Standpunkt

Mit ihrer Botschaft haben die US-Bischöfe einen Nerv getroffen

Veröffentlicht am 25.11.2025 um 00:01 Uhr – Von Mario Trifunovic – Lesedauer: 

Bonn ‐ Bei ihrer Herbsttagung übten die sonst gespaltenen US-Bischöfe ungewohnt deutliche Kritik an Trumps Massenabschiebungen. Damit haben sie einen empfindlichen Punkt getroffen, meint Mario Trifunovic. Die Reaktion der Regierung lässt daran kaum Zweifel.

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Nach mehr als zwölf Jahren melden sich die US-amerikanischen Bischöfe wieder mit einer "Spezialbotschaft" zu Wort. Diesmal richten sie sie fast einstimmig gegen die Migrationspolitik von Donald Trump. Aber nur fast! 

Für viele ist das dennoch ein seltener Lichtblick in einer gespaltenen Bischofskonferenz. Andere fragen, warum dieses Signal erst jetzt kommt. Tatsächlich war der Weg dorthin steinig: Berichten zufolge war der erste Entwurf des Schreibens eher harmlos. Erst durch das Eingreifen von Kardinal Blase Cupich aus Chicago erhielt der Text Schärfe. Cupich, der selbst Zeuge mehrerer Immigrationsrazzien in seiner Stadt war, machte klar: "Wir lehnen die wahllose Massenabschiebung von Menschen ab."

In Trumps Regierung traf das offenbar einen empfindlichen Nerv. Tom Homan, der Architekt der Massendeportationen, gab sich demonstrativ unbeeindruckt und bemerkte nur verächtlich, er sei "lebenslanger Katholik". Zudem sollten die Bischöfe erst einmal ihre Kirche in Ordnung bringen, statt sich politisch einzumischen. Ob er ebenso unbeeindruckt von Papst Leos Kritik ist? Dieser stellte sich offen hinter die Bischöfe und nannte das Vorgehen der Regierung "extrem respektlos". Eine Studie verdeutlicht zudem die Brisanz: Rund 80 Prozent der von Abschiebung bedrohten Menschen sind Christen. Jeder sechste Katholik in den USA ist selbst betroffen oder lebt mit jemandem, der es ist. 

Währenddessen inszeniert das Heimatschutzministerium seine Arbeit wie eine triumphale Bilanz. 527.000 Menschen seien in diesem Jahr abgeschoben worden, 1,6 Millionen zur "freiwilligen Ausreise" gedrängt. Rund 66.000 Einwanderer saßen in Bundesgewahrsam. Daraufhin veröffentlichte das Ministerium am Wochenende ein Video auf "X", worauf maskierte, schwer bewaffnete Polizisten, kreisende Helikopter und Verhaftungsszenen wie aus einem Hollywood-Film zu sehen sind – überblendet mit: "Für Gott und unser Land" und einem Vers aus Jesaja 41,10: "Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir..." Eine Video-Botschaft, die zugleich verstörend und bedrohlich wirkt.

Von Mario Trifunovic

Der Autor

Mario Trifunovic ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.