Siebter Teil der Serie "Deutschlands Basiliken"

Das einzige Apostelgrab auf deutschem Boden und der Schauplatz eines Konzils

Veröffentlicht am 04.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die siebte Folge der katholisch.de-Basilikenreihe führt unter anderem zum einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen, zum Sitzungssaal eines wichtigen Konzils im Mittelalter und – so sagt es die Legende – zur "Mutterkirche" Bayerns. Mit dabei ist auch die Grabeskirche eines bedeutenden Bischofs.

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Trier: Basilika St. Matthias

Abteikirche St. Matthias in Trier
Bild: ©Harald Oppitz/KNA

Blick über den Abteihof auf die Basilika Sankt Matthias in Trier.

Wer an ein Apostelgrab pilgern will, muss nicht nach Spanien oder Italien: Dafür reicht schon eine Reise nach Trier. In der Kirche der Benediktinerabtei werden seit dem 12. Jahrhundert die Gebeine des heiligen Matthias verehrt. Die Geschichte der Basilika geht bis ins 5. Jahrhundert zurück: Der damalige Trierer Bischof Cyrillus ließ eine Grabstätte für die Gründerbischöfe der Trierer Ortskirche, Eucharius und Valerius, erbauen. In seiner heutigen Form wurde das Gotteshaus im Jahre 1127 errichtet. Dabei fanden die Bauarbeiter die bis dahin verschollenen Reliquien des Apostels Matthias, die einst die Kaisermutter Helena nach Trier gebracht haben soll. In der Basilika lässt sich eine lange Baugeschichte erkennen. Der romanische Grundbau der Basilika wurde etwa 1160 beendet. Seit 1500 bestimmen ein spätgotisches Netzgewölbe, gotische Fenster, die Apsis und der östliche Teil der Krypta das Erscheinungsbild. Im Barockstil wurden um 1650 Voluten auf die Giebel gesetzt und Anfang des 18. Jahrhunderts die Portale im französischen und italienischen Stil hinzugefügt. 1786 erhielten die Türme eine Krone. Die Seitenschiffe lassen noch die romanischen Gewölbe erkennen, die 1750 um eine Gipsdekoration ergänzt wurden. Blickt man in Richtung Alta, sieht man die Gedenkstätte mit der Grabfigur des Apostels Matthias. Unterhalb des Chores kann der Besucher die Krypta besichtigen. Dort stehen die Sarkophage der ersten beiden Bischöfe Eucharius und Valerius – und seit Dezember 2007 auch der des heiligen Matthias, der damals im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamts von der Oberkirche dorthin überführt wurde. 1920 war die Abteikirche durch Papst Benedikt XV. zur Basilica minor erhoben worden.

Weitere Informationen: www.abteistmatthias.de

Bingen: Basilika St. Martin

Basilika St. Martin Bingen
Bild: ©saiko3p – stock.adobe.com

Die Basilika St. Martin in Bingen ist Teil des Unesco-Welterbes Oberes Mittelrheintal.

An der Nahe, einem Nebenfluss des Rheins, der durch Bingen verläuft, steht die Basilika St. Martin. Der erste sichere Nachweis für die Existenz des heutigen Gotteshauses ist eine Urkunde des Erzbischofs Willigis von Mainz aus dem Jahr 1006, in der von dem Stift St. Martin in Bingen die Rede ist. Von der frühromanischen Basilika ist nur noch die Krypta aus dem mittleren 11. Jahrhundert erhalten, dessen Kreuzgratgewölbe von vier Steinsäulen mit Würfelkapitellen getragen wird. Bei einem großen Stadtbrand im August 1403 brannte die Kirche darüber ab. Die Krypta wurde in den 1416 geweihten gotischen, ursprünglich einschiffigen Neubau integriert. Bis 1505 wurden die Seitenschiffe fertiggestellt. Das nördliche davon wurde in der Zeit um 1500 durch den zweischiffigen, spätgotischen "Barbarabau" ersetzt, der als Pfarrkirche diente. Diese Baumaßnahme wird in der Literatur häufig in die Jahre von 1502 bis 1505 datiert, dürfte in Wirklichkeit aber deutlich länger gedauert haben. Papst Pius XI. erhob die Kirche am 1930 zur Basilica minor. Nach schweren Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg erfolgte bis 1958 der Wiederaufbau. Seit 2002 ist die Basilika St. Martin Teil des Unesco-Welterbes Oberes Mittelrheintal, zudem ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.

Weitere Informationen: www.pfarrei-bingen.de

Konstanz: Münster Unserer Lieben Frau

Bild: ©Fotolia.com/VRD

Das Münster Unserer Lieben Frau in Konstanz.

