waren, die nicht an einem wirklichen Austausch interessiert sind und diesen nicht aushalten.

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Frage: Sie haben den Synodalen Ausschuss angesprochen. In weniger als einem Monat findet die nächste Sitzung des Gremiums statt. Dabei geht es auch um die Satzung eines dauerhaften synodalen Gremiums auf Bundesebene. Nehmen Sie dafür Rückenwind aus Rom mit?

Klein: Ja, ich nehme sehr viel Rückenwind mit! Wir machen schon vieles in dem Geist der Synodalität, wie er auch in Rom gedacht wird. Und eine Etablierung der Synodalität auf nationaler Ebene kann das in einer guten Weise fortführen – und korrespondiert mit dem, was in Rom besprochen wurde. Bei dem Gegenwind, den wir in den vergangenen Jahren aus Rom gespürt haben, hätte ich fast damit gerechnet, dass die Verantwortlichen sich etwas ganz anderes unter Synodalität vorstellen. Aber dem ist nicht so. Und das bestärkt mich auf jeden Fall.

Frage: Nehmen Sie denn auch Impulse mit, was sich beim Synodalen Weg in Deutschland noch ändern könnte?

Klein: Wir haben im gesamten Team die Formate, die wir dort erlebt haben, als sehr positiv wahrgenommen. Das Zuhören hat an vielen Stellen mehr Platz gewonnen. Ähnliche Formate hatten wir auch auf dem Synodalen Weg, aber ich kann mir gut vorstellen, das noch weiter in den Fokus zu rücken.

Frage: Wie könnte so ein Format aussehen?

Klein: In Rom haben wir "Conversation in the spirit" geführt, also Gespräche im Geist des Heiligen Geistes sozusagen. Wir saßen in moderierten Runden, in denen jeder nacheinander zwei Minuten Zeit hatte, um zu erzählen, welche Erfahrungen man mit Synodalität im eigenen Kontext gemacht hat und welche Herausforderungen es dabei auch gab. In diesen Runden geht es darum, sehr konzentriert zuzuhören. Und das verändert dann den Ausgangspunkt der weiteren Gespräche in der Gruppe. Das funktioniert nicht für eine ganze Versammlung, aber für kleine Gruppen sehr gut. Wir hatten ähnliche Formate beim Synodalen Weg – aber da ist sicherlich noch Luft nach oben.

Von Christoph Brüwer