Nicht alle Oberhirten leiten eine Diözese

Wo deutsche Bischöfe im Ausland wirken

Veröffentlicht am 05.12.2024 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nicht nur hierzulande sind deutsche Bischöfe im Amt. Auch in der Weltkirche wirken Oberhirten, die einen engen Bezug zu Deutschland haben. Viele von ihnen sind aber auch Kirchenkennern weitestgehend unbekannt. Katholisch.de stellt die Bischöfe vor.

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Bischof Bernardo Johannes Bahlmann OFM – Brasilien

Rund 40 Jahre lebt Bischof Bernardo Johannes Bahlmann schon in Brasilien. Sein Weg zum Oberhirten einer Diözese, die flächenmäßig halb so groß wie Deutschland ist, war aber nicht unbedingt vorgezeichnet. 1960 im niedersächsischen Visbek geboren, machte Bahlmann nach dem Realschulabschluss zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung und studierte anschließend Agraringenieurwesen. Eine Begegnung mit einem Paderborner Franziskanerpater in Brasilien inspirierte ihn 1983 allerdings dazu, der Ordensgemeinschaft der Franziskaner beizutreten und Theologie und Philosophie in Brasilien zu studieren.

Nach seinen Ordensgelübden empfing Bahlmann 1997 in Visbek die Priesterweihe und übernahm 2001 die Leitung der Franziskanerprovinz in São Paulo. Papst Benedikt XVI. (2005-13) ernannte ihn 2009 zum Prälaten von Óbidos im Nordosten Brasiliens. Die Bischofsweihe empfing er noch im selben Jahr in seinem Heimatbistum Münster. Nach der Erhebung der Territorialprälatur zum Bistum wurde Bahlmann 2011 der erste Bischof der Amazonasdiözese Óbidos. Dazu wäre es aber fast nicht gekommen – wenn man einem Aprilscherz der Franziskaner Glauben schenken würde: So meldete der Orden 2011, Bahlmann sei zum neuen Erzbischof von Berlin ernannt worden.

Für die Gläubigen in Óbidos ist ein deutscher Oberhirte indes ein gewohntes Bild: Seit der Errichtung der Territorialprälatur Óbidos durch Papst Pius XII. (1939-58) im Jahr 1957 stammten auch die drei Vorgänger Bahlmanns aus Deutschland. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass das Bistum Münster beim Aufbau der Territorialprälatur unterstützte. Heute gibt es eine Diözesanpartnerschaft mit dem Bistum Würzburg. Und auch mit Reformthemen kann sich der Deutsche mit brasilianischer Staatsbürgerschaft anfreunden: Im Vorfeld der Amazonassynode 2019 erklärte Bahlmann, er könne sich verheiratete Männer als Priester vorstellen.

Der Bischof von Obidos in Brasilien, Bernardo Johannes Bahlmann
Bild: ©KNA/Harald Oppitz (Archivbild)

Seit 2011 ist Bernardo Johannes Bahlmann Bischof von Óbidos in Brasilien. Auch seine drei Vorgänger als Prälaten stammten aus Deutschland.

Weihbischof Adolfo Bittschi – Bolivien

Auch wenn es Adolfo Bittschi als Priester in die Anden verschlug, hat er die Verbindung zu seiner deutschen Heimat nie abreißen lassen. 1950 in Ingolstadt geboren, wuchs Bittschi im Bistum Eichstätt auf. 1977 empfing er im Eichstätter Dom die Priesterweihe und wurde zunächst auch in der Seelsorge in der bayerischen Diözese eingesetzt. 1983 wechselte er dann aber als Fidei-Donum-Priester in die Mission nach Bolivien. Fidei-Donum-Priester werden von ihren Heimatdiözesen entlohnt und normalerweise für eine bestimmte Dauer für seelsorgliche Aufgaben in einem Bistum in einem Entwicklungsland freigestellt. Die Bezeichnung geht auf die Enzyklika "Fidei donum" (1957) von Papst Pius XII. zurück, der dazu aufrief, Priester nach Afrika, Asien und Südamerika zu entsenden, um den dortigen Priestermangel zu beheben.

Nachdem er über 20 Jahre lang die Pfarrei Incahuasi im bolivianischen Hochland geleitet hatte, ernannte Papst Benedikt XVI. Bittschi 2008 zum Weihbischof im Hauptstadt-Erzbistum Sucre. Für den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der Bittschi seit seiner Studienzeit gut kennt, ein Grund zur Freude: "Ich freue mich, dass ein eifriger, pastoral engagierter Priester aus dem Bistum Eichstätt mit dem Bischofsamt betraut wird", sagte er zur Bischofsweihe.