Das Konstanzer Münster geht auf die Anfangszeit des Bischofssitzes um das Jahr 600 zurück und wurde im Jahr 780 erstmals urkundlich erwähnt. Das Münster war für gut zwölf Jahrhunderte die Kathedrale der Bischöfe von Konstanz und diente als Sitzungssaal des Konzils von Konstanz (1414 bis 1418). Seit der Aufhebung des Bistums 1821 wird das Münster als katholische Pfarrkirche genutzt. Architektonisch handelt es sich beim bestehenden Bau um eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands, eine dreischiffige Säulenbasilika mit kreuzförmigem Grundriss, die im Jahr 1089 geweiht wurde. Der romanische Bau ist im Stil der Gotik durch den breiten Westturmblock mit Westportal (12. bis 15. Jahrhundert), die Reihen der Seitenkapellen (15. Jahrhundert) und insbesondere die erst im 19. Jahrhundert errichtete neugotische Turmspitze überformt. Die Kirchenausstattung der Romanik und Gotik ist nur punktuell erhalten, im Innenraum überlagern sich die Ausstattungsepochen des Barock, des Klassizismus und der Neugotik. Als höchstes Gebäude der historischen Altstadt prägt es mit seinem markanten Umriss bis heute das Stadtbild. Am 17. Januar 1958 wurde die Kirche durch Papst Pius XII. zur Basilica minor erhoben.

Weitere Informationen: www.kath-konstanz.de

Regensburg: Stiftskirche zur Alten Kapelle

Die Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg
Bild: © Ilhan Balta – stock.adobe.com

Der Glockenturm der Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg.

Einer Legende zufolge soll sie die älteste Kirche und damit die Mutterkirche Bayerns sein, von der die Christianisierung des Landes ausging. Die Stiftskirche Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle (kurz: Stiftskirche zur Alten Kapelle oder Alte Kapelle) am Alten Kornmarkt in Regensburg ist die Hauptkirche des gleichnamigen Kollegiatstifts, des ältesten noch bestehenden Kollegiatstifts in Bayern, und die älteste Kirche Regensburgs. Kunstgeschichtlich gesehen gilt sie als eine der bedeutendsten Rokokokirchen Bayerns. Die heutige Bausubstanz geht im Kern auf die ottonische Zeit zurück, als das Kollegiatstift im Jahr 1002 von Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde gegründet wurde. Der erhöhte Chor entstand dagegen erst Mitte des 15. Jahrhunderts und ist im spätgotischen Stil ausgeführt. Im Innenraum dominiert nach der durchgreifenden Umgestaltung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Rokokostil. Im Jahr 1944, während des Zweiten Weltkriegs, wurde das nördliche Querhaus der Stiftskirche durch einen Bombentreffer schwer beschädigt. 1964 erhob Papst Paul VI. die Alte Kapelle aufgrund ihrer langen, ununterbrochenen Tradition als Kollegiatstiftskirche und ihrer vermeintlichen Bedeutung als "Mutterkirche" für die Christianisierung Bayerns zur "Basilica minor".

Weitere Informationen: www.alte-kapelle.de

Düsseldorf: St. Lambertus

Die Düsseldorfer St.-Lambertus-Kirche
Bild: ©picture alliance/imageBROKER

Die Düsseldorfer Altstadt mit Lambertus-Kirche und Schlossturm an der Rheinpromenade.

St. Lambertus ist eine von vier katholischen Kirchen in der Düsseldorfer Altstadt und Pfarrkirche der Großpfarrei St. Lambertus. Sie ist wohl das älteste Bauwerk und ein Wahrzeichen der historischen Altstadt. Ein Vorgängerbauwerk ist durch eine Urkunde Papst Hadrians IV. vom 23. Mai 1159 belegt, die Ursprünge liegen aber noch weit vor diesem Zeitpunkt. Ab 1370 erfolgte der Bau einer Hallenkirche in den Formen der niederrheinischen Backsteingotik. Ihr Chor baute auf den Fundamenten der romanischen Vorgängerkirche auf. Am 12. Juli 1394 wurde der dreischiffige Bau eingeweiht. Sturmschäden des Jahres 1606 und die Beschädigung der Kirche durch die Explosion eines nahe gelegenen Pulverturms im Jahr 1634 machten eine Erneuerung der Innenausstattung notwendig: Der Hochaltar, die vier Nebenaltäre, die Kanzel und die Beichtstühle wurden in den Jahren 1691 bis 1698 eingefügt und sind bis heute erhalten. Nach einem Brand im Jahr 1815 wurde der Turmhelm erneuert. Da hierzu vermutlich zu frisches und damit feuchtes Holz benutzt wurde, verdrehte sich das Dach. Eine Sage besagt, dass der Teufel in einem Wutanfall den Kirchturm verdrehte, als er versuchte, die Kirche herauszureißen. Als infolge der Schäden des Zweiten Weltkriegs das Dach wieder erneuert wurde, baute man es auf Wunsch der Bevölkerung wieder verdreht auf. Im Jahr 1974 wurde der Kirche durch Papst Paul VI. der Titel einer päpstlichen Basilica minor verliehen. Das Kirchweihfest der Basilika St. Lambertus bildet den spirituellen Hintergrund der "Größten Kirmes am Rhein", die jährlich in der dritten Juliwoche stattfindet.

