Liturgiker: "Alte Messe" im Petersdom hat ihre Anhänger entlarvt
Die kürzlich stattgefundene Feier der "Alten Messe" im Petersdom hat nach Ansicht des Liturgiewissenschaftlers Florian Kluba deren Anhänger und die Verantwortlichen in der Vorbereitung entlarvt. "Statt um die Ausrichtung des Betens scheint es mehr um eine Abgrenzung zu gehen", schreibt Kluba in einem Beitrag für das Portal "feinschwarz.net" (Donnerstag). Dies zeige sich vor allem an der Zelebration der Eucharistie mit dem "Rücken zum Volk", die als charakteristisches Merkmal der Feier nach dem Messbuch von 1962 gelte – auch wenn der Petersdom nach Westen ausgerichtet ist.
Ende Oktober hatte der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke mit Genehmigung Papst Leos XIV. im Petersdom eine Messe im alten Ritus gefeiert. Sie fand im Rahmen einer Pilgerfahrt von Anhängern dieses Messritus statt; etwa 3.000 Menschen sollen daran teilgenommen haben. Die Eucharistiefeier fand am bronzenen Kathedraaltar aus den 1980er Jahren statt, "wo täglich Gottesdienste nach dem seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil geltenden Messbuch des römischen Ritus gefeiert werden", so Kluba. Wegen der Westung des Petersdoms würden die Messen dort "versus populum", zum Volk hin, und und somit auch "ad orientem", Richtung Osten, gefeiert.
"Paradoxe Situation" bei Messe im Petersdom
"Da Kirchen im Normalfall geostet sind, entspricht bei der Alten Messe die charakteristische Zelebration 'mit dem Rücken zum Volk' dieser Logik des Betens ad orientem", betont der Theologe, der am Liturgiewissenschaftlichen Seminar der Universität Bonn arbeitet. Allerdings wüssten um das Phänomen der nach Westen ausgerichteten Kirchen auch die Rubriken des römischen Messbuchs vor der Liturgiereform: "Wenn der Altar nach Osten zeigend steht, zelebriert der Priester versus populum – jedoch nicht, um das Volk anzusehen, sondern um gemeinsam mit ihm ad orientem zu beten." Burke und die Verantwortlichen hätten sich jedoch entschieden, zur Kathedra und somit nach Westen hin zu zelebrieren. "Das führte zur paradoxen Situation, dass Burke Hostie und Kelch nicht gen Osten, sondern zum hinter dem Kathedraaltar aufgestellten Chor erhob."
Gerade in traditionalistischen Kreisen scheine die Frage der Zelebrationsrichtung als Inbegriff des Widerstands gegen die nachkonziliare Liturgiereform zu gelten, schreibt Kluba. Die gewählte Zelebrationsrichtung bei der Messe im Petersdom habe gezeigt, dass es nicht um eine "fromme Hinwendung zu Gott" gegangen sei, da man sonst dem "urchristlichen Prinzip eines nach Osten gerichteten Gebets gefolgt" wäre. Vielmehr habe die Zelebrationsrichtung der Abgrenzung von der römischen Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gedient. "Anstatt ein Ort der Einheit im Glauben und im Beten zu sein, verkommt der Gottesdienst so zum Schauplatz eines liturgiepolitischen Kulturkampfes – und verliert damit jene geistliche, theologische und traditionsbewusste Tiefe, die seine Anhänger in ihm zu finden glauben", unterstreicht Kluba. (mal)