Die Verbundenheit des Weihbischofs mit seiner Heimatdiözese ist aber erhalten geblieben: Beinahe jährlich kommt Bittschi nach Eichstätt, um beispielsweise Firmungen zu spenden und auch, um über seine Arbeit in Bolivien zu berichten. Das macht er darüber hinaus zudem im Internet: In einem Blog berichtet der Weihbischof über sein Leben und Wirken in Bolivien.

Ein Bischof spendet einer Gläubigen das Sakrament der Firmung
Bild: ©Bistum Eichstätt/Daniela Olivares (Archivbild)

Nicht nur in seinem Bistum Sucre in Bolivien spendet Weihbischof Adolf Bittschi das Sakrament der Firmung: Regelmäßig kehrt er auch in sein Heimatbistum Eichstätt zurück, um dort junge Menschen zu firmen.

Bischof Norbert Hans Christoph Foerster SVD – Brasilien

"Dom Norberto" – so wird Bischof Norbert Foerster von den Gläubigen in seinem Bistum Ji-Paraná genannt. Seit über 35 Jahren lebt er in Brasilien. Geboren wurde Foerster 1960 in Bonn. Nach seinem Philosophie- und Theologie-Studium in Trier und Münster trat er 1982 in die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare ein. 1985 legte er die Erste Profess in Sankt Augustin ab, anschließend ging Foerster für ein pastorales Praktikum als Missionar nach Brasilien. Dort wurde er 1989 erst zum Diakon und im selben Jahr zum Priester geweiht.

Anschließend arbeitete Foerster in der Gemeindeseelsorge, der Berufungspastoral und in einem Priesterseminar, er wurde Provinzialrat der Ordensprovinz der Steyler Missionare in Brasilien und graduierte in Religionswissenschaft – mit einer Arbeit über die Religiosität junger Katholiken in der Peripherie – und promovierte in Theologie.

Ab 2012 wirkte Foerster im brasilianischen Bistum Humaitá. Dort war er von 2013 bis 2015 Generalvikar und anschließend von 2016 bis 2020 Administrator einer Missionsstation. Nach einer kurzen erneuten Zeit als Provinzialrat der Steyler Missionare ernannte Papst Franziskus Foerster 2020 zum erst dritten Bischof von Ji-Paraná – ein Bistum, das allein größer ist als die drei flächenmäßig größten Bistümer Deutschlands Hamburg, Hildesheim und Berlin zusammen.

Trotz der Größe laufen viele Dinge in seinem Bistum "einfacher und unbürokratischer" ab, sagte Foerster in einem katholisch.de-Interview. "Es geht hier sehr volksnah zu und die Strukturen sind aus meiner Sicht näher an den Menschen – und wir sollten sie auch schlank halten, damit das Geld in den Gemeinden ankommt und nicht in immer größeren Bistumsstrukturen."

Der deutsche Norbert Förster ist seit 2021 Bischof im brasilianischen Ji-Paraná
Bild: ©Steyler Missionare (Archivbild)

Vor seiner Zeit als Bischof wirkte Norbert Foerster unter anderem als Missionar im Amazonas-Gebiet – und war dafür auch auf Schiffe angewiesen. Weite Strecken muss er auch nun in seinem Bistum Ji-Paraná zurücklegen.

Erzbischof Georg Gänswein – Litauen

Er gehört vermutlich zu den prominentesten unter den deutschen Bischöfen, die nicht in Deutschland wirken. "George Clooney des Vatikan" wurde Erzbischof Georg Gänswein in seiner Zeit als Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. mitunter von der Boulevardpresse genannt. 1956 in Rieden am Wald in Baden-Württemberg geboren, ging er direkt nach dem Abitur ins Priesterseminar und studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.

1984 wurde Gänswein in Freiburg zum Priester geweiht und wechselte zwei Jahre später für ein Kirchenrechts-Studium nach München. Ab 1989 wirkte er auch als Richter am Erzbischöflichen Konsistorium und Metropolitangericht der Erzdiözese. 1994 ernannte der Freiburger Erzbischof Oskar Saier den inzwischen promovierten Gänswein zu seinem persönlichen Referenten. Dort arbeitete er aber nicht lange: 1996 wechselt er nach einem Jahr in der Römischen Gottesdienstkongregation auf Wunsch von Kardinal Joseph Ratzinger in die Kongregation für die Glaubenslehre und wurde 2003 dessen persönlicher Assistent. Seitdem stand Gänswein dem Kardinal und späteren Papst Benedikt XVI. treu zur Seite, bis dieser an Silvester 2022 starb.

