Fünfte Sitzung soll Synodalkonferenz endgültig auf den Weg bringen

Synodaler Ausschuss: Letzte Debatte um Satzung – und Zukunft?

Veröffentlicht am 21.11.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Fulda ‐ Wie geht es weiter mit dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland? Diese Frage schwebt über der fünften und vorerst letzten Sitzung des Synodalen Ausschusses, die heute in Fulda beginnt. Auf der Tagesordnung steht ein Beschluss über die Satzung der Synodalkonferenz. Einfach dürfte es nicht werden.

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Es ist das Ende des Synodalen Ausschusses – und es kommt nicht überraschend. Am Freitag und Samstag treffen sich die Delegierten des Reformgremiums in Fulda zum vorerst letzten Mal in dieser Konstellation. Der Synodale Weg der Kirche in Deutschland geht damit aber nicht zu Ende. Es geht vielmehr um seine Zukunft, denn Hauptaufgabe des Synodalen Ausschusses ist laut Satzung die Einrichtung eines dauerhaften bundesweiten Synodalen Rates – so der zunächst vorgesehene Name.

Dieser Synodale Rat hat in der Vergangenheit immer wieder für Spannungen gesorgt – innerhalb Deutschlands, aber auch im Verhältnis zum Vatikan. So machte der Vatikan im Juli 2022 in einer Erklärung deutlich: "Der 'Synodale Weg' in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten." Im Januar 2023 schrieben die Kurienkardinäle Pietro Parolin (Staatssekretär), Luis Ladaria (Glaubenspräfekt) und Marc Ouellet (Bischofspräfekt), "dass weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine Bischofskonferenz die Kompetenz haben, den 'Synodalen Rat' auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten".

Auch der Name "Synodaler Rat" musste geändert werden

Die Personalien änderten sich teilweise – die Kritik blieb: In einem weiteren Brief machten Kardinalstaatssekretär Parolin, Glaubenspräfekt Víctor Manuel Fernández und der damalige Bischofspräfekt Robert Francis Prevost – jetzt Papst Leo XIV. – im Februar 2024 kurz vor der Vollversammlung der Bischöfe deutlich, dass ein Synodaler Rat "vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen sei". Eine Abstimmung über die Satzung durch die Bischofskonferenz sei daher ungültig – "mit den entsprechenden rechtlichen Folgen". Im Juni 2024 hielten Vertreter des Heiligen Stuhls nach einem Treffen mit Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) fest, dass auch die Bezeichnung "Synodaler Rat" geändert werden soll.

Bild: ©Deutsche Bischofskonferenz/Kopp

Das Treffen zwischen Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und der römischen Kurie am 12. November war das vierte dieser Art – und das erste seit der Wahl von Papst Leo XIV. Dabei ging es explizit um die Satzung für die Syodalkonferenz.

Zuletzt beruhigte sich die Auseinandersetzung zwischen deutschen Bischöfen und Kurie um das synodale Gremium aber immer mehr. Der Austausch wurde intensiviert und vatikanische Rückmeldungen wurden schon in der Ausarbeitung der Beschlüsse berücksichtigt und eingearbeitet. Das letzte dieser Treffen fand am 12. November in Rom statt und war laut gemeinsamer Pressemitteilung "von einer ehrlichen, offenen und konstruktiven Atmosphäre" geprägt. Es war das erste Treffen dieser Art seit der Wahl von Papst Leo XIV., der als Bischofspräfekt Robert Francis Prevost in der Vergangenheit selbst an dem Austausch teilnahm. Dabei ging es auch um die Satzung der Synodalkonferenz, so der neue Name des geplanten bundesweiten Gremiums. Der Plan: lehramtliche und kirchenrechtliche Bedenken schon vorab einzufangen. So lässt sich auch erklären, warum der als Kritiker des Synodalen Wegs bekannte Passauer Bischof Stefan Oster als Gast an dem Treffen in Rom teilnahm.

