Erster Teil der Serie "Deutschlands Basiliken"

Zwei fränkische Barockwunder und ein Splitter des Heiligen Kreuzes

Veröffentlicht am 13.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ 78 Kirchen in Deutschland tragen den Ehrentitel "Basilica minor". In einer neuen Serie stellt katholisch.de diese besonderen Gotteshäuser vor. In der ersten Folge geht die Reise unter anderem zur Mutter aller deutschen Basiliken sowie zu einem Gnadenbrünnlein.

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Bad Staffelstein: Basilika Vierzehnheiligen

Bild: ©KNA

Basilika Vierzehnheiligen.

Die Wallfahrtskirche in Vierzehnheiligen ist so etwas wie die Mutter aller Basiliken in Deutschland. Schließlich ist das Gotteshaus die älteste Basilica minor in der Bundesrepublik; bereits 1897 wurde der Kirche dieser Ehrentitel durch Papst Leo XIII. verliehen. Die Basilika wurde zwischen 1743 und 1772 nach Plänen des Barockbaumeisters Balthasar Neumann errichtet. Ihre Außenansicht wird geprägt von der repräsentativen Fassade mit dem elegant vorschwingenden Mittelteil und den beiden hohen Türmen, die weithin sichtbar über dem oberfränkischen Maintal steht. Herzstück im Inneren der Kirche ist der Gnadenaltar, ein Meisterwerk des Rokoko. Der Altar mit den 14 Nothelfern steht in der Mitte des Langhauses frei im Raum und ist von einem geschwungenen Kommuniongitter umgeben. Seitlich eröffnet sich der Blick zum Ort der Erscheinung. Der mit Stuckmarmor geschmückte Unterteil des Altars ist von einem durchlässigen, aus sprühenden Rocaillen bestehenden Baldachin überwölbt, der den Blick zum Hochaltar freihält. 12 der 14 Nothelfer sind am Gnadenaltar, nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, in drei Etagen übereinander angebracht; Barbara und Katharina stehen an den beiden seitlichen Altären. 

Weitere Informationen: www.vierzehnheiligen.de

Worms: Dom St. Peter

Bild: ©apfelweile/Fotolia.com

Der Dom St. Peter zu Worms.

Der Wormser Dom St. Peter gehört gemeinsam mit den Domen in Mainz und Speyer zu den bedeutendsten Werken der romanischen Kirchenbaukunst. Das Gotteshaus, auf dem höchsten Punkt der Wormser Innenstadt gelegen, wurde 1130 bis 1181 erbaut und ist eng mit der Blütezeit der Wormser Stadtgeschichte während des 12. und 13. Jahrhunderts verbunden. Große Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Dom standen, waren unter anderem die Papstnominierung Leos IX. (1049-1054), das Wormser Konkordat im Jahr 1122, mit dem der Investiturstreit beendet wurde, und der Reichstag zu Worms 1521, bei dem sich Martin Luther vor Kaiser Karl V. verantworten musste. Bis zur Säkularisation von Hochstift und Bistum Worms (1801/1802) war der Dom die Kathedrale des Bischofs von Worms. Seit 1802 dient das Gotteshaus als Pfarrkirche, die in Erinnerung an ihre frühere Bedeutung 1925 durch Papst Pius XI. zur Basilica minor erhoben wurde.

Weitere Informationen: www.wormser-dom.de

Gößweinstein: Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit

Bild: ©KNA

Die Wallfahrtsbasilika in Gößweinstein.

Gößweinstein ist neben Vierzehnheiligen der bedeutendste Wallfahrtsorte im Erzbistum Bamberg und zugleich der größte Dreifaltigkeitswallfahrtort Deutschlands. Der Beginn dieser Wallfahrt ist nicht mehr zu belegen. Im Gründerbrief des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn für die heutige Wallfahrtskirche aus dem Jahr 1739 wird jedoch auf die "von vielen hundert Jahren her entstandene Kirche und Wallfahrt zu Gößweinstein" hingewiesen. Die Basilika selbst ist ein Werk des berühmten Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Sie wurde zwischen 1730 und 1739 errichtet, wobei der Bau bei der Weihe 1739 noch lange nicht beendet war; selbst Hochaltar und Kanzel waren noch nicht vollendet, die übrigen Altäre nicht einmal begonnen. 1948 wurde die Kirche von Papst Pius XII. zur Basilica minor erhoben. Von 1999 bis 2005 fand eine Renovierung des barocken Innenraumes statt. Seit 2009 liegt die Basilika Gößweinstein an einem markierten Jakobsweg.

Weitere Informationen: www.pfarrgemeinde-goessweinstein.de

St. Wendel: Wendalinusbasilika

Bild: ©Fotolia.com/jozsitoeroe

Die Wendalinusbasilika in St. Wendel.