Mit dem Tod Benedikts begann für Gänswein eine längere Zeit ohne Aufgabe. Gänswein kümmerte sich zwar um den Nachlass des emeritierten Kirchenoberhaupts, sorgte aber auch mit seinem Buch "Nichts als die Wahrheit. Mein Leben mit Benedikt XVI." für Ärgernis im Vatikan. Papst Franziskus schickte ihn im Juli 2023 gar zurück in seine Heimatdiözese Freiburg – ohne ihm ein Amt zuzuteilen.

Im Juni 2024 kam dann die Erlösung: Papst Franziskus ernannte Gänswein zum neuen Nuntius in den baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland. Im September trat er seine neue Aufgabe an. "Die baltischen Länder sind natürlich geopolitisch sehr wichtig, auch für Europa", sagte der Erzbischof vor Amtsantritt in einem Interview. Er gehe dorthin, wo der liebe Gott ihn haben wolle. "Wenn es die Front ist, ist es die Front."

Bild: ©Büro des Präsidenten der Republik Litauen/Robertas Dačkus (Archivbild)

Nach einer längeren Zeit ohne Aufgabe ist Erzbischof Georg Gänswein seit September neuer Nuntius für die baltischen Staaten. Das Bild zeigt ihn bei seinem Antrittsbesuch bei Litauens Präsident Gitanas Nauseda.

Weihbischof Antuan Ilgit SJ – Türkei

Die deutsche Staatsbürgerschaft hat Antuan Ilgit zwar nicht, die Verbindung zu Deutschland ist trotzdem stark. Und er hat in seinem Leben bereits einen ziemlichen Wandel vollzogen: Als Muslim aus Bayern wirkt er heute als Weihbischof in Anatolien. 1972 im fränkischen Hersbruck geboren, wuchs Ilgit in der Türkei auf und studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften und Verwaltung an der Gazi-Universität in Ankara. 1997 konvertierte der inzwischen promovierte Wirtschaftswissenschaftler dann zum römisch-katholischen Glauben.

Seine Glaubensreise war damit aber noch nicht abgeschlossen: Nach Erfahrungen bei den Kapuzinern trat er 2005 in das Noviziat der Jesuiten im italienischen Genua ein. Nach dem zweijährigen Noviziat legte er seine ersten Gelübde ab und wurde zum ersten Jesuiten mit türkischer Staatsbürgerschaft. 2010 wurde Ilgit in der Kirche Il Gesú in Rom zum Priester geweiht, seit 2013 hat er die doppelte Staatsbürgerschaft, türkisch und italienisch.

Und auch seine akademische Reise ging weiter: Ilgit erwarb einen Theologie-Bachelor und ein Lizenziat für Moraltheologie und Bioethik in Rom und einen Master in Gesundheitsethik in den USA. 2017 promovierte er dort erneut, diesmal im Fach Moraltheologie. Außerdem wirkte er als Seelsorger in Ankara und in der Priesterausbildung in Italien. 2022 wurde er zum Generalvikar und Kanzler des Apostolischen Vikariats von Anatolien sowie zum nationalen Koordinator für Jugend- und Berufungspastoral der türkischen Bischofskonferenz ernannt.

Am 28. August 2023 wurde Ilgit schließlich von Papst Franziskus zum Weihbischof des Apostolischen Vikariats ernannt. Seine Bischofsweihe im November konnte allerdings nicht wie geplant in der Verkündigungskathedrale in İskenderun stattfinden: Durch ein verheerendes Erdbeben in Teilen der Türkei und Syriens war das Gotteshaus bis auf die Grundmauern zerstört worden. Doch seine Kirchenlaufbahn geht weiter: Mit der Emeritierung von Bischof Paolo Bizzeti als Apostolischer Vikar von Anatolien wurde Ilgit Ende November von Papst Franziskus zum Übergangsleiter des Vikariats ernannt. 

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Erzbischof Martin Krebs – Schweiz

USA, Japan, Mali, Neuseeland, Uruguay – das sind nur einige der Länder, in denen Erzbischof Martin Krebs bereits als Apostolischer Nuntius tätig war. In seinen 68 Lebensjahren hat er damit schon auf allen bewohnten Kontinenten der Erde gewirkt. Dabei wollte Krebs eigentlich Arzt werden. Sogar den Studienplatz für Medizin hatte er schon sicher. Dann kam es aber doch anders.

