"Der Glaube ist mein Rückzugsraum"
Frage: Wie alt fühlen Sie sich?
Metzler: Wie 25, das ist ein schönes Alter, eine schöne Zahl und klingt gut. Im Januar werde ich dann zum sechsten Mal 25…
Frage: Sind Sie im Reinen damit, wie sie Ihr Leben bisher gelebt haben?
Metzler: Ja, auf jeden Fall. Ich hatte das Glück, gut behütet im schönen Würzburg aufwachsen zu dürfen. Durch meinen Beruf im Jugendamt habe ich mit vielen Kindern und Jugendlichen zu tun, die Traumatisierungen, Gewalt, Missbrauch, Verwahrlosung und Vernachlässigung erfahren oder auch unter Trennung und Scheidung leiden. Ich bin vor solchen Dingen immer verschont geblieben: Meine Eltern leben zusammen und meine beiden Schwestern und ich durften glücklich in unserem Heimatstadtteil aufwachsen.
Frage: Was war der größte Fehler oder die schwierigste Situation Ihres Lebens?
Metzler: Also, in meinem Kleiderschrank hängen so einige Fehler (lacht). Ich glaube nicht, dass ich etwas wirklich als die schwierigste Situation bezeichnen kann. Natürlich habe ich vor großen Prüfungen immer Angst und wenn Angehörige sterben, sind das immer schwierige Zeiten. Zu meiner Großmutter etwa hatte ich ein sehr enges Verhältnis, wir haben in einem Haus gewohnt. Aber ich würde sagen, das alles ist nichts Außergewöhnliches, denn das Leben bringt solche Geschichten mit sich.
Frage: Was war das größte Glück?
Metzler: Wie und unter welchen Umständen ich aufwachsen durfte. Das ist ein Glück, das nicht jeder hat. Und auch ansonsten: Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job, das macht mir unheimlich viel Spaß. Ich habe super Arbeitsbedingungen, was auch eine Seltenheit ist, und muss nicht pendeln. Und die Heimatverbundenheit spielt bei mir eine große Rolle. Ich bin zwar in der Stadt aufgewachsen, aber wir hatten auch einen Garten etwas außerhalb. Als Kind war ich im Kunstturnen, aber auch viel draußen. Mit Freunden hat man sich damals noch per Telefon verabredet, was mangels Flatrate immer wieder zu Ärger mit den Eltern geführt hat.
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Von Mauerfall bis 11. September: In welchem politischen und gesellschaftlichen Kontext heute 30-Jährige groß geworden sind, zeigt der Zeitstrahl.
Frage: Was war eine Weiche in Ihrem Leben, die Sie heute gern anders stellen würden?
Metzler: (denkt nach) Wenn ich an Freunde in meinem Alter denke, dann ist es so, dass man sich eine gewisse Zeit begleitet, sei es in der Schule, während der Ausbildung oder im Studium. Davon ging aber auch leider wieder vieles auseinander, weil die Leute woanders hin gezogen sind zum Studieren oder dann zum Arbeiten. Ich habe so etwas nie gemacht, war auch nicht im Auslandssemester und als ich eineinhalb Jahre in Tauberbischofsheim gearbeitet habe, bin ich die 40 Kilometer immer gependelt. Ich habe es bisher auch nicht vermisst und viele sagen, dass ich es vermissen würde, wenn ich es gemacht hätte. Aber ich bin noch nicht an dem Punkt zu denken, dass ich dadurch irgendeine Weichenstellung verpasst habe.
Frage: Was erwarten Sie von Ihrem weiteren Leben?
Metzler: Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln, also zum Beispiel auch beruflich noch fortbilden. Und natürlich möchte ich mal eine Familie gründen, das ist für mich sehr wichtig. Suchen muss ich den Partner nicht mehr und ich möchte schon in naher Zukunft den Bund fürs Leben eingehen. Ich plane, auf jeden Fall katholisch zu heiraten und auch meinen Kindern den Glauben weiterzugeben, das ist mir sehr wichtig. Aber wann und wie kann ich noch nicht sagen, das hängt ja auch von meinem Partner ab.
Frage: Was sind für Sie in ihrem Alltag die drei wichtigsten Dinge, ohne die sie nicht auskommen würden?
Metzler: Im Alltag brauche ich mein iPhone… (lacht) Oh nein, habe ich das jetzt wirklich als erstes genannt? Also damit kann ich mit den Menschen, die mir wichtig sind, in Kontakt zu bleiben. Ich möchte es nicht missen, Menschen um mich herum zu haben, ob nun Freunde, Familie, Kollegen, Klienten, Freunde und Familie. Dazu gehört auch mein kirchliches Engagement. Und drittens, die Musik: Ich singe den ganzen Tag vor mich hin und könnte nicht auf meine Stimme verzichten. Ich habe immer einen Ohrwurm im Kopf, ob das nun etwas von "Pur" ist oder nach der Chorprobe "Adeste fideles".
Frage: Welche Bedeutung hat der Glaube für Sie?
Metzler: Eine wichtige Bedeutung. Er spielt eine zentrale Rolle, denn ich engagiere mich seit 2009 ehrenamtlich im Pfarrgemeinderat meiner Heimat- und Taufgemeinde. Da war ich schon in meiner Jugend tätig als Ministrantin und Jugendgruppenleiterin. Der Glaube gibt mir Halt und Sicherheit und im Gottesdienst auch mal einen Rückzugsraum für mich und meine Gedanken.
Frage: Welche Rolle spielt die Kirche in Ihrem Leben?
Metzler: Das spielt ineinander hinein. Der Glaube gibt mir den Weg vor. Und die Kirche verbinde ich mit einem Ort und mit Gemeinschaft. Da bin ich einerseits gesellig, aber anderseits auch für mich mit einer Stunde Zeit zum beten im Sonntagsgottesdienst. Es fällt mir schwer, Glaube und Kirche zu trennen. Wenn ich das Wort "Glaube" höre, assoziiere ich das sofort mit dem Bild meiner Heimatpfarrkirche und die Gottesdienste dort, weniger an den Papst oder Rom oder so.
Früher war ich in einer Jugendgruppe mit wöchentlichen Treffen, verschiedenen Aktionen und Pfingstzeltlager. Später übernahm ich selber Verantwortung und habe solche Dinge vorbereitet und stand bei Elternabenden auch mit den Erwachsenen in Kontakt. Das hat mich geprägt und mir auch viel für meinen Beruf gebracht. Jetzt bin ich die fünftjüngste in einem recht jungen Pfarrgemeinderat. Das lief bei mir alles komplett nahtlos.