Dass die Verabschiedung der Satzung der Synodalkonferenz einen neuralgischen Punkt für den Synodalen Ausschuss bedeutet, wird allein am Programm deutlich: Nahezu der gesamte Freitag ist von Beratungen und Abstimmungen darüber geprägt. Am Samstag soll es dann – neben der Auswertung Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Wegs – um die Geschäftsordnung gehen, die die Verfahren genauer regelt. Und der Synodale Ausschuss ist nicht die letzte Hürde, die das Statut nehmen muss: Nach der Sitzung am Freitag müssen die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Ständige Rat der DBK der Satzung ebenfalls zustimmen. Auch eine Approbation durch den Vatikan ist erforderlich.

"Keine Bereitschaft, dass wir uns beliebig machen"

Hier alle Beteiligten auf einen Nenner zu bekommen, dürfte nicht einfach werden. Schließlich geht es darum, inwieweit Laiinnen und Laien in diesem synodalen Gremium faktisch mitentscheiden dürfen und welche Verbindlichkeit die Beschlüsse haben. Strittig ist auch, inwiefern Nicht-Bischöfe über Finanzfragen für die gesamte Kirche mitbestimmen dürfen.

Dass die Laienvertreter nicht gewillt sind, hier kleinbeizugeben, hat ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp schon bei der letzten Sitzung des Synodalen Ausschusses im Mai deutlich gemacht. Damals ging es um die Zahl der ZdK-Mitglieder im neuen synodalen Gremium. "Auf der Trägerebene gibt es von uns keine Bereitschaft, dass wir uns beliebig machen." Schließlich wurde darüber abgestimmt, dass die Synodalkonferenz genauso viele ZdK-Mitglieder haben soll, wie der Ständige Rat der DBK.

Irme Stetter-Karp und Georg Bätzing
Bild: ©KNA/Bert Bostelmann (Archivbild)

Nachdem vier Bischöfe in einem Brief ankündigten, auch an einem künftigen synodalen Gremium nicht mitzuwirken, verteidigten Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), und Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), das Gremium. In Fulda soll nun die Satzung für die Synodalkonferenz verabschiedet werden.

Überzeugt hat das freilich nicht alle. Schon unmittelbar nach den Beschlüssen im Mai in Magdeburg machten die vier (Erz-)Bischöfe Gregor Maria Hanke, Stefan Oster, Rudolf Voderholzer und Rainer Maria Woelki in einem Brief deutlich, dass sie auch an der Synodalkonferenz nicht teilnehmen wollen. Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing verteidigen als Präsidenten des Synodalen Ausschusses schließlich das Gremium und luden die kritischen Bischöfe zu einem Gespräch ein. Hanke ist inzwischen emeritiert, der Eichstätter Diözesanadministrator Alfred Rottler betonte, die Haltung zum neuen synodalen Gremium obliege dem nächsten Eichstätter Bischof. 

Synodaler Ausschuss an krisenhaftem Punkt

Doch nicht nur aus den Reihen der Bischöfe gab es zuletzt Kritik am Synodalen Weg, sondern auch aus der Theologie mehrten sich kritische und enttäuschte Stimmen. So monierte der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald, der Synodale Weg wolle "Dogmenentwicklung betreiben, ohne über Dogmenentwicklung nachzudenken". Zentrale Fragen der Glaubensentwicklung würden dabei ausgeblendet. Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop kritisierte aus ihrer eigenen Erfahrung im Gremium heraus: "Theologie prägte das Diskurs- und Stimmverhalten der meisten Bischöfe viel weniger als ihr Selbstverständnis, dem Lehramt der Kirche Gehorsam leisten zu sollen. Bischöfliche Mehrheiten fanden nur solche Texte, die autoritative Vorgaben interpretierten, aber keine grundsätzlichen Anfragen stellten." Auch der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisierte, dass die Beschlüsse beim Synodalen Weg und beim Synodalen Ausschuss letztlich keinen Bischof binden könnten und diese nicht an einem Machtverzicht interessiert seien.

Mit der Abstimmung über die Satzung bei der fünften Sitzung des Synodalen Ausschusses sieht die Osnabrücker Dogmatikerin Margit Eckholt den Synodalen Ausschuss gar an einem krisenhaften Punkt angekommen. Das "gemeinsame Ringen und Unterscheiden" habe den Synodalen Weg in den bisherigen Krisen jedoch "auf neue Wege geführt". Ob es solche Wege auch am Wochenende in Fulda geben wird, wird sich zeigen.

Von Christoph Brüwer