Dritter Teil der Serie "Deutschlands Basiliken"

Bayerischer Barock, Buntsandstein und Bonifatius

Veröffentlicht am 01.12.2018 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die größte deutsche Kirche des 20. Jahrhunderts, ein Gotteshaus, das vielen Weltstars der Musik als Bühne diente und der Aufbewahrungsort einer ganz besonderen Relique: Das sind unter anderem die Schauplätze der dritten Folge unserer Serie zu Deutschlands Basiliken.

  • Teilen:

Altötting: Basilika St. Anna

Die Basilika St. Anna in Altötting wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wegen des zunehmenden Pilgerstroms errichtet.
Bild: ©Fotolia.com/schaeuffy

Die Basilika St. Anna in Altötting wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wegen des zunehmenden Pilgerstroms errichtet.

"Gnade euch und Frieden von Gott" ruft die Fassade der Basilika St. Anna den Altötting-Pilgern zu. Das Gotteshaus liegt direkt neben dem Kapuzinerkloster St. Konrad. Obwohl die Basilika den Eindruck eines Barockbaus aus dem 18. Jahrhundert vermittelt, ist sie vergleichsweise jung: 1910 begannen die Bauarbeiten im neobarocken Stil, 1912 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Grund für den Neubau  war der zunehmende Pilgerstrom in den oberbayerischen Marienwallfahrtsort. Die Basilika St. Anna ist die größte im 20. Jahrhundert erbaute Kirche in Deutschland und bietet Platz für 8.000 Besucher. Der mächtige Hochaltar wurde von Prinzregent Luitpold gestiftet, weshalb das Altarbild vom bayerischen Königswappen gekrönt wird. Es zeigt die heilige Anna zusammen mit Maria, davor kniet Papst Pius X. 1913 erhob Pius X. die Kirche in den Rang einer Basilica minor. 2012, genau 100 Jahre nach der Eröffnung, begann die Generalsanierung der Basilika, die bis 2016 andauerte.

Weitere Informationen: basilika.ds-it.com

Ottobeuren: St. Alexander und Theodor

Blick auf die Basilika St. Alexander und Theodor in Ottobeuren.
Bild: ©Fotolia.com/pwmotion

Blick auf die Basilika St. Alexander und Theodor in Ottobeuren.

Rund 30 Jahre gingen nach der Grundsteinlegung ins Land, bis die Ottobeurer Basilika 1766 eingeweiht wurde – an der Stelle, wo bereits 1.000 Jahre zuvor eine Klosterkirche errichtet worden war. Das prachtvolle spätbarocke Gotteshaus im Unterallgäuer Markt verfügt über rund 80 Meter hohe Zwillingstürme, an die sich das nördliche Hauptschiff mit seinen Seitenkapellen anschließt. Danach kommt das Querhaus, das nach außen ragt, bevor sich die Außenansicht wieder auf die Breite des Langhauses verschlankt und danach in die übrigen Klostergebäude endet. Die unübliche Nord-Süd-Ausrichtung der Kirche hängt mit ihrer Lage innerhalb der Klosteranlage zusammen: Ihr Grundriss hat die Form eines Kreuzes. Der Innenraum der Basilika ist mit allerlei Fresken ausgeschmückt. 1926 erhielt die Klosterkirche von Papst Pius XI. den Titel einer Basilica minor. Bekannt ist die Basilika auch bei Fans der klassischen Musik: Bei den "Ottobeurer Konzerten", die seit 70 Jahren stattfinden, gaben sich bereits Stardirigenten wie Leonard Bernstein oder Herbert von Karajan sowie weltbekannte Sinfonieorchester die Ehre.

Weitere Informationen: abtei-ottobeuren.de

Prüm: Sankt-Salvator-Basilika

Die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm beherbergt Partikel der Sandalen Christi.
Bild: ©picture alliance / imageBROKER

Die Sankt-Salvator-Basilika in Prüm beherbergt Partikel der Sandalen Christi.

Die Geschichte der Sankt-Salvator-Basilika in Prüm in der Westeifel ist eng mit den Karolingern verknüpft: Die fränkische Adelige Bertrada, Urgroßmutter Karls des Großen, gründete 721 ein Benediktinerkloster, ihr Enkel, Karls Vater Pippin, nahm rund 40 Jahre später eine Neugründung vor. Die spätere mittelalterliche Abteikirche war so kostbar ausgestattet, dass sie als "Goldene Kirche" bezeichnet wurde. Nach wechselvoller Geschichte, in deren Verlauf die Kirche mehrfach Opfer von Brandkatastrophen geworden war, gab der Trierer Kurfürst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg 1721 den Wiederaufbau der Salvatorkirche in Auftrag. Bei dem Gotteshaus handelt es sich um eine dreischiffige Anlage in einfacher barocker Form aus Buntsandstein. Zwei Türme krönen die Westseite, im nördlichen sind noch Reste des Vorgängerbaus erhalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Salvatorkirche stark beschädigt, wobei die Substanz des Gebäudes erhalten blieb. 1950 verlieh ihr Papst Pius XII. den Rang einer Basilica minor. Besondere Highlights, die das Gotteshaus zu bieten hat, sind das Grab Kaiser Lothars I. und ganz besondere Reliquien: Partikel der Sandalen Christi.

Weitere Informationen: pfarreiengemeinschaft-pruem.de

Walldürn: Wallfahrtsbasilika St. Georg

Bild: ©dpa/Ronald Wittek

Die Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut in Walldürn.