Weitere Informationen: www.duesseldorf-altstadt.de

Essen: St. Ludgerus

Basilika St. Ludgerus in Essen-Werden
Bild: ©picture alliance/DUMONT Bildarchiv

Eine Basilika im Ruhrgebiet: St. Ludgerus in Essen-Werden.

Die St.-Ludgerus-Kirche in Essen-Werden gilt als einer der bedeutendsten spätromanischen Kirchenbauten im Rheinland. Sie entstand zu Beginn des 9. Jahrhunderts als Abteikirche des Benediktinerklosters Werden, das 805 vom heiligen Ludger, dem ersten Bischof von Münster, gegründet worden war. Um 1230 wurde die frühromanische Kirche zu einer dreischiffigen Emporenbasilika mit einem östlichen Querschiff und einem polygonalen Chor mit sechsteiligem Kreuzrippengewölbe im spätromanischen Stil umgestaltet. Im Jahr 1256 zerstörte ein Brand die Klosteranlage und beschädigte auch die vermutlich bereits fertiggestellte, aber noch nicht geweihte Abteikirche. Diese wurde daraufhin mit gotischen Kreuzrippengewölben und einem Maßwerkfenster im Westen wiederhergestellt und 1275 von Albertus Magnus geweiht. In den folgenden Jahrhunderten änderte sich nichts Wesentliches am Bau. Erst als die Abtei im 18. Jahrhundert wieder wohlhabend wurde, kam es zu nennenswerten Veränderungen. Die Abteikirche wurde im Inneren durch einen neuen Hochaltar, Chorgestühl und Seitenaltäre barock ausgestattet. Außerhalb des eigentlichen Kirchengebäudes befindet sich die Krypta mit dem Schrein des heiligen Ludgerus. Seit Aufhebung der Abtei im Zuge der Säkularisation ist St. Ludgerus katholische Pfarrkirche. Sie trägt seit 1993 den Titel einer Basilica minor, der ihr durch Papst Johannes Paul II. verliehen wurde.

Weitere Informationen: www.st-ludgerus.net

Lippetal: Wallfahrtskirche St. Ida

Basilika St Ida in Lippetal-Herzfeld
Bild: ©Oliver Gottlob/CC BY-SA 2.0 de/wikimedia.org

Die Basilika St. Ida in Lippetal-Herzfeld wurde Anfang des 20. Jahrhunderts komplett neu errichtet.

Einer Legende zufolge sollen die heilige Ida und ihr Mann während einer Reise im westfälischen Herzfeld Rast gemacht haben. Dabei soll Ida im Traum ein Engel erschienen sein, der ihr den Auftrag gab, eine Kirche bauen zu lassen. Ob sie direkt dafür verantwortlich war, ist nicht geklärt, doch um 790 wurde die erste Vorgänger-Kirche der heutigen Basilika errichtet. Im 13. Jahrhundert entstand an gleicher Stelle ein erster Neubau. Am 26. Mai 1900 wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen, der erste Spatenstich für ein neues Gotteshaus im neugotischen erfolgte im September. Drei Jahre später weihte der Münsteraner Bischof Hermann Jakob Dingelstad die neue Kirche ein. Die Basilika verfügt über vier Joche, einem polygonal geschlossenem Chor, einem Querhaus und einem Kapellenanbau im Süden Ein orkanartiger Sturm riss 1983 den Turmhelm aus der Verankerung und verdrehte ihn um einige Grad. Nach Anbringung eines Betonringes wurde er wieder in seine ursprüngliche Lage gebracht. Von 1991 bis 2001 wurden im Rahmen einer umfangreichen Renovierung das gesamte Außenmauerwerk und die Fenstereinfassungen erneuert. Die gesamte Inneneinrichtung wurde 2002 restauriert .2011 erhob Papst Benedikt XVI. die St.-Ida-Kirche zur Basilica minor.

Weitere Informationen: www.katholisch-in-lippetal.de

Von Matthias Altmann