Fünfter Teil der Serie "Deutschlands Basiliken"

Von Ursula, Unserer Lieben Frau und Umbauarbeiten

Veröffentlicht am 02.03.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die fünfte Folge der katholisch.de-Basilikenreihe führt dreimal nach Bayern, zweimal nach Köln sowie nach Schwaben und in den Westerwald. Diesmal im Fokus: eine Kölner Stadtpatronin und die erste hochbarocke Kirche Deutschlands.

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Köln: St. Ursula

St. Ursula Köln
Bild: ©pixs:sell – stock.adobe.com

Die Basilika St. Ursula in Köln ist eng mit der Legende der namensgebenden Heiligen verknüpft.

Die Geschichte der Sankt-Ursula-Kirche ist eng mit der Legende um die namensgebende Heilige verknüpft. Diese soll im vierten Jahrhundert zusammen mit ihren Gefährtinnen von Hunnen ermordet worden sein und dort begraben liegen, wo heute das Gotteshaus steht. In der Spätantike befand sich dort ein spätantiker Friedhof. Gemäß einer Weiheinschrift ließ ein gewisser Clematius im vierten oder fünften Jahrhundert eine christliche Basilika an der Stelle des Martyriums errichten. Die heutige Ursulakirche ist ab etwa 1135 als Emporenbasilika mit zweigeschossigem Westquerhaus mit Turm entstanden. Die barocke, gekrönte Turmhaube verweist auf die heilige Ursula: Sie war eine bretonische Königstochter. Der gotische, hell erleuchtete Chorraum aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts beherbergt den sogenannten Ursula-Schrein aus dem späten 19. Jahrhunderts und den aus der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts stammenden Schrein des legendären Bräutigams der heiligen Ursula, Ätherius. Die Elfzahl der Fenster verweist auf die Anzahl von Ursulas Gefährtinnen, deren Zahl – vermutlich aufgrund eines Lesefehlers und der vielen gefundenen Gebeine – im zehnten Jahrhundert auf 11.000 festgelegt wurde. Das vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts im Süden der Kirche angebaute gotische Schiff beinhaltet ein besonderes Highlight: die "Goldene Kammer", in der die Büsten der Märtyrerinnen zu sehen sind – samt deren Lächeln. Die heilige Ursula ist eine der Stadtpatrone Kölns: Im Stadtwappen erinnern elf Flammen an die Märtyrerinnen der Ursula-Legende. Die Erhebung zur Basilica minor erfolgte 1920 unter Papst Benedikt XV.

Weitere Informationen: gemeinden.erzbistum-koeln.de/st-agnes-koeln

Streithausen: Abteikirche Unserer Lieben Frau von Marienstatt

Abtei Marienstatt
Bild: ©KNA-Bild

Blick auf den Chorumgang der Klosterkirche der Zisterzienserabtei Marienstatt in Streithausen.

Die Abteikirche Unserer Lieben Frau von Marienstatt in Streithausen (Westerwald) gilt als erste gotische Kirche östlich des Rheins. Bereits 1222 begonnen, bauten die Zisterziensermönche über 200 Jahre an ihrer Kirche, bis sie 1425 vollendet war. Die Kirche hat ein dreischiffiges Langhaus, an das sich ein Querhaus und ein runder Chor mit Chorumgang anschließen. Sie hat ganz nach zisterziensischer Tradition nur einen Dachreiter statt Türmen. Im Barock wurde die Kirche mit einem Bildprogramm ausgestaltet und mit zahlreichen Barockaltären versehen. Das um 1290 geschaffene Chorgestühl ist eines der ältesten noch genutzten Chorgestühle Deutschlands. Besonders sticht der Hochaltar der Basilika mit dem Ursulaschrein hervor. Im unteren Bereich des Altaraufsatzes  sind – im aufgeklappten Zustand – Schädelreliquien und zwölf Reliquienbüsten der heiligen Ursula von Köln und ihrer Gefährtinnen zu sehen. Die Reliquen wurden im 17. Jahrhundert von der Kölner Ursulakirche "exportiert". Die am südlichen Seitenschiff der Kirche angebaute Gnadenkapelle beherbergt das Gnadenbild von Marienstatt. Die im frühen 15. Jahrhundert entstandene Darstellung der "schmerzhaften Muttergottes" stammt aus dem Donau-Alpenraum und wird nachweislich seit 1425 in Marienstatt verehrt. Besonders sehenswert ist der barocke Klostergarten, der von 2010 bis 2011 nach alten Zeichnungen rekonstruiert wurde. 1927 verlieh Papst Pius XI. der Kirche den Ehrentitel Basilica minor.

Weitere Informationen: www.abtei-marienstatt.de

Köln: St. Severin

Die Kölner Basilika St. Severin
Bild: ©Eckhard Henkel – stock.adobe.com

Blick auf die Basilika St. Severin in Köln samt dem zugehörigen Stadtviertel.

