Ein Kaiserdom und die jüngste Basilika Deutschlands
Speyer: Dom
Der Speyerer Dom zählt zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher Architektur und gehört seit 1981 zum Weltkulturerbe der Unesco. Das größte erhaltene romanische Gotteshaus der Welt ist als Grabstätte der salischen Herrscher Symbol des Kaisertums. Den Grundstein für den Dom legte Konrad II. nach seiner Wahl zum deutschen König 1024. Unter Kaiser Heinrich IV., Konrads Enkel, wurde die Kathedrale im Jahr 1061 geweiht. Nach ersten Umbauten war der Dom Anfang des 12. Jahrhunderts mit 134 Metern Länge und 33 Meter Höhe das größte Bauwerk des Abendlandes. Historisch bedeutsam ist die Visite des Zisterziensers Bernhard von Clairvaux im Jahr 1146. Er rief dort König und Adel zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug auf. Der schlimmste Schaden traf den Dom 1689, als im pfälzischen Erbfolgekrieg die Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. den Dom anzündeten. 1925 wurde die Kathedrale des Bistums Speyer zur Basilica minor erhoben.
Weitere Informationen: www.dom-zu-speyer.de
Tuntenhausen: Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt
Die Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt im oberbayerischen Tuntenhausen ist eine der ältesten Marienkirchen Altbayerns. Die Kirche stammt in ihrer heutigen Gestalt aus dem 17. Jahrhundert, allerdings umfasst das Gotteshaus auch Elemente eines Vorgängerbaus aus dem 15. Jahrhundert. Der erste Pilgerzug kam im Jahr 1315 nach Tuntenhausen; seit 1441 ist die Wallfahrt in den Ort bezeugt. Grund dafür war ein Heilungswunder, bei dem eine eigentlich unheilbar kranke Frau plötzlich gesund wurde. Zu einem Niedergang der Wallfahrt kam es erst durch die Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts. Kurzzeitig wurde in dieser Zeit sogar überlegt, die Kirche abzureißen, schließlich wurde die Wallfahrt jedoch wieder aufgenommen. 1942 erhob Papst Pius XII. (1939-1958) die Wallfahrtskirche zur Basilica minor. Besondere Bedeutung in der Öffentlichkeit hat die Kirche heute auch durch die Wallfahrten und Gottesdienste des Katholischen Männervereins Tuntenhausen. Der 1945 gegründete Verein gilt als Herz des politischen Katholizismus in Bayern und weist bis heute eine enge personelle und programmatische Verflechtung mit den Führungsgremien der CSU auf.
Weitere Informationen: www.erzbistum-muenchen.de/pfarrei/pv-tuntenhausen-schoenau
Trier: St. Paulin
St. Paulin wurde zwischen 1734 und 1757 auf den Mittelschifffundamenten eines romanischen Gotteshauses als einschiffige Barockkirche errichtet. Eng verbunden mit dem Bau ist der bekannte Baumeister Balthasar Neumann, der die reichhaltige Innenausstattung des hellen Kirchenraums entwarf. Christoph Thomas Scheffler schuf die Deckenfresken, auf denen die Geschichte des heiligen Paulinus und das Martyrium der Thebäischen Legion dargestellt sind. An den Wänden und der Decke sind außerdem weiße Stuckaturen ausgeführt. Der Hochaltar, das Chorgestühl und weitere Ausstattungsstücke der Kirche wurden in der Werkstatt des Bildhauers Adam Ferdinand Dietz hergestellt. 1958 wurde St. Paulin von Papst Pius XII. der Ehrentitel Basilica minor verliehen. Sie war damit nach der Benediktinerabtei St. Matthias und der Liebfrauenkirche die dritte Kirche der Stadt Trier, die diesen Titel erhielt.
Weitere Informationen: www.pfarreiengemeinschaftpaulin.de
Köln: St. Maria im Kapitol
Über den Fundamenten des einst größten römischen Tempels Kölns entstand zwischen 1040 und 1065 in der südlichen Altstadt die Kirche St. Maria im Kapitol. Mit 100 Metern Länge und 40 Metern Breite ist sie die größte romanische Kirche der Stadt, der architektonisch anspruchsvolle Bau gilt als ein Hauptwerk der salischen Architektur. Eine Besonderheit im Grundriss des Gotteshauses stellt der Chorraum in Klettblattform dar, der ein bauliches Ebenbild der Geburtskirche in Bethlehem ist. Sehenswert im Inneren der Kirche ist vor allem die im südlichen Seitenschiff ausgestellte Holztür aus dem 11. Jahrhundert. Die zwei Türflügel verschlossen knapp 900 Jahre den stadtseitigen Eingang der Kirche und sind immer noch in einem hervorragenden Zustand. Die Türflügel zeigen 26 Reliefs mit Szenen aus dem Leben Jesu. Weitere besondere Ausstattungsgegenstände sind die Grabplatte der heiligen Plektrudis von 1160/1170, die Limburger Madonna aus dem 13. Jahrhundert und die im südlichen Seitenschiff hängenden Knochen eines eiszeitlichen Grönlandwales, der sich wahrscheinlich in einen Rheinarm verirrt hatte und dort verendet war. Die Knochen wurden bereits vor Jahrhunderten bei Bauarbeiten entdeckt und sind in Köln als "Zint Märjens Repp" ("Sankt Mariens Rippe") bekannt.