In Bochum und Rom studierte der in Essen geborene Krebs Theologie. In Rom wurde er 1983 zum Priester geweiht. Anschließend ging er für drei Jahre als Kaplan nach Duisburg, ehe er 1987 an die päpstliche Diplomatenakademie wechselte. 1991 promovierte er und arbeite anschließend in den Apostolischen Nuntiaturen in Burundi, Japan, Österreich und Tschechien, bei der Europäischen Union in Brüssel und später in den USA. 2008 ernannte Papst Benedikt XVI. Krebs zum Titularerzbischof von Taborenta und bestellte ihn zum Apostolischen Nuntius in Guinea und Mali in Westafrika. 2013 wechselte Kerbs nach Neuseeland und Ozeanien. Von dort aus übernahm er auch die diplomatische Vertretung des Papstes für Gebiete wie die Cook-Inseln, Kiribati, Palau, Fidschi, Samoa, Vanuatu und Tonga. 2018 erfolgte der Wechsel nach Uruguay.

Vier Jahre später ging es wieder zurück Richtung Heimat: 2021 ernannte Papst Franziskus Krebs zum neuen Nuntius für die Schweiz und Liechtenstein und seit April auch für Monaco. Den Kontakt nach Deutschland hat er auch in weit entfernten Ländern nie abreißen lassen. An seiner Station in der Schweiz reizt ihn aber eine Sache besonders: "Wenn ich jetzt in Bern wieder geographisch näher an meiner Heimat bin, freue ich mich vor allem, häufiger meine Muttersprache zu sprechen und im Dienst gebrauchen zu können", sagte er 2021 in einem katholisch.de-Interview. "Das macht viele Dinge einfacher."

Nuntius Martin Krebs
Bild: ©Federico Gutiérrez (Archivbild)

Kleine Staaten scheinen ihm zu liegen: Als Nuntius ist Erzbischof Martin Krebs derzeit neben der Schweiz auch für Monaco und Liechtenstein zuständig. Vorher war er bereits päpstlicher Botschafter für einige Pazifik-Inseln.

Ernannter Weihbischof Stephan Lipke SJ – Russland

Im Kreis der deutschen Auslandsbischöfe ist er das jüngste Mitglied: Am 12. September hat Papst Franziskus Stephan Lipke zum Weihbischof in Nowosibirsk ernannt. Geboren wurde Lipke 1975 in Essen. 2002 wurde er zum Priester des Erzbistums Köln geweiht, 2006 trat er in das Noviziat der Jesuiten ein und wirkte zunächst in der Seelsorge in Köln und an der Jesuitenkirche St. Michael in München. 2019 legte Lipke seine feierliche Ordensprofess ab.

2011 wagte Lipke den Schritt nach Russland, zunächst ans Priesterseminar von Nowosibirsk, anschließend als Pfarrer von Tomsk. Dort promovierte er 2017 in russischer Literatur. 2018 wurde der Jesuit zum Direktor des St.-Thomas-Morus-Instituts in Moskau und lehrt mittelalterliche Philosophie an der Moskauer Patrice-Lumumba-Universität für Völkerfreundschaft.

Als Weihbischof geht Lipke nun zurück nach Sibirien. Dort wird der Jesuit seinen Ordensbruder und Diözesanbischof Joseph Werth bei der Leitung der flächenmäßig gigantischen Diözese der Verklärung von Nowosibirsk unterstützen. Sie ist eine von nur vier katholischen Diözesen in Russland und umfasst ein Gebiet von rund zwei Millionen Quadratkilometern. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357.000 Quadratkilometern. In den knapp 70 Pfarreien der Diözese leben etwa eine halbe Million Katholiken.

Vor seinem neuen Job hat Lipke durchaus Respekt: "Die Aufgabe ist so herausfordernd, wie das Land weit. Aber ich finde es wichtig, mich ganz darauf einzulassen", sagte er nach seiner Ernennung. Und auch wenn seine Bischofsweihe noch bevorsteht, ist er in der russischen Bischofskonferenz schon jetzt kein Unbekannter: Seit 2020 ist Lipke deren Generalsekretär.