Die Geschichte der Kölner Severins-Basilika beginnt im vierten Jahrhundert:  Damals entstand unweit von Begräbnisstätten ein kleiner rechteckiger Saalbau mit Apsis nach Westen. Nach Erweiterungen im sechsten und im achten Jahrhundert wurde der Neubau einer romanischen Basilika begonnen, die 900 fertiggestellt wurde. 1043 wurde die Hallenkrypta, deren westlicher Teil noch erhalten ist, geweiht. War der östliche Teil der Basilika bereits im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts vollendet, so waren die Arbeiten am südlichen Teil erst um 1300 abgeschlossen. Teile der südlichen Apsis sind als Mauerwerk im noch heute erhaltenen Chor von 1237 erhalten. Während der Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts bis in das 16. Jahrhundert hinein wurde das Langhaus im spätgotischen Stil erneuert. Die Kirche erlitt im Zweiten Weltkrieg zwischen 1942 und 1945 starke Kriegsschäden – der Wiederaufbau dauerte bis ins Jahr 1961. Dabei orientierte man sich an der vom neunten bis ins 15. Jahrhundert erbauten romanischen Kirche. Die Innenausstattung ist trotz der herben Verluste in der Vergangenheit noch reichhaltig. Neben dem Severinsschrein aus dem frühen 19. Jahrhundert beherbergt sie ein Chorgestühl aus dem späten 13. Jahrhundert, einen Wandtabernakel aus dem frühen 17. Jahrhundert und einen Reliquienschrank aus dem 14. Jahrhundert. Papst Pius XII. erhob die Kirche 1953 zur Basilica minor.

Weitere Informationen: gemeinden.erzbistum-koeln.de/st-severin-koeln

Ellwangen: Basilika St. Vitus

Basilika St. Vitus Ellwangen
Bild: ©picture alliance/imageBROKER

Die Sankt-Vitus-Basilika steht im Stadtzentrum Ellwangens.

Auf dem Marktplatz im schwäbischen Ellwangen steht die spätromanische Basilika St. Vitus. Sie wurde zwischen 1182 und 1233 als Klosterkirche erbaut. Es ist die dritte Kirche an dieser Stelle und geht in ihren Anfängen auf das Jahr 764 zurück – dem Gründungsjahr der Stadt. 1460 wurde das Gotteshaus zur Hofkirche der Fürstpröpste und ab dem Jahr 1952 zur bis heute genutzten Pfarrkirche. Bei der Kirche handelt es sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querschiff. Ihr Grundriss hat die Form eines Kreuzes. Von 1737 bis 1741 wurde die Innenausstattung barockisiert. Die barocke Stuckverkleidung blieb so zurückhaltend, dass die romanische Architektur weiterhin zum Ausdruck kommt. Aus der romanischen Zeit sind nur noch drei Räume erhalten: die Westvorhalle, die darüber liegende Michaelskapelle und die Krypta. Der noch vollständig erhaltene gotische Kreuzgang wurde 1468 bis 1473 errichtet. Er enthält 29 Fenster, von welchen jedes eine etwas anderes Form besitzt. Zur 1200-Jahr-Feier Ellwangens im Jahr 1964 wurde St. Vitus durch Papst Paul VI. der Rang einer Basilica minor verliehen.

Weitere Informationen: www.ellwangen.de

Benediktbeuern: Klosterkirche St. Benedikt

Bild: ©Fotolia.com/fottoo

Vor der Kulisse der bayerischen Alpen liegt das Kloster Benediktbeuern. Die Abtei wurde um 739 gegründet. Heute gehört es der deutschen Salesianerprovinz und wird seit 2015 umfassend saniert.

Oberbayern ist reich an barocken Schätzen – die Klosterkirche Benediktbeuren ist einer davon. Das heutige Bauwerk ist das fünfte Gotteshaus, das an dieser Stelle steht. Es wurde im 17. Jahrhundert als Klosterkirche der Benediktinerabtei erbaut. Von 1672 bis 1681 wurden zunächst die Türme und die Sakristei, im Anschluss daran bis 1686 das übrige Gotteshaus errichtet. Sie ist die erste Kirche Deutschlands, die in ihrem Innern alle charakteristischen Merkmale des Hochbarocks vereinigt. Nur außen zeigt sie noch Elemente des Frühbarock. Nach der Säkularisation im Jahre 1803 wurde aus der Klosterkirche die Pfarrkirche der Pfarrei Benediktbeuern. Eine gründliche Renovierung erfolgte von 1962 bis 1973. Der strenge, querschifflose und vereinheitlichte Innenraum hat einen wenig eingezogenen Chor mit geradem Abschluss. Das Kirchenschiff ist 18 Meter hoch und 26 Meter breit. Frei angetragener, hochbarocker, vielfältiger und teilweise noch massiver Stuck schmückt das Gewölbe und die Wandfelder. Der dekorative Stuck enthält eine Vielzahl von Motiven: Blumen, Früchte, Obst- und Gemüsesorten. Dahinter steckt der Gedanke des Gotteslobes für die Schöpfung. Noch auffallender ist die Vielzahl der kräftigen Stuckplastiken: die Apostel mit Christus und Maria über dem Kranzgesims sowie die Symbolgestalten der Eigenschaften Gottes abwechselnd mit Engeln über den korbbogigen Arkaden. Charakteristisch sind die großen Deckenbilder: Sie sind die ersten bekannten Arbeiten dieser Art von Hans Georg Asam, der Vater des berühmten Brüderpaars Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Die Deckenbilder stellen im Sinne des Tridentinischen Konzils die Heilsgeschichte mit Herrlichkeitsszenen aus dem Leben und Wirken Christi als Zyklus heraus. Papst Paul VI. erhob die Klosterkirche am 1972 zur Basilica minor.