Weitere Informationen: www.maria-im-kapitol.de
Dillingen an der Donau: Basilika St. Peter
Die Basilika St. Peter im Zentrum von Dillingen an der Donau ist die Konkathedrale des Bistums Augsburg und damit auch Weihe- und Grabkirche für die Augsburger Bischöfe. Die dreischiffige Hallenkirche wurde von 1619 bis 1628 auf den Fundamenten von Vorgängerkirchen aus dem 13. und 15. Jahrhundert errichtet. Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg bei der Besetzung Dillingens durch die Schweden wurde das Gotteshaus 1643 saniert. 1669 wurde der noch von der Vorgängerkirche stammende gotische Turm durch David Motzardt, den Ururgroßvater von Wolfgang Amadeus Mozart, auf 49 Meter erhöht. 1733 wurde die Erasmuskapelle an der Nordseite angebaut, 1733/1734 erfolgte die Stuckierung und Ausmalung in ihrer heutigen Form. An die Südostecke der Basilika grenzt die Klosterkirche der Franziskanerinnen an, an der Südwestecke befindet sich eine Lourdes-Grotte.
Weitere Informationen: www.pg-dillingen.de
Köln: St. Kunibert
In Sichtweite des Kölner Doms steht in der nördlichen Altstadt die Basilika St. Kunibert. Sie ist die jüngste der zwölf berühmten romanischen Kirchen Kölns und wurde zwischen 1210 und 1247 in unmttelbarer Nähe des Rheinufers errichtet. Das dreischiffige Gotteshaus war in seiner Geschichte wiederholt Zerstörungen ausgesetzt – am verheerendsten waren die Schäden durch den Zweiten Weltkrieg. Erst 1993 war der Wiederaufbau der Kirche nach mehreren Jahrzehnten vollständig abgeschlossen. Besonders eindrucksvoll sind im Inneren die während des Krieges eingelagerten und deshalb erhalten gebliebenen Originalfenster aus dem frühen 13. Jahrhundert. Sehenswert sind zudem mehrere Skulpturen des 13. bis 15. Jahrhunderts sowie die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Schreine für die Reliquien des Heiligen Kunibert und der heiligen Brüder Ewaldi.
Weitere Informationen: www.st-kunibert-koeln.de
Wechselburg: Basilika Hl. Kreuz
Sie ist die erste Basilika in den fünf ostdeutschen Bundesländern – die Stiftskirche Heilig Kreuz des sächsischen Klosters Wechselburg. Erst im November 2018 wurde das Gotteshaus von Papst Franziskus zur "Basilica minor" erhoben. Die spätromanische Kirche ist bis heute der architektonische und spirituelle Mittelpunkt des Wechselburger Klosters. Die dreischiffige Pfeilerbasilika auf einem kreuzförmigen Grundriss zählt zudem zu den am besten erhaltenen romanischen Kirchen östlich der Saale. Das kunsthistorisch wertvollste Ausstattungsstück der Basilika ist der Lettner, der den Chorraum der Mönche mit der Krypta vom übrigen Kirchenschiff trennt. Das Bildprogramm des Lettners, der im 13. Jahrhundert geschaffen wurde und heute in restaurierter Form wieder an seinem ursprünglichen Standort steht, umfasst Reliefplatten mit Personen und Szenen aus der Bibel.
Weitere Informationen: www.kloster-wechselburg.de
Ochsenhausen: St. Georg
Einen Spitzbogen wird man in Ochsenhausen wohl vergeblich suchen, doch in ihrer Struktur ist die ehemalige Abteikirche noch gotisch. Denn anders als vielerorts in Europa hatten sich die Benediktinermönche gegen einen Abriss des mittelalterlichen Vorgängerbaus entschieden. Stattdessen machten sich Stuckateure, Maler und Architekten ab 1660 daran, das querschifflose Gotteshaus mit farbenprächtigen Fresken und einer stark geschwungenen Fassade barock zu überformen. Die Deckengemälde in den Seitenschiffen, die der Maler Johann Josef Anton Huber 1784 schuf, stellen – eine Seltenheit in der christlichen Malerei – die Glaubensartikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses in zwölf Allegorien dar. Die Orgel des berühmten Orgelbauers Joseph Gabler, der selbst in Ochsenhausen getauft worden war, hat sich größtenteils erhalten. Für heutige Besucher vielleicht ein wenig morbide: Hinter den Altarbildern der Seitenaltäre liegen seit 1623 vier "heilige Leiber". Ochsenhausen war die erste Kirche in Deutschland, die Ganzkörperreliquien aus einer 1578 in Rom entdeckten Katakombe erhalten hatte. Prächtig geschmückt und in "lebendiger" Pose drapiert, erfuhren sie bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts große Verehrung. Papst Franziskus erhob St. Georg am 3. November 2019 zur "Basilica minor".
Weitere Informationen: www.st-benedikt-ochsenhausen.de
Aktualisiert am 3. November 2019. /cst