"Ich bin sicher, dass es weitergehen wird"

Papst Leo erwartet beim Synodalen Weg Anpassungen auf beiden Seiten

Veröffentlicht am 02.12.2025 um 18:12 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg sorgt seit Jahren für Debatten mit Rom. Regelmäßig finden Gespräche zwischen deutschen Bischöfen und römischer Kurie statt. Bei der "fliegenden Pressekonferenz" äußerte sich nun Papst Leo XIV. zu dem Thema.

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Papst Leo XIV. hält beim Reformprojekt Synodaler Weg einen weiteren Dialog innerhalb der Kirche in Deutschland für nötig. Er wisse, dass für viele Katholiken in Deutschland bestimmte Aspekte des Reformprojekts, wie es bisher gestaltet sei, nicht "ihre eigene Hoffnung für die Kirche oder ihres eigenen Weges, Kirche zu leben", spiegelten, sagte er am Dienstag auf dem Rückflug von Beirut nach Rom.

"Also braucht es einen weiteren Dialog und weiteres 'Zuhören' in Deutschland selbst, so dass niemandes Stimme ausgeschlossen wird." Es dürfe nicht die Stimme derer, die mächtiger sind, die Stimme derer verstummen lassen, die vielleicht auch sehr zahlreich seien, aber keinen Ort hätten, um sich Gehör zu verschaffen und Teilhabe an der Kirche zu erhalten, mahnte Leo.

In der Kirche gebe es grundsätzlich Raum für Respekt für Inkulturation, erklärte er. "Die Tatsache, dass an einem Ort Synodalität in bestimmter Weise gelebt wird und an einem anderen Ort anders, bedeutet nicht, dass da Risse oder Brüche entstehen würden. Ich denke, es ist sehr wichtig, daran zu erinnern." 

Zugleich verwies der Papst auf die Bischofssynode zur Synodalität. "Es gibt große Ähnlichkeiten, aber auch einige deutliche Unterschiede zwischen der Art und Weise, wie der Synodale Weg in Deutschland vorangetrieben wurde und wie er in der Weltkirche am besten fortgesetzt werden könnte", so das Kirchenoberhaupt. 

"Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wenden wird"

Weiter verwies er auf den seit einigen Jahren laufenden Dialog einer Gruppe deutscher Bischöfe mit Kardinälen der römischen Kurie, an dem er selbst als Kardinal teilgenommen hatte. Es gebe einen fortdauernden Prozess, um "sicherzustellen, dass der deutsche Synodale Weg nicht gewissermaßen von dem abweicht, was als Weg der Weltkirche angesehen werden muss", so das Kirchenoberhaupt. "Ich bin sicher, dass es weitergehen wird. Ich erwarte, dass Anpassungen auf beiden Seiten in Deutschland gemacht werden – aber ich bin sehr hoffnungsvoll, dass sich alles zum Guten wenden wird."

Der deutsche Synodale Weg hatte 2019 als eine Art Kirchenparlament von Bischöfen, Priestern und Laien begonnen und zahlreiche Beschlüsse zur Reform der innerkirchlichen Verfassung und der Sexualmoral gefasst. Er führte zur Gründung einer ständigen Synodalkonferenz. In diesem Gremium werden künftig deutsche Bischöfe und Laien gleichberechtigt beraten und Beschlüsse fassen. Parallel dazu gibt es auch auf globaler Ebene in der katholischen Kirche neue Formen der Beratung unter Laienbeteiligung. Sie mündeten 2023 und 2024 in zwei Vollversammlungen der sogenannten Weltsynode in Rom. Sie beschloss weniger weitreichende Veränderungen als der deutsche Synodale Weg. Der weltweite synodale Beratungsprozess soll 2028 durch eine universale Kirchenversammlung in Rom abgeschlossen werden.

Gespräche zwischen DBK und Kurie im Vatikan
Bild: ©Matthias Kopp/Deutsche Bischofskonferenz (Archivbild)

An den Gesprächen zwischen der Delegation der deutschen Bischöfe mit Vertretern des Heiligen Stuhls hatte Papst Leo XIV. – damals noch Kardinal Robert Francis Prevost (vierter von links) – selbst teilgenommen. So auch im März 2024.

Papst Leo XIV. zeigte sich darüber hinaus hoffnungsvoll über Afrika als sein nächstes Reiseziel. "Ich persönlich würde gerne nach Algerien reisen, um die Orte zu besuchen, die mit dem Leben des heiligen Augustinus verbunden sind", sagte der frühere Generalprior des Augustinerordens.

Dabei gehe es ihm auch um eine Vertiefung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen. Die Person des Kirchenlehrers Augustinus sei hilfreich für den Brückenbau zwischen der christlichen und der muslimischen Welt, so der Papst. Neben Algerien seien noch weitere Länder geplant; doch eine definitive Bestätigung könne er noch nicht geben.

Auf die Frage, ob er auch eine Reise nach Lateinamerika plane, wo er über 20 Jahre als Priester und Bischof in Peru lebte, antwortete er: "Argentinien und Uruguay erwarten den Besuch des Papstes", sicher auch Peru und andere Länder. Das Projekt sei aber ebenfalls noch nicht abgeschlossen.

Dialog statt US-Angriff auf Venezuela

Des Weiteren sprach Papst Leo XIV. von seiner Hoffnung, dass die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung zwischen seinem Heimatland USA und Venezuela doch noch gebannt werden könne. Der Vatikan setze sich im Konflikt zwischen Washington und Caracas auch auf diplomatischer Ebene für eine Beruhigung der Lage ein. Die Möglichkeit einer US-Invasion nannte der Papst eine Gefahr. Besser sei, den Dialog zu suchen; und auch wirtschaftlicher Druck sei besser als ein Militärkonflikt. Unter einem Krieg litte am Ende die Bevölkerung, nicht die politischen Führer, so Leo XIV.

Papst Leo XIV. drückte zudem seine Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft für die libanesische Schiiten-Partei Hisbollah aus. Ziel der Kirche sei, die Parteien zu überzeugen, die Waffen niederzulegen und im Dialog Lösungen ohne Gewalt zu finden. Daran arbeite der Vatikan nicht in der Öffentlichkeit, sondern "hinter den Kulissen", so das Kirchenoberhaupt. Der Papst hatte in Beirut unter anderem die obersten politischen und religiösen Vertreter der Schiiten getroffen und mit ihnen gesprochen. Die Schiiten-Miliz Hisbollah ist die einzige der früheren libanesischen Bürgerkriegsparteien, die weiterhin schwer bewaffnet ist und vor allem gegen Israel kämpft. (cbr/KNA)