Die Wendalinusbasilika in St. Wendel zählt zu den herausragenden Sakralbauten des Saarlandes. Das Gotteshaus wurde im späten 14. Jahrhundert im spätgotischen Stil errichtet und beherbergt das Grabmal des heiligen Wendelin, der der Legende nach im 6. Jahrhundert als Missionar im Bistum Trier tätig gewesen sein soll. Das Hochgrab, das die Lade mit den Gebeinen des Heiligen enthält, wurde um das Jahr 1500 geschaffen und befindet sich hinter dem Retabel des Hochaltars. Dieser wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem Aachener Bildhauer Lambert Piedboeuf geschaffen. Über dem Tabernakel befindet sich eine vergitterte Öffnung, durch die die Reliquienlade in das hinter dem Altar befindliche Hochgrab geschoben werden kann. Die ungewöhnliche Anordnung ermöglicht es Pilgern, bei Prozessionen das Grab zu unterqueren und so den Segen des heiligen Wendelin auf sich herabrufen zu können. Ebenfalls sehenswert ist die Kanzel: Sie wurde 1462 vermutlich von Nicolaus Cusanus gestiftet und gilt als zweitälteste Steinkanzel Deutschlands. 1960 wurde die Wendalinusbasilika durch Papst Johannes XXIII. zur Basilica minor erhoben.

Weitere Informationen: www.sankt-wendelinus.de

Düsseldorf: St. Suitbertus

Bild: ©Fotolia.com/pixs:sell

St. Suitbertus im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserwerth.

St. Suitbertus geht auf eine Klostergründung des englischen Wanderbischofs Suitbertus um das Jahr 700 zurück. Die Bauzeit der anstelle eines Vorgängerbaus errichteten Basilika fällt in zwei verschiedene Stilepochen: Das Langhaus ist spätromanisch, während der 1237 geweihte Chor bereits sehr deutlich gotische Elemente zeigt. 1264 wurden die Gebeine von Suitbertus und Willeicus hierhin überführt; heute gehört der reich verzierte Suitbertusschrein aus dieser Zeit zu den wenigen Stücken, die vom ehemals umfangreichen Kirchenschatz geblieben sind. Die Basilika wurde aufgrund ihrer Lage direkt am Rhein mehrmals überflutet, wobei aber keine größeren Schäden entstanden. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann die Türme der Basilika zerstört, so dass heute nur noch ein kleinerer Glockenturm vorhanden ist. 1967 erhielt die Kirche durch Papst Paul VI. den Ehrentitel Basilica minor.

Weitere Informationen: www.pfarreiengemeinschaft-angerland-kaiserswerth.de/st-suitbertus

Scheyern: Klosterkirche Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt

Bild: ©Fotolia.com/marleym

Kloster Scheyern

Die Basilika im bayerischen Scheyern ist im Kern ein spätromanischer Bau aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Die Kirche wurde als Klosterkirche der Benediktinerabtei Scheyern, des Hausklosters der Wittelsbacher, errichtet. Im 16. und 18. Jahrhundert erfuhr die Kirche eine weitgehende Umgestaltung, im 19. Jahrhundert wurde sie reromanisiert. Die Deckenfresken des Mittelschiffes wurden 1923/1924 von Otto Hämmerle ausgeführt. Sie stellen über dem Altarraum die Himmelfahrt und die Krönung Mariens dar, in der Mitte die Verherrlichung des heiligen Benedikts und über der Orgelempore die Auffindung und Erhöhung des Heiligen Kreuzes. Unter der Orgelempore haben sich Freskenfragmente aus dem Jahr 1770 von Johann Georg Dieffenbrunner erhalten. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ist die Kirche, die 1980 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor ernannt wurde, im Besitz des Scheyrer Kreuzes, einer Kreuzreliquie, die der Überlieferung nach einen Splitter des Heiligen Kreuzes bewahrt.

Weitere Informationen: www.kloster-scheyern.de

Wemding: Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein

Bild: ©Fotolia.com/traveldia

Die Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein in Wemding.

Die Basilika Maria Brünnlein ist einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte in Bayern. Das Gotteshaus in Wemding im Bistum Eichstätt geht zurück auf eine lange Wallfahrtstradition: Um 1680 brachte der Wemdinger Schuhmacher Franz Forell das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von Rom nach Wemding. Nach dem Bau einer älteren Kapelle im Jahre 1692 entstand wegen des anwachsenden Pilgerstroms in den Jahren 1748 bis 1782 nach den Plänen des Baudirektors Franz Joseph Roth die heutige Rokokokirche. Besonders sehenswert im Inneren der Kirche, die 1998 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor ernannt wurde, ist der Gnadenaltar im Rokokostil, der 1756 vom Tiroler Bildhauer Johann Joseph Meyer erbaut wurde. Bei der Wallfahrt Maria Brünnlein zum Trost wird seit dem 17. Jahrhundert vor allem eine aus Holz geschnitzte Marienfigur verehrt. Viele Pilger verbinden den Besuch der Wallfahrtskirche mit einem Trunk aus dem Gnadenbrünnlein.

Weitere Informationen: www.maria-bruennlein.de

Von Steffen Zimmermann