Weltsynode beginnt in Rom: "Harmonie in der Vielfalt schaffen"
Mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz hat am Mittwoch die katholische Weltsynode im Vatikan begonnen. Papst Franziskus mahnte die rund 350 Teilnehmenden, in den kommenden Wochen geduldig zuzuhören und nicht auf der eigenen Meinung zu bestehen. Die Kirchenversammlung, die bis zum 27. Oktober über grundlegende Reformen in der katholischen Kirche berät, müsse darauf gerichtet sein, "Harmonie in der Vielfalt zu schaffen", so der Papst.
Bei der anschließenden Eröffnungssitzung in der Audienzhalle neben dem Petersdom verteidigte das Kirchenoberhaupt die Teilnahme von nichtgeweihten Männern und Frauen. In seiner Rede sagte er: "Als ich entschied, für diese Versammlung auch eine erhebliche Anzahl von Laien und Ordensleuten (Männer und Frauen), mit vollem Teilnahmerecht zu berufen, (...) habe ich dies in Übereinstimmung mit dem Verständnis von der Ausübung des Bischofsamts getan, die das Zweite Vatikanische Konzil zum Ausdruck gebracht hat."
Dieses neue Verständnis des Bischofsamts umschrieb der Papst mit den Worten: "Der Bischof, Prinzip und sichtbares Fundament der Einheit der Ortskirche, kann seinen Dienst nur im Volk Gottes ausüben". Dieser "inklusive Begriff des Bischofsamts" müsse konkretisiert werden. Dabei gelte es aber, die Gefahr zu vermeiden, die Hierarchie und die gläubigen Laien einander gegenüber zu stellen und so die Gemeinschaft zu zerbrechen. Es komme vielmehr darauf an, "symphonisch" gemeinsam unterwegs zu sein.
Teilnahme von Laien entspricht dem Bischofsamt
Die von manchen Bischöfen kritisierte erweiterte Zusammensetzung der Synodenversammlung sei mehr als eine bloße Beliebigkeit, sondern stimme mit dem Bischofsamt nach den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) überein: "Wie alle übrigen Christen kann auch ein Bischof sich nie alleine und ohne die anderen begreifen." Weiter erklärte der Papst mit Blick auf kirchenrechtliche Kritik an der neuen Zusammensetzung der Bischofssynode: "Die Anwesenheit von Mitgliedern, die nicht Bischöfe sind, vermindert nicht die bischöfliche Dimension der Versammlung. Und noch viel weniger wird dadurch die besondere Autorität des einzelnen Bischofs oder des Bischofskollegiums in Frage gestellt. Sie erinnert vielmehr an die Form, die für die Ausübung der bischöflichen Autorität in einer Kirche gefragt ist, die darum weiß, dass sie wesentlich in Beziehungen existiert und deshalb synodal ist."
Der Papst deutete abschließend an, dass in Zukunft noch weitere Veränderungen dieser Art auch in den Ortskirchen möglich seien: "In angemessenen Zeiträumen müssen verschiedene Formen der 'kollegialen' und 'synodalen' Ausübung des Bischofsamts ausfindig gemacht werden – stets in Beachtung der Glaubensüberlieferung und der lebendigen Tradition und stets als Antwort auf das, was der Geist von den Ortskirchen in dieser Zeit und in unterschiedlichen Kontexten verlangt."
Skepsis gegenüber Reformvorstellungen
Zur Eröffnung sprach auch der Generalsekretär der Weltsynode, Kardinal Mario Grech. Er zeigte sich skeptisch gegenüber den Reformvorstellungen in der Kirche. "Viele denken, dass das Ziel der Synode eine strukturelle Veränderung der Kirche ist, eine Reform", sagte er. Dieser Wunsch ziehe sich durch die gesamte Kirche. "Wir alle wünschen sie, aber wir haben nicht alle die gleiche Vorstellung von der Reform und ihren Prioritäten", so der Kardinal. In dieser Lage sei es gut, auf Gott zu vertrauen: "Hätte der Heilige Geist nicht den Vorrang in unserer Arbeit, wäre der Zweck der Synode verwaltungsjuristisch oder politisch, nicht kirchlich." Der Generalrelator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, betonte hingegen, dass die zweite Sitzungsperiode weder eine Wiederholung noch eine bloße Fortsetzung der ersten sei. Im Vergleich zu den Beratungen vor genau einem Jahr gehe es darum, "einen Schritt nach vorne zu machen", so Hollerich.
Ein schwieriges Thema für die Kirche in Afrika brachte derweil der Vorsitzende des gesamtafrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo, bei der Eröffnungssitzung in einer Videoaufzeichnung zur Sprache: In Afrika sei die Polygamie eine "echte Herausforderung für die Seelsorge". Neben traditionellen Formen der Polygamie und der Polyandrie (Vielmännerei) gebe es auch moderne Formen des eheähnlichen Zusammenlebens ohne Trauschein. Die Kirche müsse sich damit auseinandersetzen, wie sie mit getauften Katholiken umgehe, die in Vielehe lebten, aber auch damit, dass Menschen, die in polygamen Beziehungen lebten, getauft werden wollten.
Bis zum 27. Oktober beraten im Vatikan 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über tiefreichende Reformen der katholischen Kirche. Darunter sind 272 Bischöfe, etwa ein Achtel der Teilnehmer sind Frauen, ein Novum in der Kirchengeschichte. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass manche Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen. Diese sollen laut Tagesordnung nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden. (mtr/KNA)