Überrascht und erfreut
"Mit Papst Franziskus ist der Kirche ein Oberhaupt geschenkt, das die spirituellen Impulse von Papst Benedikt XVI. und von Papst Johannes Paul II. aufnehmen wird", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch in Freiburg. Gleichzeitig werde der neue Papst eigene Impulse setzen.
Zollitsch würdigte den neuen Papst als tief gläubigen, spirituellen und umfassend gebildeten Menschen. Indem er sich nach dem heiligen Franziskus benannt habe, mache der neue Papst deutlich, dass er nah bei den einfachen Menschen sein wolle. "Das ist auch ein programmatisches Zeichen für die gesamte Kirche, dass es ihr nicht um Macht, sondern um die Kraft des Glaubens geht", so Zollitsch.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann berichtete gegenüber katholisch.de aus dem Konklave über die Reaktion des frisch Gewählten auf sein neues Amt. "Er kam mir im Ganzen sehr gefasst vor", sagte Lehmann. Ihm sei klar, was an Aufgaben und Herausforderungen auf ihn zukomme.
Auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner freute sich über die Wahl des argentinischen Kardinals. "Er hat das Format zum Papst", sagte Meisner im Vatikan. Es sei ein gutes Zeichen, dass der neue Papst "ganz anders ist, als ich ihn mir vorgestellt habe". Papst Franziskus werde für Überraschungen sorgen, so Meisner vor Journalisten: "Ich bin gespannt, was er an Positivem in die Kirche hineinbringen wird."
Der Münchener Kardinal Reinhard Marx sieht die Wahl von Papst Franziskus als ermutigendes Zeichen für die katholische Kirche. "Die ersten Worte und Zeichen, die er gesetzt hat, ermutigen uns sehr", so Marx. Die Entscheidung für Bergoglio zeige, dass die Kardinäle eine Reform der römischen Kurie erwarteten. Zugleich warnte der Münchener Kardinal vor überzogenen Erwartungen und mahnte zur Geduld. Der neue Papst können nicht in wenigen Wochen alles auf den Kopf stellen.
Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich beeindruckt von der "Schlichtheit" und "Bescheidenheit" des neuen Papstes. Die ersten Zeichen und Gesten deuteten darauf hin, dass ihm "all das Höfische und Zeremonielle von seinem Naturell her doch ein Stück weit fremd ist", sagte Woelki in Rom. Gegenüber den Kardinälen sei er nach der Wahl wie ein "Bruder unter Brüdern" aufgetreten. Es sei auffällig gewesen, dass er für seinen ersten Auftritt auf die äußeren Zeichen der Papstwürde, wie etwa den Schulterumhang, die Mozzetta, verzichtet habe. Woelki äußerte ebenfalls die Erwartung, dass der neue Papst versuchen werde, "in die Kurie einen neuen Stil hineinzubringen".
Ähnlich äußerte sich gegenüber katholisch.de der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der auch Weltkirche-Bischof ist. Er bezeichnete es als große Herausforderung für den neuen Papst, "die Kirche zusammenzuhalten und die Organisation des Vatikans so zu erneuern, dass sie dem Zweck dient, präsent zu sein und das Reich Gottes überall hinzubringen". Voraussetzung dafür seien die anstehenden Personalentscheidungen des Kirchenoberhaupts.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ist auch für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig. Er sagte, der neue Papst könne für die Arbeit von Adveniat einen "Schub" bedeuten. Ein "Riesenhighlight" sei es, wenn im Sommer ein Papst aus Lateinamerika den Weltjugendtag in Rio de Janeiro besuche. Wie viele andere, war auch Overbeck überrascht von der Wahl.
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann zeigte sich bewegt vom ersten öffentlichen Auftritt Franziskus'. Es sein ein "Tag großer Freude" für die ganze Weltkirche, so Wiesemann. Die kurze Dauer des Konklave bezeichnete er als ein wichtiges Zeichen für die Einheit der Kirche.