Der Jesuit Stephan Lipke wurde 2024 zum Weihbischof in der Diözese der Verklärung von Nowosibirsk ernannt.
Bild: ©SJ-Bild (Montage katholisch.de)

Die Bischofsweihe hat Jesuit Stephan Lipke zwar noch nicht empfangen – für die Bischöfe der katholischen Bischofskonferenz ist er trotzdem kein Unbekannter: Seit 2020 wirkt er als deren Generalsekretär.

Bischof Clemens Pickel – Russland

Mit dem Leben als Christ in der Diaspora kennt Clemens Pickel sich aus. 1961 wurde er im sächsischen Colditz in der damaligen DDR geboren und studierte Theologie und Philosophie in Erfurt. Noch vor dem Mauerfall wurde er 1988 zum Priester geweiht. Zwei Jahre später ging Pickel als Seelsorger nach Russland.

1998 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978-2005) ihn zum Weihbischof für den europäischen Teil Russlands, ein Jahr später wurde er zum Apostolischen Administrator für das Gebiet bestellt. Mit der Erhebung der Administratur zum Bistum wurde Pickel 1999 zum ersten Bischof des Bistums St. Clemens in Saratow.

Sein Bistum hat nahezu unvorstellbare Dimensionen: Auf einer Fläche so groß wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal zusammen leben etwa 21.500 Katholiken unter den 45 Millionen Einwohnern. Der Großteil von ihnen hat einen Migrationshintergrund.

Auch ausländische katholische Geistliche sind in Russland die Regel. "Wir brauchen sehr die Hilfe von Priestern und Ordensleuten aus Ländern, in denen der Priestermangel kleiner ist als bei uns", sagte Pickel 2017 in einem Interview. "Natürlich ist auch die Zahl der Katholiken bei uns klein. Aber die Entfernungen sind riesig. Stellen Sie sich Deutschland vor mit insgesamt nur zwölf Orten, an denen noch Priester wohnen – das sind unsere Dimensionen", so der Oberhirte. 90 Prozent der Geistlichen in seinem Bistum seien Ausländer. Das spiegelt sich auch in der russischen katholischen Bischofskonferenz wider: Von den vier Diözesanbischöfen wurde niemand in Russland geboren. Von 2017 bis 2020 war Pickel Präsident der Bischofskonferenz.

Der deutsche Clemens Pickel ist Bischof von Saratow in Russland und neuer Vorsitzender der Russischen Bischofskonferenz.
Bild: ©Bistum St. Clemens in Saratow (Archivbild)

Seit 1999 ist Clemens Pickel Bischof von St. Clemens in Russland. Der gebürtige Sachse war für eine Amtsperiode auch Vorsitzender der russischen katholischen Bischofskonferenz.

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst – Vatikan

Seit seinem Rücktritt als Bischof von Limburg vor über zehn Jahren ist es ruhig um Franz-Peter Tebartz-van Elst geworden. Kürzlich veröffentlichte er einen geistlichen Rom-Reisebegleiter. Ansonsten tritt er nur hin und wieder als Katechese-Beauftragter des Vatikans in die Öffentlichkeit. Sein Weg nach Rom war dafür alles andere als unscheinbar und ruhig.

1959 im nordrhein-westfälischen Wallfahrtsort Kevelaer geboren, trat er nach dem Abitur 1978 ins Priesterseminar des Bistums Münster ein. Die Priesterweihe empfing er 1985. Nach drei Jahren als Kaplan wurde er für weitere theologische Studien freigestellt und mit einer Arbeit zum Erwachsenenkatechumenat promoviert. Er habilitierte sich anschließend im Fach Pastoraltheologie. Ein Ruf auf die Professur für Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaft der Universität Passau folgte.

2003 ernannte Papst Johannes Paul II. Tebartz-van Elst zum Weihbischof im Bistum Münster, die Bischofsweihe empfing er 2004. Dort blieb er jedoch nicht lang: 2007 wurde Tebartz-van Elst zum neuen Bischof des Bistums Limburg ernannt. Als er 2008 das Amt antrat, war er mit 48 Jahren der jüngste Diözesanbischof Deutschlands.

Die Amtsführung des Bischofs sorgte allerdings für vehemente Kritik im Bistum. Auch die Falsch-Aussage eines Erste-Klasse-Flugs nach Indien und die explodierenden Kosten eines neuen Diözesanzentrums, zu dem auch die Bischofswohnung gehörte, führten zu einer Krise. Ende 2013 wurde Tebartz-van Elst daher vorübergehend in eine Auszeit geschickt, am 26. März 2014 nahm Papst Franziskus den Amtsverzicht des Bischofs an.