1330 soll ein Priester bei einer Eucharistiefeier den bereits konsekrierten Kelch umgekippt haben. Auf dem Korporale war daraufhin das Bild des Gekreuzigten und elf einzelne Häupter Christi mit Dornenkrone zu sehen. Seit Bekanntwerden dieses "Blutwunders" Ende des 14. Jahrhunderts ist Walldürn, eine Kleinstadt im Norden Baden-Württembergs, das Ziel zahlreicher Pilger. Weil sich die vorhandene Kirche für den immer weiter steigenden Andrang als zu klein erwies, wurde von 1698 bis 1728 die Wallfahrtsbasilika St. Georg errichtet. Sie wurde aus rotem Sandstein gebaut, besitzt ein Querhaus und einen dreiseitig geschlossenen Chor, an dessen Seiten die beiden Türme emporragen. Chor, Querhaus und Langhaus haben Walmdächer. Von der mittelalterlichen Kirche stammen noch die unteren Geschosse des Nordturms. Die Wallfahrtsbasilika St. Georg  wurde 1962 von Papst Johannes XXIII. zur Basilica minor erhoben.

Weitere Informationen: www.wallfahrt-wallduern.de

Waldsassen: Stiftsbasilika Waldsassen

Die Stiftsbasilika Waldsassen.
Bild: ©picture alliance / akg

Die Stiftsbasilika Waldsassen.

Die barocke Stiftsbasilika im oberpfälzischen Waldsassen wurde von 1685 bis 1704 als Klosterkirche der für die ortsansässigen Zisterzienserinnen erbaut. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Kirche neben dem Passauer Dom der damals größte Sakralbau Bayerns. Der Kirchenraum hat eine Gesamtlänge von 82 Metern. Das Hauptschiff ist mit Kapellen und Emporen ausgestattet. Im Nonnenchor befindet sich ein reich gestaltetes Chorgestühl. Den gesamten Innenraum zieren kostbare Stuckaturen. Die Deckenfresken im Chor zeigen Szenen der überlieferten Gründungsgeschichte des Klosters. Die Basilika ist im Besitz von zwölf geschmückten Reliquien sogenannter Katakombenheiliger, die ursprünglich aus Rom stammen. Zehn davon sind Ganzkörperreliquien und befinden sich im Hauptschiff der Basilika. 1969 erhob Papst Paul VI. die Stiftskirche zur Basilica minor. Inzwischen ist sie auch Pfarrkirche.

Weitere Informationen: www.pfarrei-waldsassen.de

Altenmarkt: Asambasilika

Die Asambasilika in Altenmarkt, einem Ortsteil der niederbayerischen Stadt Osterhofen.
Bild: ©High Contrast/CC-BY-SA 2.0 de

Die Asambasilika in Altenmarkt, einem Ortsteil der niederbayerischen Stadt Osterhofen.

In Altenmarkt, einem Ortsteil der niederbayerischen Stadt Osterhofen, befand sich einst eine Prämonstratenserabtei. Nachdem die frühere gotische Klosterkirche 1701 bei einem Brand schwer beschädigt worden war, begann 1726 der Wiederaufbau - mit einigen architektonischen Neuerungen: Der lange Rechteckbau wurde im Inneren durch zahlreiche Rundungen und Ovale aufgelockert, an die Stelle der früheren Zwillingstürme trat ein Dachreiter. Den Innenraum gestalteten die berühmten Asam-Brüder. Das riesige Deckenfresko zeigt Szenen aus dem Leben des Gründers der Prämonstratenserordens, Norbert von Xanten. Unter dem Turm porträtierte der Maler Cosmas Damian Asam sich selbst als reumütiger Zöllner. Der Hochaltar von Egid Quirin Asam ist eine der bedeutendsten Schöpfungen des bayerischen Barocks. Die Klosterkirche wurde 1740 geweiht und 1983 von Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben.

Weitere Informationen: www.asambasilika.de

Fritzlar: Dom St. Peter

Blick auf dem Dom St. Peter im nordhessischen Fritzlar.
Bild: ©Fotolia.com/Marc Slingerland

Blick auf dem Dom St. Peter im nordhessischen Fritzlar.

An der Stelle, wo der Fritzlarer Dom St. Peter steht, soll kein geringerer als der heilige Bonifatius im achten Jahrhundert aus dem Holz der gefällten Donareiche ein Bethaus errichtet haben lassen. Die Bausubstanz des bestehenden Gotteshauses geht auf einen um 1090 begonnenen hochromanischen Bau mit flachgedecktem Langhaus, breit ausladendem Ostquerhaus und platt geschlossenem Chor zurück. Ende des 13. Jahrhunderts wurde das romanische Südseitenschiff durch zwei gotische Seitenschiffe ersetzt. Ab dem späten 17. Jahrhundert wurde der Innenraum barockisiert. Bis in das 19. Jahrhundert hinein schloss sich eine Vielzahl weiterer Baumaßnahmen an, ehe die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt. Besonders sehenswert sind die Krypten des Fritzlarer Doms. In der Hauptkrypa befindet sich etwa der gotische Schrein des heiligen Wigbert, des Gefährten des heiligen Bonifatius. Seit 2004 trägt die nordhessische Kirche den Titel einer Basilica minor.

Weitere Informationen: www.katholische-kirche-fritzlar.de

Von Matthias Altmann

Dossier: Deutschlands Basiliken

In Deutschland tragen 77 Kirchen den vom Papst verliehen Ehrentitel "Basilica minor". In einer elfteiligen Serie stellt katholisch.de diese historisch bedeutenden Kirchen und ihre Besonderheiten vor.