Zwischen Nein und Ja: Frauendiakonat bleibt in der Schwebe
Auf die Frage, ob Frauen in der katholischen Kirche bald auch zu Diakoninnen geweiht werden können, gibt es kirchlicherseits bislang keine konkrete Antwort – auch nicht im am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Abschlussdokument der noch von Papst Franziskus eingesetzten Theologenkommission unter der Leitung des italienischen Kardinals Giuseppe Petrocchi. Symbolisch ließe sich sagen: Die Ampel steht weiterhin auf Gelb. Das Schreiben selbst ist ein systematischer und bewusst nüchterner Überblick über die Arbeit der Kommission und soll Papst Leo XIV. als Orientierungshilfe im Entscheidungsprozess dienen. Auf seinen Wunsch hin wurde das Dokument veröffentlicht, was mit den Ergebnissen der ersten Expertengruppe nicht passiert ist. Doch so einfach wird es dem Pontifex damit nicht gemacht.
Die aus fünf Männern und fünf Frauen bestehende Theologenkommission hielt bereits in ihrer ersten Sitzung 2021 einstimmig fest, dass das historische Diakonat "nicht als einfaches weibliches Äquivalent des männlichen Diakonats verstanden wurde und offenbar keinen sakramentalen Charakter hatte". Die historische Forschung diene zwar als Ausgangspunkt, jedoch nicht als Entscheidungsgrundlage. Denn – so heißt es im Dokument – die historische Perspektive ermögliche keine endgültige Gewissheit. Vielmehr müsse die Frage auf lehramtlicher Ebene entschieden werden. Dies hatte bereits Papst Benedikt XVI. in seinem Brief zum 50. Jahrestag der Errichtung der Internationalen Theologischen Kommission betont. Doch dies dürfte angesichts theologischer Divergenzen und mangelnden Konsenses ein schwieriges Unterfangen sein. Die Kommission stimmte über mehrere Thesen ab, die diese Spannungen deutlich sichtbar machen.
Keine Mehrheit für klassische "Jesus war ein Mann"- Begründung
So etwa über die lehramtliche These, wonach nur Männer geweiht werden könnten, weil Jesus selbst ein Mann war. Doch die Abstimmung ergab keine Mehrheit und endete mit einem Patt von fünf zu fünf Stimmen. Ebenso kam keine Mehrheit für konkrete Vorschläge zur Einführung eines sakramentalen Frauendiakonats zustande. Einstimmigkeit herrschte hingegen bei der Feststellung, dass eine systematische Vertiefung der Theologie des Diakonats im Zusammenhang mit dem Weihesakrament "Fragen zur Vereinbarkeit der diakonalen Ordination von Frauen mit der katholischen Lehre über das Weihesakrament" aufwerfe. Fragen also, die sich scheinbar nicht leicht lösen lassen. Das Dokument erklärt daher, dass "unter Berücksichtigung der historischen Forschung und der theologischen Untersuchung" die Möglichkeit ausgeschlossen werde, "in Richtung einer Zulassung von Frauen zum Diakonat als Stufe des Weihesakramentes voranzuschreiten". Im Licht der Heiligen Schrift, der Tradition und des Lehramts sei diese Einschätzung eindeutig, erlaube jedoch derzeit kein endgültiges Urteil – anders als bei der Priesterweihe, wie Johannes Paul II. bereits 1994 mit seinem Apostolischen Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" endgültig festlegte.
Im Licht der Heiligen Schrift, der Tradition und des Lehramts sei diese Einschätzung eindeutig, erlaube jedoch derzeit kein endgültiges Urteil – anders als bei der Priesterweihe, wie Johannes Paul II. bereits 1994 mit seinem Apostolischen Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" endgültig festlegte.
Der theologische Konflikt verläuft zwischen zwei Grundpositionen: Die eine Seite betont, dass die Diakonenweihe "ad ministerium" (zum Dienst) erfolgt und nicht "ad sacerdotium" (zum Priestertum). Dies könne den Weg für ein Frauendiakonat öffnen, die Priesterweihe von Frauen jedoch ausschließen. Die andere Sichtweise betont die untrennbare Einheit des Weihesakraments in seinen drei Stufen (Diakon, Priester, Bischof) und lehnt deshalb die Weihe von Frauen zu Diakoninnen ab. Eine Zulassung zur ersten Stufe des Weihesakraments würde die Nichtzulassung zu den weiteren Stufen unerklärbar machen.
Kirche am dogmatischen Scheideweg
Das dreistufige Weihesakrament ist damit ein zentrales Problemfeld. Papst Benedikt XVI. führte 2009 in seinem Motu Proprio "Omnium in mentem" eine klare Unterscheidung zwischen Diakonen und Priestern in das Kirchenrecht ein. Damit sollte festgehalten werden, dass nur Bischöfe und Priester "in persona Christi" handeln, während Diakone befähigt werden, "dem Volk Gottes im Dienst der Liturgie, des Wortes und der Liebe" zu dienen. Diese Abkopplung der ersten Weihestufe vom kirchlichen Leitungsdienst stieß damals besonders unter Ständigen Diakonen auf Kritik, da sie als Herabsetzung verstanden wurde. 1967 hatte Papst Paul VI. auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil das Ständige Diakonat genehmigt, das jedoch Männern vorbehalten war. Neu war nur, dass er nun auch verheirateten Männern offenstand.
