Rom und sein merkwürdiges Verständnis von Synodalität
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Und wieder einmal hat es der Vatikan geschafft, für Stirnrunzeln zu sorgen: In der vergangenen Woche entschied Papst Franziskus überraschend, dass wichtige Reformthemen nicht mehr Teil der Beratungen der Weltsynode sein werden. Stattdessen sollen "heiße Eisen" wie die Priesterausbildung, die Rolle der Bischöfe oder die der Frau – inklusive des Frauendiakonats – in Studiengruppen weiterdiskutiert werden. Einige Synodenteilnehmer fragen sich hinter vorgehaltener Hand bereits, wieso sie im Oktober überhaupt noch nach Rom reisen sollten.
Dass der Papst einen weltweiten synodalen Prozess initiiert hat, der ein neues Miteinander in der katholischen Kirche zum Ziel hatte und die Meinungen in der Weltkirche durch Abfragen ernstnehmen wollte, klang auf dem Papier zunächst nach einem neuen Aufbruch. Umso ernüchternder fällt nun das Zwischenfazit aus: Offensichtlich fürchtet sich Rom davor, die vielerorts gewollten Reformen offen diskutieren zu lassen und sich am Ende auch dazu positionieren zu müssen. Vielleicht eine Erkenntnis der Amazonas-Synode, als der Papst das starke Votum für die Weihe von "Viri probati" überging.
Dagegen verlief der Synodale Weg in Deutschland ganz anders: Hier diskutierten Bischöfe und "Laien" auf Augenhöhe, hier kamen die heißen Eisen auf den Tisch, hier wurden Beschlüsse gefasst. Quittiert wurde dieser Versuch eines echten kirchlichen Aufbruchs mit zahlreichen vatikanischen Stoppschildern – etwa zu einem künftigen Synodalen Rat, der die Synodalität in Deutschland verstetigen soll. Am heutigen Freitag ist nun nach längerem Warten endlich eine Abordnung der Bischofskonferenz im Vatikan zu Gast, um die deutschen Anliegen zu erläutern und Spannungen abzubauen.
"Ich habe den Eindruck, dass wir in Rom nicht richtig verstanden werden", betonte jüngst der Aachener Bischof Helmut Dieser. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Oberhirten genau diese Missverständnisse bei ihren Gesprächen ausräumen können. Dass keine Laien miteingeladen wurden, obwohl diese den Reformprozess in Deutschland maßgeblich mitgestalten, ist hingegen ein weiteres synodales Armutszeugnis für den Vatikan.
Der Autor
Tobias Glenz ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.