Weitere Informationen: www.pfarrei-benediktbeuern.de

Straubing: Basilika St. Jakob

Basilika St. Jakob Straubing
Bild: ©dpa

Die drei Wahrzeichen der niederbayerischen Stadt Straubing: Wasserturm, Jakobsbasilika und Stadtturm (von links nach rechts).

Mit Stolz blicken die Bewohner des niederbayerischen Gäubodens auf ihre Basilika. Die Straubinger Sankt-Jakobs-Kirche Kirche wurde um 1400 nach den Plänen des Baumeisters Hans von Burghausen errichtet. Das dreischiffige Langhaus, umgeben mit einem Kranz aus 20 Seitenkapellen wurde um 1512 vollendet. Besonders auffällig ist der erst Ende des 16. Jahrhunderts fertiggestellte, knapp 90 Meter hohe Turm mit seiner schlanken und spitzen Zwiebelhaube. Die Gliederungen des Langhauses und der Turmunterbau bestehen zum Teil aus Kalkstein. Zehn Säulenpaare untergliedern den Raum. Das ursprüngliche gotische Rippengewölbe wurde 1780 durch einen Brand so stark beschädigt, dass es aufgegeben werden musste und durch ein flaches und teilweise rundbogiges Gewölbe ersetzt wurde. An der Südseite befinden sich zwei Portale, an der Nordseite eines.  Der Hochaltar derKirche ist aus dem Jahr 1486 und stammt aus dem Kloster St. Veit in Nürnberg. Das prachtvollste Ausstattungsstück aus der Rokokozeit ist die Kanzel. Im Juli 2016 konnten nach 18 Jahren die Generalsanierung an der Basilika abgeschlossen werden. 1989 erhob Papst Johannes Paul II. die Kirche zur Basilica minor.

Weitere Informationen: www.st-jakob-straubing.de

Herrieden: Stiftskirche St. Vitus und Deocar

Basilika St. Vitus und Deocar in Herrieden
Bild: ©dpa

Charakteristisch für die Herriedener Basilika sind die beiden eng aneinanderstehenden Türme.

Die Geschichte des Gotteshauses im mittelfränkischen Herrieden reicht zurück bis in das Jahr 1071, als der damalige Eichstätter Bischof Gundekar II. die Ursprungskirche weihte. Die Entstehung der charakteristischen Türme der Basilika wird in den Zeitraum zwischen Ende des 13. Jahrhundert und Anfang des 14. Jahrhundert datiert. Deren enge Anordnung, die Schlitzbogenfenster im Unterbau, Versatzstücke eines Spitzbogenfrieses und ein Löwenkopf ordnen sie in die frühgotische Zeit ein. An die Türme angeschlossen ist der 1340 errichtete Chor, der in der Zeit von 1447 bis 1461 durch den heute bestehenden Chor und der angrenzenden zweigeschossigen Sakristei ersetzt wurde. Ein Stadtbrand im Jahr 1490 zerstörte das Langhaus; es wurde von 1502 bis 1533 erneuert. Von 1677 bis 1683 wurde darin eine bemalte Holzdecke eingezogen. Der Hochaltar wurde 1695 entworfen; aus der gleichen Zeit stammt das Altarblatt. Es zeigt die Apotheose des heiligen Vitus und des heiligen Deocar. 1735 begann in einer der Seitenkapellen die barocke Umgestaltung, die in den Jahren 1740 bis 1748 in den anderen Bereichen des Gotteshauses fortgesetzt wurde. Von 1999 bis 2008 wurde das Gotteshaus im Außen- und Innenbereich generalsaniert. Dabei wurden auch die beiden Türme instandgesetzt. Die Kirche wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. zur Basilica minor erhoben.

Weitere Informationen: www.pfarrverband-herrieden.de

Von Matthias Altmann