Standpunkt

Nach AfD-Erklärung der Bischöfe braucht es konkrete Schritte

Veröffentlicht am 19.03.2024 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das klare und eindeutige Zeichen der deutschen Bischöfe gegen die AfD war äußerst wichtig, meint Claudia Pfrang. Nun fordert sie weitere Schritte in den Diözesen – vor allem was die Satzungen und Wahlordnungen der kirchlichen Gremien angeht.

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Jede Woche zeigen neue Enthüllungen über die AfD: Diese Partei tritt immer unverhohlener rechtextrem auf. Sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie. Der Widerstand gegen die Zerstörung der Demokratie lebt davon, dass sich alle demokratischen Kräfte zusammentun und sich niemand die Tür zur AfD heimlich offenhält – auch keinen noch so dünnen Spalt.

Es war äußerst wichtig, dass die deutschen Bischöfe in ihrer Erklärung geschlossen und deutlich ein klares Zeichen gegen die AfD gesetzt haben. Und nun? Es ist notwendig, dass auch die Bischöfe keinen Türspalt mehr zur AfD öffnen, indem sie nicht auf Veranstaltungen und Plattformen erscheinen, bei denen regelmäßig auch rechte Akteure auftreten. Konkret braucht es in den Diözesen in Wahlordnungen und Satzungen für kirchliche Gremien einen Passus, dass Menschen, die sich öffentlich und nachweislich menschenfeindlich, rassistisch und antidemokratisch äußern, nicht gewählt bzw. aufgrund dessen von Gremien und Ämtern ausgeschlossen werden können. Daran wird derzeit gearbeitet. Das ist gut so! Aber nur ein Teil des Problems, das viel tiefer liegt.

Es gibt Berührungspunkte von rechten Positionen mit theologisch traditionalistischen und antimodernistischen Haltungen. Fundamentalistische Überlegungen gehen einher mit einem alleinigen Wahrheitsanspruch und einem Denken, das die eigene Religion für überlegen über andere hält. Dies korreliert wiederum mit erhöhter Vorurteilsneigung. Und wer in einem Bereich zu Ungleichwertigkeitsdenken tendiert-, tut dies  das zeigen Studien zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit  häufig auch in einem anderen.

Innerkirchlich stehen wir daher vor mehreren Herausforderungen. Zum einen gilt es, die Gemeinden zu einem Ort zu machen, in denen angstfrei über kontroverse Themen, auch darüber, was das Katholisch-Sein ausmacht, gesprochen werden kann. Zugleich braucht es mehr denn je den Mut von Christ:innen, sich diskriminierenden und menschenfeindlichen Äußerungen entgegenzustellen. Hier müssen auch bei kontroversen Auseinandersetzungen die roten Linien gezogen werden. Und dann stellt sich die Herausforderung, die Kirchen zu einem Ort zu machen, an denen sich auch jene Gruppen eingeladen und unterstützt fühlen, die von radikal Rechten als feindlich markiert werden.

In allen drei Punkten gibt es innerkirchlich seitens Leitung und Basis, von Haupt- und Ehrenamtlichen richtig viel zu tun!

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.