Auch laut dem Münsteraner Bischof Felix Genn sind die ersten Gesten des neuen Papstes berührend. Er komme einfach in der weißen Soutane, bitte um ein Gebet für ihn und spreche davon, dass das Volk und der Bischof von Rom zusammenstehen müssten. "Das sind alles ganz starke, kurze, aber eindeutige Zeichen", so Genn.
Genauso begeistert zeigte sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker: "Dieser Papst ist den Menschen zugewandt, das spürte man schon in den ersten wenigen Augenblicken nach dem Konklave."
Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht in dem neuen Pontifex "einen bescheidenen und konsequenten Mann, der die Armut sucht". Mit der Namenswahl "Franziskus" mache sich der neue Papst an einer Gestalt der Kirchengeschichte fest, die "einfach, arm, demütig und friedfertig" sei, so der Oberhirte.
Die Wahl eines Nicht-Europäers zum Papst wird nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke "eine heilsame Erfahrung gerade für uns Deutsche sein". Sie werde zeigen, "dass wir nicht Drehscheibe der Welt sind und uns in der langen weltkirchlichen Kette einreihen müssen", so Hanke.
Einen "souveränen Blick auf die Lage der Weltkirche" wünscht der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst dem neuen Papst. Dessen Blick werde sich besonders auf die Armen richten, betonte Fürst am Mittwochabend. Mit Blick auf die Kurie äußerte der Bischof den Wunsch, dass sie sich nun "zu einer hilfreichen Institution entfalten" möge.
Der Magdeburger Oberhirte Gerhard Feige erklärte: "Wir alle, unsere ganze Kirche und in besonderer Weise auch der neue Papst stehen vor großen Herausforderungen". Feige rief zum Gebet für Franziskus auf: "Beten wir zu Gott für Papst Franziskus um die Gaben des Heiligen Geistes. Möge es ihm mit Gottes Beistand gelingen, unsere Kirche in guter Weise zu führen".
Auch der Apostolische Administrator des Bistums Passau, Bischof Wilhelm Schraml, rief zum Gebet für Franziskus auf: "Der neue Papst möge uns seine persönliche Freude am Glauben vermitteln und uns damit anspornen, so wie es auch sein Vorgänger getan hat", so Bischof Wilhelm Schraml.
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sagte, als bisheriger Erzbischof von Buenos Aires bringe der neue Papst wertvolle Erfahrung in sein Amt ein.
Auch Norbert Trelle, Bischof von Hildesheim, betonte, die Herkunft des neuen Papstes aus Lateinamerika unterstreiche die wachsende Bedeutung der Weltkirche. Sein persönlicher Lebenswandel sei bescheiden und volksnah; er sei als "Kardinal der Armen" bekannt.
Im Bistum Erfurt äußerte sich Diözesanadministrator Weihbischof Reinhard Hauke zur Papstwahl. "Franziskus ist der erste Nichteuropäer auf dem Stuhl Petri. Von ganzem Herzen teilen wir die Freude der Christen Lateinamerikas", erklärte er.
Der Hamburger Bischof Werner Thissen würdigte die Wahl als ein gutes Signal für den Kampf gegen die Armut. "Die Kirche muss mit den Armen stehen, und mit diesem Papst gelingt das wunderbar", sagte Thissen am Mittwochabend. "Er gilt als prophetisch, bescheiden und volksnah".
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte: "Die Entscheidung verspricht etwas Neues".
Nach den Worten des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer sollten die Katholiken dankbar sein, "dass ein Mann der Kirche bereit ist, dieses große und für die Einheit der Kirche so wichtige Amt auf seine Schultern zu legen". Eigentlich übersteige es den Horizont und das Vermögen eines Menschen bei weitem. Am Hochfest des heiligen Josefs wolle man mit Papst Franziskus im Gebet verbunden sein und ihm zeigen: "Wir sind mit ihm Kirche!" (gho/KNA/dpa)