Am 5. Dezember 2014 ernannte Papst Franziskus Tebartz-van Elst zum Delegaten im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung. Im Rahmen der Kurienreform wurde der Rat 2022 in das Dikasterium für Evangelisierung eingegliedert – und Papst Franziskus persönlich zum Präfekten. Als Delegierter für die Katechese in der Sektion für grundlegende Fragen der Evangelisierung in der Welt des Evangelisierungsdikasteriums ist Tebartz-van Elst heute einer der höchstrangigen Deutschen an der römischen Kurie. Zu seiner früheren Diözese Limburg gibt es heute auch über zehn Jahre nach seinem Rücktritt keinen offiziellen Kontakt.

Franz-Peter Tebartz-van Elst
Bild: ©KNA/Cristian Gennari/Romano Siciliani (Archivbild)

Seit seinem Umzug nach Rom hat sich Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht nur optisch verändert. Es ist auch bedeutend ruhiger um ihn geworden. Nur hin und wieder tritt der Kurienbischof öffentlich in Erscheinung.

Bischof Vincenzo Viva – Italien

Ein römischer Bischof mit Frankfurter Wurzeln: Das ist Vincenzo Viva. 1970 als Sohn apulischer Einwanderer in der Main-Metropole geboren, lebte Viva bis zu seinem Abitur in Deutschland. Anschließend ging er zurück nach Italien und studierte Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana. 1997 wurde er vom Bischof von Nardò-Gallipoli zum Priester geweiht. Nach weiteren Studien promovierte er 2005 in Moraltheologie. Neben zahlreichen Stationen in der Seelsorge wirkte Viva anschließend auch als Professor für Moraltheologie.

Am 11. Juni 2021 ernannte Papst Franziskus den Deutsch-Italiener zum Bischof von Albano. Die im 4. Jahrhundert gegründete Diözese gehört zu den sieben suburbikarischen Bistümern. Diese Diözesen liegen in der direkten Umgebung Roms und werden formell von Kardinälen geleitet, die wichtige Aufgaben im Vatikan bekleiden und dem Papst bei der Leitung der Weltkirche unterstützen. So war etwa Angelo Sodano von 1994 bis 2022 Kardinalbischof von Ostia. Seit seiner Emeritierung ist der Bischofssitz vakant. Papst Johannes XXIII. (1958-63) beschloss 1962, dass die Kardinalbischöfe zwar weiterhin die Titel der suburbikarischen Bistümer tragen, die pastoralen Verpflichtungen jedoch an einen Diözesanbischof übertragen werden sollen. Dieses Amt bekleidet nun Viva.

Und der in Frankfurt geborene Bischof hat seine Wurzeln nicht vergessen: An seiner Bischofsweihe nahm 2021 auch eine Gruppe aus dem Bistum Limburg teil. In seiner Ansprache am Ende der Liturgie wandte Viva sich direkt an die Gruppe – und sprach sie auf Deutsch an. Den Kontakt in seine Heimatpfarrei und das Bistum hält er bis heute. Im Januar etwa war er Hauptzelebrant und Prediger beim traditionsreichen Karlsamt im Frankfurter Bartholomäusdom. 

Bischof Vincenzo Viva beim traditionellen Karlsamt in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main
Bild: ©Bistum Limburg / J. Reichwein

Den Kontakt in seine Heimat hält Bischof Vincenzo Viva weiter: Im Januar war er Hauptzelebrant und Prediger beim traditionsreichen Karlsamt im Frankfurter Bartholomäusdom.

Weitere Bischöfe mit Deutschland-Bezug:

Neben den oben erwähnten gibt es weitere Oberhirten mit Deutschland-Bezug. Der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Reims, Éric de Moulins-Beaufort, hat etwa einen engen Bezug zu Deutschland: Als Sohn eines Offiziers wurde er 1962 in Landau in der Pfalz geboren.  

Und auch Papst Franziskus hat einen Bezug zu Deutschland: 1986 ging er an die Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, um zu promovieren. Von August bis Oktober 1986 lebte er als Priester für einen Deutschkurs in Rothenburg ob der Tauber. Seine Dissertation blieb zwar unvollendet, den Kontakt zu seinen damaligen Vermietern hielt er aber: Noch jahrelang schrieb er ihnen Briefe und Postkarten zu Weihnachten und Geburtstagen.

Von Christoph Brüwer