Das neu veröffentlichte Dokument zeigt insgesamt, dass die Kirche an einem dogmatischen Scheideweg steht. Einerseits ist es ein "Nein" zum Frauendiakonat als Stufe des Weihesakraments – wenngleich nicht endgültig, wie im Fall der Priesterweihe. Andererseits zeigen sich die Experten offen für "weitere theologische und pastorale Vertiefungen". Als Möglichkeit wird die Einführung neuer Dienste genannt: "Es ist heute angebracht, den Zugang von Frauen zu den beauftragten Diensten an der Gemeinschaft zu erweitern und damit eine angemessene kirchliche Anerkennung der Diakonie der Getauften, insbesondere der Frauen, zu gewährleisten." In diese Richtung weisen bereits die beiden Motu Proprio "Spiritus Domini" und "Antiquum ministerium" von 2021: Franziskus öffnete damit das Amt des Lektors, Kommunionhelfers und Akolythen für Frauen und schuf den laikalen Dienst des Katecheten. Nun liege es – so der Abschlussbericht – am pastoralen Unterscheidungsvermögen der Hirten zu prüfen, welche weiteren Laiendienste für die Bedürfnisse der Kirche eingeführt werden könnten.
Damit bleibt die Frage nach dem Frauendiakonat weiterhin ohne eindeutiges Ja oder Nein – zumindest nach Ansicht der Theologenkommission. Kardinal Petrocchi betont daher, dass die Untersuchung weitergeführt werden müsse. Das Diakonat insgesamt müsse in seiner "sakramentalen Identität und kirchlichen Mission" noch präziser geklärt werden, um bestimmte pastorale und strukturelle Fragen zu beantworten, die bisher offen sind. Einig ist man sich jedoch darin, die Räume zu erweitern, damit Frauen angemessen am kirchlichen Leben und an Entscheidungsprozessen teilhaben können – auch durch die Schaffung neuer Laienämter. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um den pastoralen Herausforderungen zu begegnen, bleibt offen.
Keine klaren Ergebnisse
Nüchtern betrachtet beendet damit eine weitere Kommission ihre Arbeit ohne klares Ergebnis, wie schon mehrfach zuvor. Bereits in den 1970er Jahren befasste sich die Internationale Theologenkommission mit der Frage, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. In den 1990er Jahren startete die Kommission einen neuen Versuch. Ihr Fazit: Einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen stehe prinzipiell nichts im Wege. Dennoch promulgierte der damalige Glaubenspräfekt Kardinal Joseph Ratzinger das Dokument nicht, sondern gab es zur Überarbeitung zurück.
Das neu veröffentlichte Dokument zeigt ein "Nein" zum Frauendiakonat als Stufe des Weihesakraments – wenngleich nicht endgültig, wie im Fall der Priesterweihe. Andererseits zeigen sich die Experten offen für "weitere theologische und pastorale Vertiefungen"
Auch der Anlauf von 2002 brachte kein eindeutiges Ergebnis. 2016 setzte Papst Franziskus schließlich eine weitere Kommission ein, die sich mit der Frage der Diakoninnen in der frühen Kirche befasste. Unter der Leitung des späteren Glaubenspräfekten Kardinal Luis Ladaria arbeiteten sechs Frauen und sechs Männer – darunter Karl-Heinz Menke, Marianne Schlosser und Phyllis Zagano – an einer historischen Studie. Der Bericht, den sie 2019 vorlegten, enthielt wiederum keine "definitive Antwort", da die Mitglieder der Kommission "unterschiedlich gedacht" hätten. Man sei nur bis zu einem gewissen Punkt einer Meinung gewesen. Die zentrale Frage nach der sakramentalen Qualität der historischen Diakoninnenweihe blieb auch damals unbeantwortet.
Transparenter Einblick
Auch die Amazonas-Synode von 2019, in deren Beratungen die Zulassung von Frauen zum Diakonat mehrfach gefordert wurde, brachte keinen Durchbruch. Franziskus griff diese Forderung in seinem nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" nicht auf, kündigte mit der Theologen-Kommission unter Kardinal Petrocchi die Fortsetzung der Studien an. Zu ihren Mitgliedern zählten unter anderem die in der Schweiz lehrende Dogmatikerin Barbara Hallensleben und der Theologe Manfred Hauke. Doch auch bei der Weltsynode gab es Bewegung, insbesondere im Abschlussdokument. Dort heißt es wörtlich: "Darüber hinaus bleibt die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Amt offen und der entsprechende Unterscheidungsprozess muss fortgesetzt werden." (Nr. 60).
Trotz zahlreicher Theologen- und Expertenkommissionen lässt eine konkrete Antwort weiter auf sich warten – zum Nachteil der Frauen, die in der Kirche bereits vielfältige Dienste leisten, und nicht zuletzt angesichts pastoraler Nöte in vielen Regionen. Dennoch ist bemerkenswert, dass Papst Leo XIV. mit der Veröffentlichung dieses Papiers einen ungewohnt transparenten Einblick in die dynamische Debatte eines brisanten Themas gewährt. Ein Schritt vor, zwei zurück? Die Debatte steht nicht still – sie entwickelt sich, wie auch die Voten zur stärkeren Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche zeigen. Reicht das aber aus und was folgt daraus? Der Ball liegt diesbezüglich bei Papst Leo XIV.
