Ein Witz namens Neutralitätsgesetz
Kennen Sie den schon? "Was haben ein Kreuz und ein Fisch gemeinsam? Genau! Beide haben nichts am Hals einer Berliner Lehrerin zu suchen." Der noch recht neue Witz heißt Neutralitätsgesetz und ist eigentlich nicht so wirklich lustig. Vor allem ist er aber noch nicht auserzählt. Denn der Berliner Verwaltungsrat hat nun verkündet, keine abschließende Liste mit verbotenen religiösen Symbolen vorzulegen. Die Spannung steigt also. Was ist noch Schmuck und was schon Bekenntnis? Und ist der Fisch vielleicht nur am Freitag erlaubt? Mein Tipp: Versuchen Sie es mit Alpha und Omega oder Chi und Rho um den Hals. Damit kommen Sie vielleicht durch. Denn: Wat der Berliner nich kennt, det verklacht er nich.
Keine Scheu vor religiöser Zurschaustellung hat man dagegen etwas weiter östlich der Hauptstadt. Dort empfing Polens Regierungschefin Beate Szydlo mit Tränen in den Augen den Primizsegen ihres frisch geweihten Sohnemanns. Vielleicht war es aber auch nur Weihwasser. Jedenfalls gab der Neupriester gleich ein bemerkenswertes Weiheversprechen ab: Er wolle vom Ambo aus keine politischen Meinungen verlautbaren lassen und behalte seine Ansichten für sich. Man munkelt, dass bei dieser Nachricht auch Bundessprecher Jörg Meuthen irgendwo in der AfD-Parteizentrale eine einsame Träne über die Wange gekullert ist. Eine Kirche, die zu politischen Fragen schweigt. Könnten wir uns dieses schöne Land nur wieder einverleiben! (Idee für möglichen Wahlsieg notiert.)
Apropos absurde Ideen: Falls Sie keinen eigenen Garten haben, der Ihnen den Anbau von Nutzpflanzen ermöglicht, schauen Sie doch einfach mal wieder auf dem Friedhof Ihres Vertrauens vorbei. Wenn der zufällig im bayerischen Neuburg an der Donau liegt, haben Sie Glück. Denn da hat der Stadtrat nun erlaubt, Tomaten auf die Gräber der verstorbenen Angehörigen zu pflanzen. Nach Urnenfeldern in Weinbergen gibt es jetzt also die alkoholfreie Variante. Oma Erna wird es jedenfalls freuen. Jetzt bekommt sie wenigstens zweimal im Jahr Besuch – an Allerseelen und zur Erntezeit.
Kritik erntet vor allem mal wieder US-Präsident Donald Trump. Erst Mauern gegen Mexikaner, dann Einreiseverbote gegen Muslime. Und jetzt sagt er dem Rest der übriggebliebenen Menschheit den Kampf an – immerhin noch rund 6 Milliarden Erdenbewohner, die es zu beseitigen gilt. Während der Ausstieg aus dem Klimaabkommen im Allgemeinen für zornige Gesichter sorgt, zaubert er den Drehbuchautoren und Regisseuren überall auf der Welt vor lauter Inspiration ein anerkennendes Lächeln auf die Lippen. Bilder formen sich in Köpfen: Hand mit großem Goldring streichelt Katze. Schnitt. Bildschirm mit schmelzenden Polarkappen. Stürme, Fluten, Hungersnöte. Schnitt. Blonder Hinterkopf und lautes, böses Lachen. Schnitt.
Ob James Bond oder Papst Franziskus: Bei diesem Superschurken kommen beide zu spät. Dass Trump dem Heiligen Vater jetzt auch noch im Twitter-Ranking auf die Pelle rückt, macht den Super-Gau in dieser Woche perfekt. Mit 33 Millionen Followern hat der Pontifex maximus nur noch drei Millionen mehr als der Pfiffikus minimus und muss sich eventuell etwas von dessen Strategie abschauen: Mit knallharten und mutigen Worten in den Tweet einsteigen und dann zum Ende hin einfach…covfefe.