Dieses Fest feiern nicht nur Herz-Jesu-Sozialisten!
Süßliche Andachtsbilder, ein von Dornen umranktes Herz, gelb-orange leuchtende Flammen. Womöglich sind das die ersten Assoziationen, die das Herz-Jesu-Fest hervorruft. Katholiken feiern den von Papst Pius IX. Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführten Tag am dritten Freitag nach Pfingsten. Heute hat er den Rang eines Hochfestes. Das Herz gilt in der Bibel als Mitte des Menschen, als Sinnbild der ganzen Person, seines Fühlens und Wollens. Das Herz Jesu im Speziellen steht für die unendliche Liebe des Gottessohnes.
Die Geschichte des Gedenktags reicht weit in die Zeit vor 1856, dem Jahr seiner offiziellen Einführung, zurück. Im Hochmittelalter spielte die "neue Frömmigkeit" (Devotio moderna) in Deutschland eine entscheidende Rolle. So spürten etwa die Zisterziensernonnen von Helfta, Mechthild von Magdeburg (1207-1282) und Gertrud von Helfta (1256-1302), und der Dominikaner Heinrich Seuse (1295-1366) eine besondere, direkte Verbindung zu Jesus und traten für die Herz-Jesu-Verehrung ein.
Visionen rund um Christus
Für deren weitere Entwicklung ist auch Margareta Maria Alacoque (1647-1690) bedeutend. Sie trat in Paray-le-Monial in Burgund in das Kloster der Heimsuchungsschwestern ein, wo noch heute Pilger die Reliquien der Ordensschwester besuchen. Aus den Jahren 1673 bis 1675 sind vier Visionen Margareta Maria Alacoques überliefert, in denen ihr Christus erschienen sein soll, der auf sein Herz deutete. Fortan setzte sie sich für ein Herz-Jesu-Fest ein. Es vergingen jedoch über zehn Jahre, bis es ihr nach großen Widerständen ihrer Mitschwestern und der Oberin gelang, in ihrem Konvent eine Herz-Jesu-Feier zu etablieren.
Margareta Maria Alacoque offenbarte ihre Visionen auch ihrem Beichtvater, dem Jesuiten Claude de la Colombière. In den Folgejahren war es so auch der Jesuitenorden, der den Herz-Jesu-Kult besonders durch eigene Glaubenskurse verbreitete. Einen Dämpfer erhielten diese Bemühungen Ende des 18. Jahrhunderts durch das zwischenzeitliche Verbot der Jesuiten auf Druck der absolutistischen Herrscher. Erst nachdem der Orden im Jahre 1814 wieder zugelassen wurde, lebte auch das Herz-Jesu-Gedenken wieder auf.
Ökumenisches Fest
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts verlor das Fest, das kein rein katholisches, sondern ein ökumenisches Fest ist, jedoch stark an Bedeutung. Allein die polnische Ordensschwester Maria Faustyna Kowalska (1905-1938) vermochte die Herz-Jesu-Verehrung auch in Deutschland ins Blickfeld der Gläubigen zurückzubringen. Das Tagebuch der im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochenen Nonne berichtet von ihren Visionen. So glaubte sie, von Jesus den Auftrag erhalten zu haben, Künderin der Barmherzigkeit Gottes zu sein. Sie solle, so ihre Tagebuchaufzeichnungen, ein Bild von Jesus malen, von dessen Herzen zwei Strahlen ausgehen. Darüber hinaus sah sich Faustyna Kowalska dazu berufen, sich für ein Fest der göttlichen Barmherzigkeit einzusetzen. Den Termin dafür legte Papst Johannes Paul II. auf den Sonntag nach Ostern, an dem auch der Weiße Sonntag begangen wird.
Über die Symbolkraft des Herzens Jesu sind das Herz-Jesu- und das Barmherzigkeitsfest eng miteinander verbunden. Der Ursprung der Verehrung liegt im Johannesevangelium. Dort steht geschrieben, der römische Hauptmann habe nach dem Tod Jesu mit seiner Lanze eine Seite von dessen Körper und damit zugleich sein Herz durchbohrt, um so den Tod festzustellen. Dabei strömten Wasser und Blut aus dem Körper Jesu. Sie stehen stellvertretend für das Leiden Jesu, der für die Menschen gestorben ist und sie dadurch erlöst hat.
In den säkularen Sprachgebrauch ist das Herz Jesu durch den Begriff "Herz-Jesu-Sozialist" eingedrungen. Damit werden Anhänger der katholischen Soziallehre bezeichnet, insbesondere vom Arbeitnehmerflügel der Unionsparteien. Als bekanntester Vertreter dieser Spezies gilt der frühere Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm.
Der Text erschien erstmals im Jahr 2015.